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Schluss mit der Verschwendung

Umwelt. - Die Spirale der Energiepreise kennt nur eine Richtung: nach oben. Weil aber heute bereits mehr als ein Drittel des Energiebedarfs auf Raumwärme, Warmwasser und Beleuchtung entfällt, entwickeln Ingenieure neue Verfahren, um das gewaltige Sparpotenzial auszuschöpfen. "Energieeffizient bauen" lautet der Titel eines Kongresses in München, der dazu innovative Ideen vorstellt.

Von Wolfgang Nitschke | 15.01.2007
    Dass es beim Bauen heute nicht mehr nur um Mauern, Verputzen oder Streichen geht, ist nichts Neues. Schon in den vergangenen 20 Jahren ist immer mehr von "Niedrigenergiehäusern", Wärmedämmung oder intelligenter Haustechnik zu hören gewesen - allerdings war all das eine ziemlich teuere Angelegenheit. Heute ist es Standard, so zu bauen, dass man nicht die Umwelt heizt, aber die Entwicklung ist für Gerhard Hausladen, Professor für Bauklimatik und Haustechnik an der Technischen Universität München noch lange nicht zu Ende:

    Intelligent bauen heißt nicht, dass wir irgendwelche besonderen Regelsysteme einsetzen, wo dann vielleicht in Abhängigkeit von irgendwelchen Temperaturen sich ein Fenster öffnet oder wieder schließt. Sondern intelligent bauen heißt, dass Technik zum Beispiel nicht aufgesetzt wird in Gebäuden oder Architekten Gebäude entwerfen und dann kommen Ingenieure und setzen irgendwelche technischen Systeme rein, sondern dass diese notwendige Technik auf ein Minimum reduziert wird, dass das Gebäude also selber schon sehr viel leistet, und dass dies aber Teil des Entwurfsprozesses wird, dass der Ablauf in der Gebäudeplanung zukünftig ganzheitlich vor sich geht und nicht hintereinander geschaltet, so wie es in der Vergangenheit der Fall war.

    Bürohäuser, in denen man im Winter friert und im Sommer wegen der Hitze nicht mehr arbeiten kann, sollen der Vergangenheit angehören. Neue Materialien machen das möglich - Fenster, die genug Licht ins Büro lassen, aber nur soviel Wärme wie im Moment erforderlich ist zum Beispiel, oder Membranen, mit denen die Fassade überzogen ist und durch die die Wärme nicht mehr in die Umwelt entweicht. Aber es macht natürlich einen Unterschied in Entwurf und Bau, ob es sich um ein Wohnhaus, ein Bürogebäude oder eine Konzerthalle handelt. Während bei der Konzerthalle die Heizung eine recht untergeordnete Rolle spielt, ist sie beim Einfamilienhaus der entscheidende Faktor für Energieeffizienz:

    Für mich ist Öl und Gas heute zur Energieerzeugung eingesetzt in einem Haus keine Lösung mehr. Sondern es sind Wärmepumpen, nachwachsende Energien, zum Beispiel Holz, Getreide - Getreide wird kommen! Ich bin überzeugt, es werden stillgelegte Flächen in der Landwirtschaft wieder benutzt werden, es wird Getreide angebaut werden, welches verbrannt wird, um das, was wir heute noch brauchen an Öl und Gas zu ersetzen. Das wären die zwei wesentlichen Dinge: gute Wärmedämmung, den Bedarf reduzieren zumindest im Wohngebäudebereich, und alternative, regenerative Energieerzeugung. Sonne ist unser einziger zukünftiger Energielieferant. Das muss man sich einfach bewusst werden.

    Für die Nutzung der Sonnenenergie spielt es dann aber heute auch noch eine Rolle, wo das Gebäude steht. Die Verhältnisse in Finnland sind halt anders als in Südafrika. Gabriela Gottwald, Architektin bei SunTechnics in Kiel ist sich aber sicher, dass dies zukünftig kaum mehr eine Rolle spielt:

    Wenn wir überlegen, wie teuer diese ganzen Techniken vor langer Zeit gewesen sind - noch gar nicht so langer Zeit. Wir haben am Anfang vor zehn Jahren noch davon geredet: Luxusgut! Photovoltaik ist der Porsche für den Hauseigentümer! Es ist aber doch das Ziel, dass es ein selbstverständlicher Bestandteil des Bauens wird und dann ist es auch ziemlich egal, wo das Gebäude steht. Auch Altbauten können regenerativ betrieben werden. Ich denke, wir müssen auch eins noch mit reinnehmen, das dürfen wir nicht vergessen: Biomasse. Wenn wir überlegen, wo wir derzeit noch Strom her bekommen, kann es in Jahren durchaus so sein, dass Neubauviertel, Stadtzentren, Ortsteile und, und, und, gemeinsam an einer Biomasseanlage hängen und Wärmepumpen am Gebäude selber. Und dann können wir jedes Denkmal mit reinnehmen.

    Gerade die Altbauten sind ein Focus der Forschung beim energieeffizienten bauen. Es gibt aber durchaus noch andere Felder, auf denen noch viel Arbeit ansteht: Noch geht es hauptsächlich darum, das Gebäude sparsam mit der Energie umgehen zu lassen - aber es gibt auch schon Forschung, die früher ansetzt, denn auch während des Baus kann man eine Menge Energie einsparen.