Silvia Engels: Die Schweinegrippe breitet sich in Deutschland mittlerweile rasant aus. Bis Montagnachmittag wurden bundesweit 3810 Fälle gezählt. Ab Herbst soll der neue Impfstoff vorliegen. Bund, Länder und Krankenkassen streiten sich darüber, wer die Kosten übernimmt. Doch wie geht es derweil dem immer größer werdenden Kreis von Patienten und deren Angehörigen, für die es ja heute noch keinen Impfstoff gibt? Welche Beratung, welche Möglichkeiten haben Sie? Zu uns in Studio gekommen ist Dr. Bernhard Schoenemann. Er ist der stellvertretende Leiter des Kölner Gesundheitsamtes. Guten Morgen, Herr Dr. Schoenemann!
Bernhard Schoenemann: Guten Morgen, Frau Engels!
Engels: Sie beraten auch Patienten, die mit H1N1 infiziert sind. Welches sind denn die Hauptprobleme der Menschen?
Schoenemann: Im Moment wird sehr viel nach dem Impfstoff gefragt, und viele wollen wissen, wann und wie man sich impfen lassen kann. Das können wir im Moment noch nicht beantworten, weil das ja erst im Herbst noch kommt. Eltern fragen über ihre Kinder, die vielleicht auf Mallorca sind oder an der spanischen Küste, die dort Beschwerden haben und fragen, wie sie sich verhalten sollen. Dann muss man eigentlich nur den Rat geben, wer schwerer erkrankt ist, soll dort zum Arzt gehen und das abklären lassen. Es gibt ja auch in dieser Jahreszeit verschiedene Gründe, weswegen man zum Beispiel Husten, Schnupfen oder auch Fieber haben kann, es muss nicht in jedem Fall die Schweinegrippe sein.
Engels: Viele Patienten berichten, sie würden vom Krankenhaus an niedergelassene Ärzte verwiesen und umgekehrt, ist hier die Zuordnung womöglich nicht ganz klar?
Schoenemann: Die ist vielleicht den Patienten manchmal nicht ganz klar, aber den anderen Beteiligten vielleicht auch nicht. Wir haben ja einerseits die Krankenhäuser, die für stationäre Behandlungen, für Krankenhausbehandlungen zuständig sind, und wir haben die niedergelassenen Ärzte, die die ersten Ansprechpartner sind für diese Patienten. Also wer krank ist, wer Beschwerden hat, geht zu seinem Hausarzt oder Kinderarzt und lässt sich dort untersuchen. Und dieser Arzt macht dann auch die weitere Diagnostik. Ins Krankenhaus muss man eigentlich deswegen nicht gehen, es sei denn, man hat eine Überweisung, dass man für eine stationäre Behandlung in ein Krankenhaus gehen sollte.
Engels: Viele Patienten berichten auch, sie fühlten sich gerade in dieser Quarantänephase relativ allein gelassen, auch bei der Frage, wie lang das eigentlich sein muss. Gibt es da eine Richtschnur?
Schoenemann: Ja, ab dem ersten Tag der Beschwerden sieben Tage. Wir rufen diese Patienten an, sobald wir davon wissen, dass bei ihnen der Test positiv ausgefallen ist, informieren sie darüber, wie sie sich verhalten sollen, können zu Hause bleiben, sollen zu Hause bleiben, sollen aber keinen Besuch empfangen. Und sie bekommen von uns noch ein Merkblatt, und die Angehörigen der Familie sollen auch sich ein bisschen zurückhalten, können im Prinzip aber ihrer Arbeit nachgehen, sofern sie nicht in einem Gesundheitsberuf, im Pflegeberuf oder Kinder- oder Jugendeinrichtung - Lehrer, Erzieher zum Beispiel - sind, dann nicht, aber alle anderen können eigentlich ihrer normalen Tätigkeit nachgehen, auch wenn in ihrem Haushalt jemand an der sogenannten Schweinegrippe erkrankt ist.
Engels: Wie ist das mit Menschen, die allein leben, für die beispielsweise niemand einkaufen kann, sind da Vorsorgemaßnahmen getroffen, die dann greifen, wenn jemand aus diesem Kreis Schweinegrippe hat?
Schoenemann: Ja, das ist dann in dem Umkreis dieser Person eigentlich selbst zu regeln. Also das haben wir bisher noch nicht gehört und noch nicht gesehen, dass jemand da ganz auf sich alleine gestellt war. Die meisten Patienten, von denen wir wissen, sind nicht so schwer krank, dass sie gar nichts für sich erledigen könnten. Man könnte eventuell kurz einkaufen gehen, das ist schon machbar und muss deswegen jetzt keine Angst haben, dass man jemand ansteckt.
Engels: Ansteckungsrisiko ist ja das Thema, da besteht ja auch ein Risiko in den Krankenhäusern und Arztpraxen selbst. Ist hier genügend Vorkehrung getroffen, was sollte hier noch geschehen?
