Wir haben jetzt Schüler hier, die auch für Gemeinschaftskunde, Geschichte, Erdkunde, für andere Bereiche arbeiten. Manche kommen, um ein Buch zu lesen, um sich gemütlich aufs Sofa zu setzen, um sich Bücher auszuleihen, um einfach mal nur zu reden oder Schreibberatung in Anspruch zu nehmen, um sich helfen zu lassen - ganz unterschiedlich.
1992 war Gerd Bräuer mit einem Forschungsstipendium in die USA gegangen, um die dort verbreitete Schreibpädagogik zu untersuchen. Die Idee, bewusstes Schreiben als Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung einzusetzen, fand der Sprachwissenschaftler faszinierend.
Schon während dieser Phase hat mich von Anfang an interessiert, wie man Ideen der amerikanischen Schreibpädagogik in den Hochschulen dann auch umsetzen könnte an den Schulen. Denn das ist eigentlich auch in Amerika noch nicht so weit verbreitet. Es gibt zwar an fast jedem College Schreibzentren, aber nur an wenigen Highschools gibt es solche Einrichtungen. Und ich hatte die Vorstellung, wenn man diese Idee des Schreibzentrums an die Schule bringt, dann das auch ganz stark mit der Leseförderung zu verknüpfen.
Bräuer entwickelte ein Konzept für schulische Schreib- und Lesezentren. Nachdem er es an der Emory University in Atlanta zum Professor für Deutsche Studien gebracht hatte, reichte er dieses Konzept bei einem Ideenwettbewerb der Körber-Stiftung ein. 10.000 Mark Preisgeld erhielt er im Jahr 2000 für seine Idee - und spendete das Geld an eine Handvoll Schulen im ganzen Bundesgebiet, um ihnen die Einrichtung von Schreibzentren nach amerikanischem Vorbild zu ermöglichen.
Für deutsche Schulen ist Bräuers Idee eine absolute Neuigkeit: Das Schreiben-Können wird nicht mehr vorausgesetzt, sondern als Prozess transparent gemacht. Und dabei merken die Schüler schnell: Die anderen haben ja ganz ähnliche Probleme in der Textarbeit wie ich. Für die Schülerinnen und Schüler der Tobias-Mayer-Schule jedenfalls ist das Schreib-Lese-Zentrum innerhalb weniger Monate zu einer festen Anlaufstelle geworden, beschreibt Lehrerin Ingrid Spitz den Erfolg des Projekts.
Diese Neuntklässler kommen ganz konkret, um am Ende einer Schreibaufgabe Feedback zu bekommen. Das ist aber nur ein Bereich hier im Schreib-Lese-Zentrum. Wir bieten an Hilfestellung bei Recherche, bei Referaten, Bewerbungen, Lebensläufen, Textproduktion. Wir machen Vorleseaktionen, Ausstellungen zu Schülertexten, kreative Schreibwerkstätten, alles mögliche.
Liegt das einfach daran, dass die alle Journalistinnen und Journalisten werden wollen?
Nein, das liegt einfach daran, dass in jeder Unterrichtsstunde ein Textinhalt steckt - sei es zum Schreiben, zum Lesen, oder um Informationen zu entnehmen, und wir deshalb dieses Zentrum inmitten der Schule geschaffen haben, um all diese Anforderungen bedienen zu können.
Die Arbeit im Schreib-Lesezentrum geht also weit über den normalen Deutschunterricht hinaus. Initiator Gerd Bräuer freut sich besonders darüber, dass die Schülerinnen und Schüler hier freiwillig ihre Zeit verbringen und das Lesen und Schreiben als echte Bereicherung für ihr Leben erfahren. So wie bei dieser Arbeitsgruppe, in der sich die 13-jährige Kristin und ihre Klassenkameraden mit dem Thema Pubertät beschäftigen.
Ich muss was über Pubertät aus dem Brockhaus suchen. Wann Pubertät bei Mädchen anfängt und wieder endet und so, was Stimmungswechsel und so ist, und wie man sich dann halt in der Zeit entwickelt.
Ist das leichter, darüber zu schreiben als drüber zu reden?
Ich denke ja. Ich glaube.
Wie arbeitet ihr denn hier zusammen? Beschreib das mal, was macht ihr hier?
Also, von uns hat jeder verschiedene Sachen, die er halt aus dem Lexikon oder so suchen sollte. Der eine hat, weil wir gerade ein Buch lesen über Drogen uns so, muss der eine was über Zigaretten suchen, der andere muss dann über den Mensch irgendwas suchen.
Der Umgang mit Büchern und Nachschlagewerken jedenfalls ist dank des Schreib-Lese-Zentrums hier an der Tobias-Mayer-Schule ganz selbstverständlich geworden.
