Ziemlich allein steht Doris Schröder-Köpf am Bühnenrand. In der Aula einer hannoverschen Gesamtschule hält Niedersachsens SPD-Landeschef Stephan Weil die große Motivationsrede für die an diesem Abend frisch gewählten Landtagskandidaten. Überall wird aufgeregt geschnattert, geherzt und gratuliert, doch kaum einer der Genossen verirrt sich zu Doris Schröder-Köpf. An dem robusten weißen Stehtisch wirkt die kleine blonde Frau fast noch zarter als sonst und ziemlich ernst ist ihr Blick. Dabei gab es wenige Minuten zuvor für die Ehefrau von Gerhard Schröder durchaus Grund zum Jubeln.
"Wahlkreis 24, gewählt mit 64,1 Prozent: Doris Schröder-Köpf, herzlichen Glückwunsch!"
Doris Schröder-Köpf darf sich bei der Wahl in Niedersachsen im nächsten Januar für die SPD um ein Landtagsmandat bewerben. Die politische Newcomerin hat sich durchgesetzt gegen die parteiinterne Konkurrentin. Doch hinter der 48-Jährigen liegen Wochen harter Auseinandersetzungen, Anfeindungen und am Ende drohte sogar eine Niederlage. Sich jetzt als strahlende Siegerin zu präsentieren, wäre schlechter Stil. Daher gibt sie sich nach der Entscheidung zurückhaltend, antwortet den vielen Journalisten und Kamerateams, die wegen ihr angereist sind, zunächst nur knapp.
"Ich bin erleichtert, glücklich und dankbar, über das große Vertrauen. Es ist eben, Gott sei Dank, kein irgendwie knappes Ergebnis gewesen, sondern ein sehr eindeutiges Votum und das ist für meine künftige Arbeit sehr hilfreich."
Dass am Ende 24 der 39 SPD-Delegierten ihres Wahlkreises für Doris Schröder-Köpf stimmen würden, damit war vorher nicht unbedingt zu rechnen. Nach den Vorabstimmungen in den fünf hannoverschen Ortsvereinen hatte Schröder-Köpf nämlich mit zwei Delegiertenstimmen hinter ihrer Konkurrentin Sigrid Leuschner gelegen. Und da sich delegierte Genossen in der Vergangenheit bislang immer an das Votum der Parteibasis gehalten hatten, sah es nach einer klaren Niederlage aus. Doch Schröder-Köpf war nur knapp unterlegen, hatte bei der Zahl der Gesamtstimmen sogar deutlich die Nase vorn und witterte ihre Chance. Immer häufiger war in den Ortsvereinsvorständen die Rede davon, die Delegierten müssten sich in der geheimen Wahl doch nicht an diese Entscheidung gebunden fühlen. Nun sieht sich die Unterlegene Sigrid Leuschner von den eigenen Genossen verraten.
"Also, ich bin enttäuscht. Man kann sich nicht auf ein Verfahren im Vorfeld einigen und wenn man dann davon abweicht und im Grunde genommen sagt, man kann da beliebig stimmen, dann halte ich das für nicht fair."
Die Kandidatur von Doris Schröder-Köpf kam Anfang des Jahres für die Landtagsveteranin Leuschner, die seit 18 Jahren im Landtag sitzt, überraschend. Zwischen den beiden Frauen entspann sich ein eisiger und zuweilen ziemlich zickiger Zweikampf. Die Gattin des Altkanzlers präsentierte sich wettkampforientiert und selbstbewusst
"Es ist völlig normal, dass man auch mal in eine innerparteiliche Auseinandersetzung geht. In einigen der Wahlkreise hier in der Stadt gab es mehrere, sogar die bis ins Finale gegangen sind."
Dass Doris Schröder-Köpf mit ihrem Prominentenstatus einen regelrechten Medienrummel ausgelöst hat, nehmen ihr vor allem viele Genossen aus dem linken Lager übel und werfen ihr zudem fehlenden Stallgeruch vor. Bis zuletzt musste die Neue im Politgeschäft in den Abstimmungsrunden heftige Anfeindungen über sich ergehen lassen. Doch die Spitze der Bundespartei soll den Gedanken, die Quereinsteigerin könne ein wenig Glamour in den niedersächsischen Landtagswahlkampf bringen, ganz reizvoll gefunden haben. Ein Machtwort wurde jedenfalls nicht gesprochen. Stephan Weil, auch Spitzenkandidat der SPD für die Landtagswahl, rief nach der Entscheidung gestern Abend seine Partei zur Geschlossenheit auf und beglückwünschte die Siegerin.
