80. Jahrestag der Befreiung von KZ-Neuengamme
Scholz ruft zur Bewahrung Europas auf

Bundeskanzler Scholz hat zur Verteidigung und Bewahrung eines geeinten Europas aufgerufen. Der SPD-Politiker sagte in der Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Deutschland komme angesichts seiner Geschichte dabei eine besondere Verantwortung zu.

    Scholz hinter einem Rednerpult im dunklen Anzug und mit dunkler Krawatte
    Bundeskanzler Scholz spricht in Hamburg zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Neuengamme (picture alliance / dpa / Georg Wendt)
    Eine der zentralen Lehren aus dem von Deutschen angezettelten Krieg und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sei, dass die Europäer Krieg zwischen den Völkern ein für alle mal hinter sich lassen müssten. Umso tragischer sei es, dass Russlands Staatschef Putin den Krieg zurück nach Europa gebracht habe - und damit die todbringende Absicht, Grenzen mit Gewalt zu verschieben.
    "Wir dürfen und werden uns nicht damit abfinden." Europa sei mit Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit der "lebende und atmende Gegenentwurf zu den mörderischen Gräueln des Krieges" und daher mit kriegerischem Imperialismus und der Verachtung für das internationale Recht nicht vereinbar
    "Und so ist es kein Wunder, dass Autokraten, Extremisten und Populisten weltweit und auch in unseren Ländern dieses friedliche und vereinte Europa angreifen und zerstören wollen", so Scholz. Gerade Deutschland dürfe das nicht zulassen, "weil wir um die Abgründe wissen müssen, die mit Imperialismus, Entrechtung und Rassenhass einhergehen".
    Anlass der Gedenkveranstaltung war die Ankunft britischer Truppen am bereits geräumten KZ vor 80 Jahren. Geladen waren mehrere Hundert internationale Gäste, darunter auch Holocaust-Überlebende und Angehörige ehemaliger Insassen.

    Frauenbild der Nazis

    Die Leiterin der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück, Genest, rief dazu auf, die besondere Geschichte des größten Frauen-KZ der NS-Zeit wachzuhalten.
    Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Lagers sagte Genest im Deutschlandfunk, dass die Nazis ein eigenes Frauenlager errichtet hätten, sei auch ein Ausdruck ihres Frauenbilds von der passiven Hausfrau und Mutter. So habe etwa das Frauen-KZ keine Wachtürme gehabt. Sie wurden erst 1941 errichtet, als ein Männerlager hinzukam.
    Diese Nachricht wurde am 04.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.