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Kinder weg - Schulen zu

In den neuen Bundesländern wird es in den kommenden Jahren ein gewaltiges Schulsterben geben. Allein in Sachsen-Anhalt wird bis zum Jahr 2010 fast die Hälfte aller Grundschulen für immer geschlossen. Die demografische Wende - durch Geburtenknick und Wanderbewegungen der Arbeitssuchenden verursacht - führte zu dem dramatischen Rückgang der Schülerzahlen.

Moderation: Ulrike Bajohr |
    Von 1992 bis 2000 verringerte sich die Schülerzahl in den fünf Ländern von etwa 2,40 Millionen auf 2,15 Millionen - mit weiter fallender Tendenz. Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist der ländliche Raum. In den dünn besiedelten Gebieten werden zahlreiche Schulstandorte verloren gehen, für Eltern und Schüler droht damit das Problem, die nächste Schule höchstens mit dem Bus oder dem eigenen Auto zu erreichen.

    Resultat des Schülerschwunds ist auch ein enormer Lehrerüberhang, auf den die Landesregierungen mit erheblichen Stellenkürzungen reagiert. Die Lehrergewerkschaft GEW fordert: Weniger Schüler, kleinere Klassen. Aus der Not eine Tugend machen! Die Chance zu modernen pädagogischen Konzepten nutzen: Die alte Dorfschule mit jahrgangsübergreifenden Konzeptionen neu beleben. Denn: Schulen sind auch "weiche" Standortfaktoren. Warum sollen sich Investoren in Ostdeutschland niederlassen, wenn sie für ihre Kinder keine gute Schule in erreichbarer Nähe vorfinden? Und wenn das so ist, wird die wirtschaftliche Attraktivität dieser Regionen außerhalb der größeren Städte weiter - eine Vergreisung auf unabsehbare Sicht ist die Folge....


    Gesprächspartner:

    Prof. Dr. Horst Weishaupt
    Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Empirische Bildungsforschung, Universität Erfurt

    Dr. Dankward Vollmer
    Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium, Sangerhausen
    Und stellvertretender Vorsitzender des Philologenverband Sachsen-Anhalt


    Links zum Thema:

    Bundeszentrale für politische Bildung: Soziale Auswirkungen der demographischen Entwicklung -


    "Eine Schule verschwindet" Die Zeit-14.8.2003


    Deutsches Kinderhilfswerk: Schulsterben in Ostdeutschland

    Bildungsminister Brandenburg Steffen Reiche über Schulsterben - Potsdamer Neueste Nachrichten


    Lehrer Online, Philologenverband fordert Stopp von Schulsterben



    GEW-Zeitschrift: Bildungslandschaft Ost: Schulen vor dem Aus – Lehrer ohne Job


    Die nächste Sendung:
    Freitag, 09. Juli 2004, 10.10 Uhr bis 11.30 Uhr
    (Freiwilliges) soziales Jahr: Einblick ins wahre Leben
    Moderation: Eva-Maria Götz

    Ihre Fragen und Meinungen erwarten wir während der Sendung unter:
    Hörertelefon: 00800 44 64 44 64
    Hörerfaxnummer: 00800 44 64 44 65
    E-Mail: forumpisa@dradio.de

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