"Also, ich freue mich darüber, dass wir mit Doris Schröder-Köpf eine Frau von Format in unseren Reihen haben, die gleichzeitig auch eine Menge politische Erfahrung mitbringt. Die einen schwierigen Wahlkreis zu gewinnen hat, denn der ist ja beim letzten Mal nicht direkt gewonnen worden, das ist schon Herausforderung genug und auch ansonsten wird die niedersächsische SPD sicherlich an Doris Schröder-Köpf noch viel Freude haben."
Damit könnte ein Platz in Weils Schattenkabinett gemeint sein, spekulieren Insider. Für Schröder-Köpf beginnt jetzt die Arbeit. Mit dem sehr allgemeinen Thema "Demografischer Wandel" konnte die frühere Politik-Journalistin inhaltlich bislang noch nicht überzeugen. Außerdem gilt es jetzt die gespaltene Parteibasis für sich gewinnen, für die nötige Unterstützung im Wahlkampf.
"Man muss auch sehen, dass sie die Ehefrau ist von dem, der die Agenda 2010 geschaffen hat, der Hartz IV geschaffen hat und das wird ein Riesen-Problem werden für diesen Wahlkreis."
"Sie ist ja noch nicht sehr aktiv gewesen in der Partei, sie war doch eher die Gattin. Das muss sie jetzt beweisen, dass sie die Vorschusslorbeeren auch verdient hat."
"Ich erlebe sie als jemand, der noch nicht so sehr viel politischen Background mitbringt, aber ich denke, dass jemand auch mit dem Amt wachsen kann, mit den Herausforderungen und da bin ich eigentlich zuversichtlich, dass das in eine gute Entwicklung mündet."
Gatte Gerhard Schröder war gestern übrigens nur kurz bei der für seine Frau so wichtigen Vorentscheidung anwesend. Bei der Verkündung des Siegs war der Altkanzler schon wieder unterwegs.
"Ich hab ihn vorher angerufen. Ich hab ihn erst nicht erreicht, weil er beim Udo-Lindenberg-Konzert heute ist und da war es offenkundig ein bisschen laut. Er freut sich auch. Aber er weiß, dass auf ihn jetzt auch viel Arbeit zukommt."
Künftig soll der weltreisende Gazprom-Aufsichtsrat sich mehr um die Betreuung der zwei schulpflichtigen Kinder kümmern. Jetzt sei er mal dran, sagt die energische Doris und stürzt sich mit Feuereifer auf die neue Rolle im Wahlkampf.
"Wir werden ein Team bilden, ich werde ein Bürgerinnen- und Bürgerbüro anmieten, meinen VW-Bus bekleben und dann geht’s los."
"Wahlkreis 24, gewählt mit 64,1 Prozent: Doris Schröder-Köpf, herzlichen Glückwunsch!"
Doris Schröder-Köpf darf sich bei der Wahl in Niedersachsen im nächsten Januar für die SPD um ein Landtagsmandat bewerben. Die politische Newcomerin hat sich durchgesetzt gegen die parteiinterne Konkurrentin. Doch hinter der 48-Jährigen liegen Wochen harter Auseinandersetzungen, Anfeindungen und am Ende drohte sogar eine Niederlage. Sich jetzt als strahlende Siegerin zu präsentieren, wäre schlechter Stil. Daher gibt sie sich nach der Entscheidung zurückhaltend, antwortet den vielen Journalisten und Kamerateams, die wegen ihr angereist sind, zunächst nur knapp.
"Ich bin erleichtert, glücklich und dankbar, über das große Vertrauen. Es ist eben, Gott sei Dank, kein irgendwie knappes Ergebnis gewesen, sondern ein sehr eindeutiges Votum und das ist für meine künftige Arbeit sehr hilfreich."
Dass am Ende 24 der 39 SPD-Delegierten ihres Wahlkreises für Doris Schröder-Köpf stimmen würden, damit war vorher nicht unbedingt zu rechnen. Nach den Vorabstimmungen in den fünf hannoverschen Ortsvereinen hatte Schröder-Köpf nämlich mit zwei Delegiertenstimmen hinter ihrer Konkurrentin Sigrid Leuschner gelegen. Und da sich delegierte Genossen in der Vergangenheit bislang immer an das Votum der Parteibasis gehalten hatten, sah es nach einer klaren Niederlage aus. Doch Schröder-Köpf war nur knapp unterlegen, hatte bei der Zahl der Gesamtstimmen sogar deutlich die Nase vorn und witterte ihre Chance. Immer häufiger war in den Ortsvereinsvorständen die Rede davon, die Delegierten müssten sich in der geheimen Wahl doch nicht an diese Entscheidung gebunden fühlen. Nun sieht sich die Unterlegene Sigrid Leuschner von den eigenen Genossen verraten.
