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Schauplatz wichtiger Zeremonien
Pariser Triumphbogen von Randalierern beschädigt

Bei den schweren Krawallen im Zuge der "Gelbwesten"-Proteste in Frankreich ist am vergangenen Wochenende der Triumphbogen in Paris stark beschädigt worden. Viele Franzosen empfinden das als absoluten Skandal, denn der Triumphbogen ist ein ganz besonderes Wahrzeichen der französischen Nation.

Von Kathrin Hondl |
    Hunderte Demonstranten mit gelben Westen auf der Straße. Im Hintergrund ist der Triumphbogen zu sehen.
    Demonstranten ziehen über die Champs Elysees (Lucas Barioulet / AFP)
    Der Schock sitzt tief. Sachschaden in mindestens sechstelliger Höhe an einem nationalen Wahrzeichen, ein "Symbol der Republik" schwer beschädigt. Dass die "Warnwesten"-Demonstranten ausgerechnet am Pariser Triumphbogen randalierten und ihre Graffitis sprühten – "wie auf eine simple Betonwand", so betonte es eine Fernsehreporterin - sie hätte auch sagen können "wie auf einen ordinären Geldautomaten": Ein Skandal! Dass, so formulierte Premierminister Edouard Philippe, "rund um das Grab des unbekannten Soldaten eine gewalttätige Demonstration organisiert wurde" – schockierend! Und Gabriel Attal, Staatssekretär im französischen Bildungsministerium, erklärte bei "France Info": Die Skulpturen und Objekte im Innern des Triumphbogens zu zerstören, das hätten damals nicht einmal die Nazis während der deutschen Besatzung gewagt.
    Allerdings hätten die Nazis es wohl auch nicht gewagt, dem Triumphbogen ausgerechnet unter Absingen der französischen Nationalhymne den Garaus zu machen. Die mutwillige Zerstörung eines nationalen Monuments bei gleichzeitigem Grölen der Marseillaise ist nicht das einzige Paradox der gelben Warnwesten-Proteste.
    Kein Symbol der Republik
    Aber ist es tatsächlich, wie jetzt immer wieder gesagt wird, ein "Symbol der Republik", das die aufgebrachten Leute in den gelben Warnwesten da attackiert haben? Nicht ganz. Der Triumphbogen ist zwar regelmässig Schauplatz staatlicher Zeremonien wie zuletzt bei den großen Gedenkfeierlichkeiten 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, aber ein Symbol des republikanischen Frankreichs ist er nicht. Kaiser Napoleon hatte seinen Bau einst in Auftrag gegeben, erklärt Philippe Bélaval, Chef der nationalen Denkmalbehörde:
    "Vollendet wurde der Triumphbogen unter König Louis-Philippe. Mehrere große Ereignisse der Nationalgeschichte haben hier stattgefunden: Die Trauerfeierlichkeiten für Victor Hugo 1885 mit mehr als einer Million Menschen rund um den Arc de Triomphe. Das Défilé nach dem Ersten Weltkrieg, die Feiern der Befreiung von Paris 1944."
    Die Aufzählung lässt sich fortführen: Tour de France-Finale, Feiern der französischen Fußball-WM-Siege 1998 und 2018, und im Januar 2015 - nach den dschihadistischen Attentaten auf die Charlie Hebdo-Redaktion und einen koscheren Supermarkt - wurde auf den Triumphbogen der Satz "Paris est Charlie" projiziert. Paris ist Charlie. Lange scheint es her.
    Paradoxe Chaos-Tage
    "Fin de Régime", "Macron tritt zurück" oder "Die Warnwesten werden triumphieren" – das war am Wochenende auf dem Arc de Triomphe zu lesen. Und drinnen im Museum: Verwüstete Kunstwerke und Skulpturen, eine Napoleon-Statue wurde von den Demonstranten geköpft.
    "Revolution" raunt es in den Reihen der Warnwesten-Proteste, die auch national-nostalgische Züge haben.
    Und darin – auch das ein Paradox dieser französischen Chaostage – sind sie ihrem verhassten Präsidenten gar nicht so unähnlich. "Revolution" hieß das programmatische Buch, mit dem Macron vor zwei Jahren in den Wahlkampf zog. Er weckte Hoffnungen und enttäuschte. Kaum zurück vom G20-Gipfel in Argentinien, beeilte sich Macron am Sonntag das Desaster am Triumphbogen zu besichtigen. Der Präsident, der sich sonst so gerne vor symbolträchtiger historischer Kulisse inszeniert, sah nicht gut aus vor dem graffiti-verschmierten Monument. Ohne ernsthafte sozialpolitische Offensive wird es für ihn schwierig werden, den Triumphbogen zurückzuerobern.