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Saudi-Arabien
Außenminister stellt Handel mit Iran ein

Die Krise im Mittleren Osten spitzt sich zu: Saudi-Arabien hat seinen Handel mit Iran eingestellt und seinen Bürgern Reisen in das Land verboten. Vorher hatten die saudische Regierung und einige Verbündete ihre diplomatischen Beziehungen zu Iran beendet. Die Arabische Liga hat ein Krisentreffen angesetzt.

04.01.2016
    Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Jubeir gestikuliert mit seinem rechten Zeigefinger während er auf einer Pressekonferenz im Ministerium spricht.
    Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Dschubeir kappt den Handel mit dem Iran. (afp / Ahmed Farwan)
    Der saudische Außenminister Adel al-Dschubeir kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, die Handelsbeziehungen würden auch Flüge in den Iran eingestellt. Während die eigenen Bürger nicht mehr nach Iran reisen dürften, seien iranische Pilger in den heiligen Stätten Mekka und Medina aber weiterhin willkommen.
    Die Beziehungen zum Iran würden erst wieder normalisiert, wenn der Iran sich wie ein normales Land verhalte und internationale Normen respektiere, so der Außenminister.
    Saudi-Arabien und das Nachbarland Bahrain haben ihre Beziehungen zum schiitischen Iran abgebrochen, genauso wie der Sudan. Die Vereinigten Arabischen Emirate zogen ihren Botschafter aus Teheran ab. Er soll durch einen Vertreter ersetzt werden.
    Demonstrationen gegen Hinrichtung
    Auslöser für die Krise ist die Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr am Samstag. Er im Oktober 2014 in Saudi-Arabien wegen Aufwiegelung, Ungehorsams und Waffenbesitzes zum Tode verurteilt worden. Im schiitsch geprägten Iran fielen die Proteste gegen Hinrichtung des Geistlichen besonders heftig aus. In der Nacht zu Sonntag stürmten in Teheran wütenden Bürger die saudische Botschaft. Der Iran sieht sich als Schutzmacht der Schiiten und kämpft mit dem sunnitisch-geprägten Saudi-Arabien um die Vormachtstellung in der Region.
    Im Irak haben unterdessen tausende Menschen gegen die Hinrichtung von al-Nimr protestiert. In Bagdad zogen Demonstranten bis vor die abgeriegelte Regierungszone, in der sich auch die saudische Botschaft befindet. Ähnliche Proteste gab es auch in den schiitisch geprägten Städten Basra, Najaf und Kerbala.
    Proteste im irakischen Basra gegen die Hinrichtung des Geistlichen Nimr al-Nimr durch Saudi-Arabien
    Proteste in Basra gegen die Hinrichtung des Geistlichen al-Nimr. (HAIDAR MOHAMMED ALI / AFP)
    Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga
    Wegen der Krise kommt die Arabische Liga am Sonntag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Vizegeneralsekretär Ahmed Ben Helli teilte mit, die saudische Regierung habe die Sitzung beantragt. Es soll darum gehen, "die iranische Einmischung in arabische Angelegenheiten" zu verurteilen.
    Russland will vermitteln
    Russland hat sich angeboten, in dem Konflikt zu vermitteln. Ein russischer Diplomat sagte laut der Nachrichtenagentur AFP, Moskau wolle Gespräche ausrichten. In einer offiziellen Erklärung des Außenministeriums steht, dass die russische Regierung tief besorgt ist über die neue Eskalation im Nahen Osten. Auch die USA und die Bundesregierung hatten Saudi-Arabien und den Iran aufgerufen, ihre Beziehungen wieder aufzunehmen.
    Die Zusammenarbeit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran gilt als entscheidend für eine Lösung des syrischen Bürgerkriegs. Der Iran unterstützt die syrische Regierung, Saudi-Arabien und seine Verbündeten wollen, dass Präsident Baschar al-Assad gestürzt wird.
    (at/tj)