Neue Bahn-Spitze
EVG will Führungswechsel im Aufsichtsrat blockieren

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft will den Führungswechsel bei der Deutschen Bahn blockieren. Gewerkschaftschef Burkert erklärte, die EVG-Vertreter im Aufsichtsrat würden am Dienstag nicht für die designierte Bahnchefin Palla stimmen. Grund ist aber nicht die Kandidatin selbst, sondern ein anderer Personalvorschlag von Bundesverkehrsminister Schnieder.

    Porträtaufnahme von Martin Burkert, dem Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft.
    Die EVG will nach Angaben von Gewerkschaftschef Burkert gegen den Führungswechsel bei der Deutschen Bahn stimmen. (IMAGO / dts Nachrichtenagentur)
    Kritik übt die EVG an dem vorgeschlagenen Kandidaten für den Vorsitz der Infrastruktur-Sparte DB InfraGo, dem Manager Rompf. Die Auswahl von Rompf sei "grundfalsch", sagte Burkert. Er stehe für den "Sparwahn", mit dem die Infrastruktur der Bahn über Jahre verkommen sei. Das sei kein Neuanfang. Er lehne das Vorgehen Schnieders ab und fordere neue Personalvorschläge, betonte Burkert. Über Palla könne er nichts Negatives sagen. Als Paket werde die EVG die Personalien jedoch nicht mittragen.
    Auch die SPD-Obfrau im Verkehrsausschuss des Bundestags, Cademartori, kritisierte den geplanten Führungswechsel bei der InfraGo. Man sei überrascht, dass dort überhaupt eine Veränderung stattfinden solle, sagte Cademartori im Deutschlandfunk.
    Die Personalie Palla unterstützte sie aber.

    Zustimmung für designierte Bahnchefin Palla

    Insgesamt erfährt Palla viel Zustimmung. Bundeskanzler Merz stellte sich hinter die Personalentscheidung. Mit Palla komme eine starke Persönlichkeit an die Spitze der Bahn, die für Erfahrung und Neuanfang stehe, sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Der Bundeskanzler sei überzeugt, dass Palla die Bahn wieder zurück in die Erfolgsspur bringe.
    Auch der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßte die Entscheidung. Palla sei unter den internen Kandidaten definitiv die beste Wahl, sagte der stellvertretende Vorsitzende Iffländer im Deutschlandfunk. Sie kenne einerseits die Deutsche Bahn, habe aber auch aus ihrer Zeit bei der österreichischen Bahn in Erinnerung, wie so ein Konzern gut laufen könnte.
    Die Leiterin des Fachgebiets Bahnbetrieb an der Technischen Universität Berlin, Milius, betonte im Deutschlandfunk, Palla sei eine sehr gute Kandidatin. Von ihrem bisherigen Posten kenne sie die Verschränkungen innerhalb des Konzerns, könne aber auch mit ihrem Wissen von Außen punkten.

    Schnieder stellt Pläne für die Deutsche Bahn vor

    Am Mittag hatte Bundesverkehrsminister Schnieder seine Pläne für die Deutsche Bahn vorgestellt und Verbesserungen zugesichert. Allerdings verschob er das Pünktlichkeitsziel für den Fernverkehr. Bis Ende 2029 sollen 70 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich ankommen, sagte Schnieder. Bislang wollte die Bahn diese Quote bereits im kommenden Jahr erreichen. Nach den Plänen Schnieders sollen zudem Sicherheit und Sauberkeit an Bahnhöfen erhöht werden. Außerdem strebe man an, dass die Kundenkommunikation verbessert und der Komfort der Fernverkehrszüge erhöht würden.
    Die konkreten Strategie-Pläne von Bundesverkehrsminister Schnieder für die Deutsche Bahn können Sie hier nachlesen.

    Palla: "Nichts wird schnell gehen, aber wir fangen jetzt an"

    Zur designierten Bahnchefin Palla erklärte der Minister, sie habe sich nach einem Auswahlprozess mit internen und externen Bewerbern als beste Kandidatin herausgestellt. Sie bringe alles mit, um die Deutsche Bahn wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Durch ihre frühere Tätigkeit etwa bei der österreichischen Bahn habe sie nicht nur den Blick von innen, sondern auch von außen.
    Palla selbst sprach von einem Tag des Aufbruchs und Neuanfangs. Die Bahn müsse in allen Bereichen besser werden, deshalb werde man sich von Grund auf erneuern. Ab sofort sei Qualität Chefinnensache, sagte Palla. Sie strebe an, dass die Mitarbeiter wieder stolz sein könnten auf ihre Bahn. Allerdings sei eine Erneuerung kein Sprint, sondern ein Marathon. Nichts werde schnell gehen, aber man fange jetzt an, sagte Palla.
    Diese Nachricht wurde am 22.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.