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Schlichtung bei Lufthansa
Flugbegleiter streiken nicht mehr

Nach drei Streikwellen und monatelangen Auseinandersetzungen haben sich Lufthansa und die Kabinengewerkschaft Ufo auf ein Schlichtungsverfahren geeinigt. Nun gilt erst einmal die Friedenspflicht. Eine Mediation soll für bessere Stimmung sorgen.

Brigitte Scholtes |
Ein Airbus A380 der Lufthansa
Für die nächsten Monate müssen Passagiere keine Arbeitsniederlegungen befürchten. (imago / Rüdiger Volk)
Fast wäre diese Einigung auf den jetzigen Schlichtungsprozess wieder nicht zustande gekommen. Erst kurz vor Mitternacht, nach einer längeren Gesprächspause, war es dann geschafft. Nun beginnt zunächst eine Mediation, in der man vor allem den Umgang der Tarifparteien miteinander wieder aufbauen will. Parallel beginnt die Schlichtung, in der die tariflichen Themen besprochen werden. Als dritten Baustein hat man sich auf ein außergerichtliches Güteverfahren geeinigt. In dem soll ein Arbeitsrichter helfen, die rechtlichen Themen der Tarifpartner und einiger Ufo-Funktionäre zu klären. Dieses Vorgehen berge große Chancen, ist sich Ufo-Verhandlungsführer Daniel Flohr sicher:
"In jedem Verfahren wollen wir die einzelnen Probleme, wie man sie zusammenfassen konnte, lösen, damit wir diszipliniert miteinander auch da rangehen können und nicht in die Versuchung geraten, dann eben zu sagen, dieses rechtliche Thema können wir wegen diesem Tarifthema nicht lösen, oder hier muss erst mal der Umgang miteinander so geklärt werden, dass wir glauben, dass es geht, und dann erst können wir über Tarifthemen reden. Da waren ganz viele Interessen und Bedürfnisse, im Raum, und ich glaube, dass wir das gut miteinander weg sortiert haben, damit wir uns dann miteinander auch beschäftigen können."
Wechsel im Vorstand brachte neuen Schwung
Der stellvertretende Vorsitzende der Flugbegleitergewerkschaft wirkt erleichtert, dass man nun einen Schritt weiter ist. Denn eigentlich waren Lufthansa und Ufo ja schon vor zweieinhalb Monaten auf gutem Weg zu einer Schlichtung. So sagte im November Bettina Volkens, damals noch im Vorstand für Personal und Recht zuständig:
"Beide Seiten haben sich aufeinander zubewegt in den letzten Tagen, weil beide Seiten erkannt haben, dass nur gemeinsam offene Fragen beantwortet werden können."
Doch dann musste sie das Unternehmen verlassen, ihr Nachfolger Michael Niggemann brachte trotz der anfänglichen Skepsis von Ufo dann offenbar doch neuen Schwung:
"Dieser Geist, den wir da jetzt mitnehmen, nämlich dass wir nach vorne gucken wollen, aber eben auch aus der Vergangenheit lernen müssen miteinander. Ich glaube, das ist das, was uns tatsächlich tragen kann. Und mit den Veränderungen, die wir zumindest auf der Lufthansa Seite wahrgenommen haben, glauben wir auch, dass das gut funktionieren kann. Und wie das ebenso ist: Ein Konflikt besteht nicht nur aus den ganz formalen Fragen, die da liegen, sondern eben auch aus dem Willen der Menschen, die dafür zuständig sind. Und mit dieser diesem positiven Gefühl gucken wir tatsächlich auch nach vorne."
Flugbegleiter profitieren jetzt schon
Das sieht auch Lufthansa so, der vor allem am Tariffrieden gelegen ist. Das sei von größter Bedeutung für die 22.000 Mitarbeiter im Konzern, sagte Personalvorstand Niggemann.
Die Flugbegleiter profitieren schon jetzt: Sie erhalten unter anderem sofort zwei Prozent mehr Geld, außerdem eine Einmalzahlung von 1500 Euro. Die schwierigeren Themen sind den Schlichtern Matthias Platzeck und Frank-Jürgen Weise vorbehalten. Für die Lufthansa-Kunden aber heißt das: Während der Mediation gilt die Friedenspflicht im gesamten Lufthansa-Konzern, sie soll mindestens bis Ende Februar, spätestens bis Mitte März dauern. Und während der Schlichtung, die wohl drei bis vier Monate dauern könnte, wird es keine Streiks in der Muttergesellschaft Lufthansa geben.