Infos:
Gerd Bräuer (Hrsg.): Schreiben(d) lernen. Ideen und Projekte für die Schule. Edition Körber-Stiftung, 282 Seiten, 12 Euro, ISBN 3-89684-039-8
Das erste Schreib- und Lesezentrum für Hauptschüler - Tobias-Mayer-Schule in Marbach
1992 war Gerd Bräuer mit einem Forschungsstipendium in die USA gegangen, um die dort verbreitete Schreibpädagogik zu untersuchen. Die Idee, bewusstes Schreiben als Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung einzusetzen, fand der Sprachwissenschaftler faszinierend.
Schon während dieser Phase hat mich von Anfang an interessiert, wie man Ideen der amerikanischen Schreibpädagogik in den Hochschulen dann auch umsetzen könnte an den Schulen. Denn das ist eigentlich auch in Amerika noch nicht so weit verbreitet. Es gibt zwar an fast jedem College Schreibzentren, aber nur an wenigen Highschools gibt es solche Einrichtungen. Und ich hatte die Vorstellung, wenn man diese Idee des Schreibzentrums an die Schule bringt, dann das auch ganz stark mit der Leseförderung zu verknüpfen.
Bräuer entwickelte ein Konzept für schulische Schreib- und Lesezentren. Nachdem er es an der Emory University in Atlanta zum Professor für Deutsche Studien gebracht hatte, reichte er dieses Konzept bei einem Ideenwettbewerb der Körber-Stiftung ein. 10.000 Mark Preisgeld erhielt er im Jahr 2000 für seine Idee - und spendete das Geld an eine Handvoll Schulen im ganzen Bundesgebiet, um ihnen die Einrichtung von Schreibzentren nach amerikanischem Vorbild zu ermöglichen.
Für deutsche Schulen ist Bräuers Idee eine absolute Neuigkeit: Das Schreiben-Können wird nicht mehr vorausgesetzt, sondern als Prozess transparent gemacht. Und dabei merken die Schüler schnell: Die anderen haben ja ganz ähnliche Probleme in der Textarbeit wie ich. Für die Schülerinnen und Schüler der Tobias-Mayer-Schule jedenfalls ist das Schreib-Lese-Zentrum innerhalb weniger Monate zu einer festen Anlaufstelle geworden, beschreibt Lehrerin Ingrid Spitz den Erfolg des Projekts.
Diese Neuntklässler kommen ganz konkret, um am Ende einer Schreibaufgabe Feedback zu bekommen. Das ist aber nur ein Bereich hier im Schreib-Lese-Zentrum. Wir bieten an Hilfestellung bei Recherche, bei Referaten, Bewerbungen, Lebensläufen, Textproduktion. Wir machen Vorleseaktionen, Ausstellungen zu Schülertexten, kreative Schreibwerkstätten, alles mögliche.
Liegt das einfach daran, dass die alle Journalistinnen und Journalisten werden wollen?
Nein, das liegt einfach daran, dass in jeder Unterrichtsstunde ein Textinhalt steckt - sei es zum Schreiben, zum Lesen, oder um Informationen zu entnehmen, und wir deshalb dieses Zentrum inmitten der Schule geschaffen haben, um all diese Anforderungen bedienen zu können.
Die Arbeit im Schreib-Lesezentrum geht also weit über den normalen Deutschunterricht hinaus. Initiator Gerd Bräuer freut sich besonders darüber, dass die Schülerinnen und Schüler hier freiwillig ihre Zeit verbringen und das Lesen und Schreiben als echte Bereicherung für ihr Leben erfahren. So wie bei dieser Arbeitsgruppe, in der sich die 13-jährige Kristin und ihre Klassenkameraden mit dem Thema Pubertät beschäftigen.
Ich muss was über Pubertät aus dem Brockhaus suchen. Wann Pubertät bei Mädchen anfängt und wieder endet und so, was Stimmungswechsel und so ist, und wie man sich dann halt in der Zeit entwickelt.
Ist das leichter, darüber zu schreiben als drüber zu reden?
Ich denke ja. Ich glaube.
Wie arbeitet ihr denn hier zusammen? Beschreib das mal, was macht ihr hier?
Also, von uns hat jeder verschiedene Sachen, die er halt aus dem Lexikon oder so suchen sollte. Der eine hat, weil wir gerade ein Buch lesen über Drogen uns so, muss der eine was über Zigaretten suchen, der andere muss dann über den Mensch irgendwas suchen.
Der Umgang mit Büchern und Nachschlagewerken jedenfalls ist dank des Schreib-Lese-Zentrums hier an der Tobias-Mayer-Schule ganz selbstverständlich geworden.
Infos:
Gerd Bräuer (Hrsg.): Schreiben(d) lernen. Ideen und Projekte für die Schule. Edition Körber-Stiftung, 282 Seiten, 12 Euro, ISBN 3-89684-039-8
Das erste Schreib- und Lesezentrum für Hauptschüler - Tobias-Mayer-Schule in Marbach