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Schäden an Kolben und Pleuel

Die Bundesregierung will an dem umstrittenen Biokraftstoff E10 festhalten, und stellt sich damit gegen den Willen der meisten Verbraucher, die E10 an den Tankstellen boykottiert haben. Nicht ohne Grund, wie das Gespräch mit einem Kfz-Meister zeigt.

Robert Bulut im Gespräch mit Leonard Ameln | 11.03.2011
    E10-Zapfpistole an einer Tankstelle
    E10-Zapfpistole an einer Tankstelle (picture alliance / dpa)
    Christoph Heinemann: Alles werde gut, hieß es nach dem Benzingipfel im Wirtschaftsministerium. Das Problem: zwar können die meisten Autos mit dem sogenannten Biokraftstoff E-10 fahren, nur möchte natürlich niemand in einem der wenigen Wagen sitzen, die das Biobenzin nicht verkraften. Leonard Ameln hat einen Kölner Kfz-Meister gefragt, an welcher Stelle des Motors man merkt, wenn der Wagen E-10 nicht verträgt.

    Robert Bulut: Ich denke, in der Verbrennungskammer, dass entweder an Kolben, Pleuel oder Kurbelwelle ein Schaden entsteht.

    Leonard Ameln: Warum?

    Bulut: Ja der Verbrennungsdruck wird anders da sein. Er verbrennt nicht mehr da, wo normalerweise der Kraftstoff verbrennt, sondern der Brennpunkt ist ganz anders da, und ich denke, dass dann es Probleme geben wird bei Fahrzeugen, die schon länger normal Super fahren und jetzt plötzlich eine Umstellung auf E-10 haben.

    Ameln: Wenn jetzt irgendwelche Dichtungen angegriffen werden, dass bestimmte Gummis eben zersetzt werden oder aufquellen durch den Kraftstoff E-10, an welchen Stellen könnte sich das jetzt hier bemerkbar machen? Zeigen Sie mal bitte?

    Bulut: Also wenn hier, dann nur an dem Schlauch. Der ist elastisch. Das muss so ein elastischer Schlauch zwischen festen Rohrleitungen und Tank geben, weil es Erschütterungen gibt. Wenn, dann nur an dem Schlauch.

    Ameln: Was passiert dann, wenn es kaputt geht oder aufquillt?

    Bulut: Dann tritt Kraftstoff aus.

    Ameln: Das ist ungünstig?

    Bulut: Ja! Erst recht bei Benzin. Und dann eine offene Flamme oder so, dann wissen Sie ja, was dann passiert.

    Ameln: Könnte man das nachweisen, dass das eben durch E-10 verursacht ist?

    Bulut: Wenn, dann sieht man es nur am Schlauch aus Altersgründen. Man sieht dann, dann ist er richtig porös, aber nicht aufgequollen. Und wenn da irgendwas anderes getankt wird, Biodiesel oder so, also Biokraftstoff, dann erkennt man das sofort. Aber jeder schiebt die Schuld natürlich immer auf einen anderen und sagt, es war schon so. Ich denke mal nicht, dass es dann zu Einigungen kommt.

    Ameln: Da können ja Gutachten helfen?

    Bulut: Ja. Der Gutachter sagt das, der andere sagt das.

    Ameln: Der Kunde ist in der Pflicht, den Beweis zu führen, dass E-10 den Schaden verursacht hat. Was kostet denn so ein Gutachten?

    Bulut: Ein Gutachten kostet Pi mal Daumen ungefähr zehn Prozent vom Schaden.

    Ameln: Wie viele Informationen haben Sie denn von dem Hersteller, von der Regierung, von der Mineralöl-Wirtschaft über E-10 bekommen? Fühlen Sie sich ausreichend informiert?

    Bulut: Nein, gar keine Info. Ich habe nur Info vom Hersteller, welche Typen E-10 fahren dürfen. Wenn er sagt, E-10 darf getankt werden, und es steht dann fest, dass es nicht so ist, dann muss der Hersteller dafür haften.

    Ameln: Aber es lässt sich eben schwer nachweisen?

    Bulut: Richtig.