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Schulleitermangel
Ein Job, den nur wenige wollen

Viele Aufgaben, hohe Verantwortung - und dabei kaum mehr Gehalt: Grundschuldirektoren-Posten sind nicht sonderlich attraktiv. Kein Wunder, dass viele Stellen unbesetzt beleiben: 370 waren es 2017 in NRW, 230 in Baden-Württemberg.

Von Paul Vorreiter | 28.12.2017
    Schulranzen stehen am 09.11.2017 in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) in der Dreisprachigen Internationalen Grundschule der Stiftung Evangelische Jugendhilfe Sankt Johannis Bernburg in einem Regal. Die Stiftung hatte am Vormittag bekanntgegeben, dass es ab dem Schuljahr 2018 der trilinguale Unterricht auf gymnasialer Ebene starten wird.
    Schulleiter in Grundschulen müssen oft neben der reinen Verwaltungarbeit auch Vertretungsstunden in Klassen übernehmen (dpa / picture alliance / Klaus-Dietmar Gabbert)
    Eine Umfrage der "Bild"-Zeitung unter den Kultusministern der Länder ergab, dass allein in Nordrhein-Westfalen Mitte November dieses Jahres 370 Grundschuldirektoren-Posten frei blieben. In Baden-Württemberg waren im vergangenen September immer noch gut 230 Stellen zu vergeben. Das entspricht etwa 6,5 Prozent der zu besetzenden Stellen.
    Beide Länder hätten den größten Mangel, erklärt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger gegenüber dem Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio, aber auch in anderen Bundesländern gebe es Probleme:
    "Bundesweit sind es insgesamt 1.000 Schulleitungsstellen, die an Grundschulen derzeit nicht besetzt werden können. Das sind jetzt keine Stellen, die normal ausgeschrieben werden, sondern Stellen, die schon mehrfach versucht worden sind, an den Mann oder die Frau zu bringen. Das hat aber nicht geklappt."
    Schulleiter-Positionen nicht sonderlich attraktiv
    Es gebe mehrere Ursachen für dieses Problem, erklärt Heinz-Peter-Meidinger, doch eine wiege besonders schwer:
    "Wir haben meistens nur eine Zulage, die Schulleitungen bekommen an Grundschulen im besten Fall eine Gehaltsstufe mehr, das macht Netto vielleicht zweihundert Euro aus."
    Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Marlis Tepe verweist im Gespräch mit dem Hauptstadtstudio darauf, dass nicht nur das Geld ein Problem sei, auch der steigende Umfang an Aufgaben, die Schulleiter übernehmen müssten.
    "Ich glaube, in der Grundschule ist es deswegen schwierig, weil es eben an vielen Schulen noch nicht mal ein Sekretariat gibt, man hat also auch noch die schlichte Verwaltungsarbeit häufig und das ist für die Grundschulleiterinnen so anstrengend, wenn eine Kollegin fehlt dann streicht man sich die Leitungszeit und vertritt im Unterricht."
    Seiteneinstieger als vorläufige Lösung
    Die Gewerkschaftsvorsitzende regt daher auch eine provisorische Lösung an, um Abhilfe zu schaffen.
    "Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger sind glaube ich für die Schulleitung nicht geeignet, sind aber jetzt von Nöten, solange wir zu wenig ausgebildete Lehrkräfte haben."
    Nur insgesamt mehr Personal werde helfen, die Schulen wieder so attraktiv zu machen, dass sich Kräfte bereit erklären, Direktoren zu werden, fügt Tepe hinzu.