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Schulobstprogramm
Gesundes für die Pause

Birnen und Mandarinen, Kohlrabi und Paprika – ab dem kommenden Schuljahr können mehr Schüler in Unterrichtspausen kostenloses Obst und Gemüse knabbern. Die Europäische Union stellt dann deutlich mehr Geld für Schulobstprogramme bereit als zuvor.

Von Susanne Kuhlmann | 01.04.2014
    Eine große grüne Obstkiste steht zwischen den Viertklässlern Mia, Hanna und Harun auf dem Tisch.
    Montags bringt ein Lieferant prall gefüllte Obst- und Gemüsekisten in die Gemeinschaftsgrundschule "An der Strunde" in Bergisch Gladbach; eine pro Klasse. Zwei Tage später ist das Angebot schon merklich geschrumpft.
    "Bei uns in der Klasse ist das so, dass die Frau Krug uns das alles kurz vor der Frühstückspause klein schneidet. Und wenn die Frühstückspause beginnt, nehmen wir uns alle was. Nach der zweiten Pause ist alles weg."
    "Wir haben auch mehrere Kinder, die nicht immer was zu essen dabei haben, und die bedienen sich dann auch. Unsere Lehrerin hat auch gesagt, dass wir auch zwischendurch, wenn wir Hunger haben, uns da was nehmen dürfen."
    " Unser Lehrer fragt uns, was wir wollen. Und dann schnippelt er uns das klein oder wir nehmen es uns einfach so."
    Der Bundesrat verabschiedete kürzlich ein neues Schulobstprogramm. Weil die Europäische Union nun mehr Geld bereitstellt, bekommen die Bundesländer, die schon am Programm teilnehmen, ab dem nächsten Schuljahr eine größere finanzielle Unterstützung.
    Der deutsche Anteil an der EU-Förderung steigt von 12 Millionen Euro auf knapp 20 Millionen. Die noch unentschlossenen Bundesländer haben bis zum 3. April Gelegenheit, sich für das Schulobstprogramm zu bewerben.
    Gesundes Essen schmeckt prima und macht Spaß. Das ist die Botschaft, erklärt Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium.
    "Deshalb versuchen wir die Bundesländer zu erreichen, auch bei den Eltern der Grundschüler und der Kinder im Kindergarten eine Nachfrage zu erzeugen und mal die Nachfrage bei der eigenen Schule: Warum machen wir bei dem guten Programm eigentlich nicht mit?"
    Mitmachen können Grundschulen und Kindertagesstätten. Sie bekommen auch pädagogisches Begleitmaterial an die Hand, das zum Beispiel vermittelt, wann welche Obst- und Gemüsesorten Saison haben. Dazu gehört auch der Ernährungsführerschein, den Hanna, Mia, Harun und ihre Mitschüler schon in der dritten Klasse gemacht haben. Sie übten unter anderem, kleine Gerichte wie Salat zuzubereiten. Maria Flachsbarth:
    "Schülern soll bewusst gemacht werden, dass gesunde Ernährung wichtig ist, aber auch, dass gesunde Ernährung Spaß machen kann und vor allen Dingen, dass es lecker ist."
    Mindestens 400 Gramm Obst oder Gemüse pro Tag
    Für Irritation unter Ernährungsexperten sorgt, dass das neue EU-Programm auch Obstkonserven fördert. Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung:
    "Das können wir aus ernährungsphysiologischer Sicht vielleicht ein bisschen kritischer sehen, weil wir sagen, wenn es geht frisches Gemüse oder tiefgekühlte Produkte. Denen ist sicher der Vorzug zu geben. Aber eine Obstkonserve ist auch im Sinne dieser Fünf am Tag-Empfehlung auch enthalten."
    Fünf Portionen Obst und Gemüse sollten pro Tag gegessen werden. Für Kinder heißt das 400 bis 500 Gramm insgesamt; ein Wert, den laut aktueller Ernährungsstudien nur 20 Prozent der Kinder erreichen. Das soll sich mit dem Programm für Schulobst und –gemüse ändern.
    Nach wie vor gibt es auch Schulmilchprogramme, die allerdings nicht kostenlos sind. Hier fördert die EU neben Trinkmilch auch gesüßte Mischungen wie Erdbeermilch oder Kakao. Die enthalten zwar das für den Knochenaufbau wichtige Kalzium, meint Antje Gahl, sind verglichen mit Trinkmilch aber nur die zweitbeste Wahl.
    "Wenn es wirklich nur die Erdbeermilch, die Vanillemilch oder der Kakao ist, sind das Getränke, die einen recht hohen Anteil an Energie liefern.
    Aber sicherlich auch als Zwischensnack besser geeignet, als wenn zum Beispiel eine Schokoschnitte oder sonst was verzehrt wird. Dann sollen die Kinder lieber den Kakao trinken, wenn es angeboten wird. Das ist auch in Ordnung."
    In der Bergisch Gladbacher Grundschule sind die Obstkisten ein Renner. Probiert wird alles, sagt Hanna.
    "Bei uns gab es einmal Ananas, und vorher mochte ich keine Ananas. Aber seitdem es die bei uns gibt, esse ich hier immer Ananas. Das ist sehr lecker."
    Einige Mitschüler mussten allerdings erst überzeugt werden.
    "Da gab es ein paar Kinder. Meistens waren es Jungen. Die haben aus Spaß gesagt: Bäh, das ist vergammelt. Aber mittlerweile essen alle von dem Obst."
    "Bei uns in der Klasse gab es auch ein paar Kinder, die haben erst von dem Schulobst gar nichts gegessen. Aber jetzt sind das die Kinder, die das meiste davon essen."