"Also, ich bin enttäuscht. Man kann sich nicht auf ein Verfahren im Vorfeld einigen und wenn man dann davon abweicht und im Grunde genommen sagt, man kann da beliebig stimmen, dann halte ich das für nicht fair."
Die Kandidatur von Doris Schröder-Köpf kam Anfang des Jahres für die Landtagsveteranin Leuschner, die seit 18 Jahren im Landtag sitzt, überraschend. Zwischen den beiden Frauen entspann sich ein eisiger und zuweilen ziemlich zickiger Zweikampf. Die Gattin des Altkanzlers präsentierte sich wettkampforientiert und selbstbewusst
"Es ist völlig normal, dass man auch mal in eine innerparteiliche Auseinandersetzung geht. In einigen der Wahlkreise hier in der Stadt gab es mehrere, sogar die bis ins Finale gegangen sind."
Dass Doris Schröder-Köpf mit ihrem Prominentenstatus einen regelrechten Medienrummel ausgelöst hat, nehmen ihr vor allem viele Genossen aus dem linken Lager übel und werfen ihr zudem fehlenden Stallgeruch vor. Bis zuletzt musste die Neue im Politgeschäft in den Abstimmungsrunden heftige Anfeindungen über sich ergehen lassen. Doch die Spitze der Bundespartei soll den Gedanken, die Quereinsteigerin könne ein wenig Glamour in den niedersächsischen Landtagswahlkampf bringen, ganz reizvoll gefunden haben. Ein Machtwort wurde jedenfalls nicht gesprochen. Stephan Weil, auch Spitzenkandidat der SPD für die Landtagswahl, rief nach der Entscheidung gestern Abend seine Partei zur Geschlossenheit auf und beglückwünschte die Siegerin.
"Also, ich freue mich darüber, dass wir mit Doris Schröder-Köpf eine Frau von Format in unseren Reihen haben, die gleichzeitig auch eine Menge politische Erfahrung mitbringt. Die einen schwierigen Wahlkreis zu gewinnen hat, denn der ist ja beim letzten Mal nicht direkt gewonnen worden, das ist schon Herausforderung genug und auch ansonsten wird die niedersächsische SPD sicherlich an Doris Schröder-Köpf noch viel Freude haben."
Damit könnte ein Platz in Weils Schattenkabinett gemeint sein, spekulieren Insider. Für Schröder-Köpf beginnt jetzt die Arbeit. Mit dem sehr allgemeinen Thema "Demografischer Wandel" konnte die frühere Politik-Journalistin inhaltlich bislang noch nicht überzeugen. Außerdem gilt es jetzt die gespaltene Parteibasis für sich gewinnen, für die nötige Unterstützung im Wahlkampf.
"Man muss auch sehen, dass sie die Ehefrau ist von dem, der die Agenda 2010 geschaffen hat, der Hartz IV geschaffen hat und das wird ein Riesen-Problem werden für diesen Wahlkreis."
"Sie ist ja noch nicht sehr aktiv gewesen in der Partei, sie war doch eher die Gattin. Das muss sie jetzt beweisen, dass sie die Vorschusslorbeeren auch verdient hat."
"Ich erlebe sie als jemand, der noch nicht so sehr viel politischen Background mitbringt, aber ich denke, dass jemand auch mit dem Amt wachsen kann, mit den Herausforderungen und da bin ich eigentlich zuversichtlich, dass das in eine gute Entwicklung mündet."
Gatte Gerhard Schröder war gestern übrigens nur kurz bei der für seine Frau so wichtigen Vorentscheidung anwesend. Bei der Verkündung des Siegs war der Altkanzler schon wieder unterwegs.
"Ich hab ihn vorher angerufen. Ich hab ihn erst nicht erreicht, weil er beim Udo-Lindenberg-Konzert heute ist und da war es offenkundig ein bisschen laut. Er freut sich auch. Aber er weiß, dass auf ihn jetzt auch viel Arbeit zukommt."
Künftig soll der weltreisende Gazprom-Aufsichtsrat sich mehr um die Betreuung der zwei schulpflichtigen Kinder kümmern. Jetzt sei er mal dran, sagt die energische Doris und stürzt sich mit Feuereifer auf die neue Rolle im Wahlkampf.
"Wir werden ein Team bilden, ich werde ein Bürgerinnen- und Bürgerbüro anmieten, meinen VW-Bus bekleben und dann geht’s los."