Schoenemann: Also als Patient sollte man, wenn man seine Arztpraxis aufsuchen möchte, vorher anrufen und einen Termin ausmachen, sodass man am Ende der Sprechstunde, außerhalb der Sprechstunde dort ankommt und nicht auf ein volles Wartezimmer trifft. Das ist eigentlich das Wesentliche. Da hat's manchmal Irritationen gegeben, weil in Arztpraxen so Schilder waren - in Köln weiß ich nicht, ob's das gegeben hat: Schweinegrippe, hier nicht eintreten - oder so in diesem Sinne. Es ist aber eigentlich gut gemeint, dass diese Patienten, bei denen der Verdacht besteht, nicht mit den anderen Patienten der Praxis zusammenkommen.
Engels: Können Sie zu dem jetzigen Status, wo ja auch viele heimreisende Urlauber die Infektion mitgebracht haben, überhaupt noch irgendetwas tun, um diese Infektionskette noch wirkungsvoll zu unterbrechen, oder ist der Zug abgefahren?
Schoenemann: Im Moment kommen die Urlauber zurück aus Spanien, und einige haben wir auch, die aus Großbritannien zurückkommen, erkrankt oder die dann hier sehr schnell erkranken. Was für uns wichtig ist, dass von diesen Erkrankten keine weiteren Infektionen ausgehen. Die machen ihre Erkrankung durch, ihre sieben Tage, dann sind sie wieder voll fit, und es bricht jetzt hier nicht in unserer Bevölkerung ein, das ist das Entscheidende für uns.
Engels: Herr Schoenemann, Sie haben es angesprochen, bis jetzt sind die Krankheitsverläufe hierzulande vergleichsweise mild ausgefallen. Wird das denn womöglich stärker werden im Herbst?
Schoenemann: Das ist im Moment Spekulation, das ist eine Möglichkeit aus den Erfahrungen früherer Pandemien, dass vielleicht eine zweite Welle kommt, die deutlich mehr Erkrankte hinterlässt, dass es zu schweren Erkrankungsverläufen kommt, das wissen wir nicht, ist aber eine Möglichkeit. Und deswegen soll ja die Impfung angeboten werden, dass man das möglichst dann vermeidet.
Engels: Vermeidet ist das eine, zum anderen ist es ja auch so, dass im Vergleich zu anderen Ländern hier im Moment die Infektionsrate beziehungsweise die Behandlung immer noch etwas darunter liegt, das ist aber nur vorübergehend. Das heißt, Deutschland wird noch stärker getroffen werden?
Schoenemann: Das ist wahrscheinlich zu erwarten. In Deutschland gibt es jetzt fast 4000 nachgewiesene Erkrankungsfälle, damit sind wir in Europa an zweiter Stelle nach Großbritannien, wo es anscheinend Hunderttausende gibt. Aber es rechnen alle Experten damit, dass es im Moment noch mehr werden, und durch die Rückkehrer aus den Urlaubsländern wird es auch noch vermehrte Infektionszahlen geben.
Engels: Bis es den Impfstoff gibt, was raten Sie denjenigen, die möglicherweise Schweinegrippe haben? Hat es etwas für sich, doch Tamiflu, also dieses Grippemittel, zu horten?
Schoenemann: Nein. Also das Tamiflu sollte vom Arzt dann verordnet werden, wenn er es als sinnvoll ansieht. Bisher ist die Influenza bei uns ja eine mild verlaufende Erkrankung, und Tamiflu dient auch nur dazu, eine mild verlaufende Erkrankung jetzt noch weiter abzumildern, so ist im Moment der Stand. Tamiflu müsste innerhalb der ersten 36 bis 48 Stunden genommen werden, sonst ist es ganz wirkungslos, und horten hilft gar nichts. Also es muss dann immer jeweils der Arzt entscheiden, ob es in diesem Fall notwendig ist.
Engels: Was gilt für den Schutz jedes Einzelnen?
Schoenemann: Man kann sich etwas dadurch schützen, dass man auf eine gute Hygiene wert legt, häufiges Händewaschen mit normaler Seife - nicht mit Desinfektionsmittel, sondern mit normaler Seife - ist das A und O für das, dass man mit seinen Händen einen Gegenstand anfasst, der vorher von jemand anderem angefasst worden ist, der vielleicht geniest oder gehustet hat und kein Taschentuch verwendet hat. Und man selber kommt an seine Augen oder an seinen Mund oder die Nase und kann auf diesem Weg die Viren dann wieder aufnehmen.
Engels: Bernhard Schoenemann, stellvertretender Leiter des Kölner Gesundheitsamtes. Wir sprachen mit ihm über die Fälle von Schweinegrippe und die Fragen, wie Patienten behandelt werden können. Vielen Dank für den Besuch im Studio!
Bernhard Schoenemann: Guten Morgen, Frau Engels!
Engels: Sie beraten auch Patienten, die mit H1N1 infiziert sind. Welches sind denn die Hauptprobleme der Menschen?
Schoenemann: Im Moment wird sehr viel nach dem Impfstoff gefragt, und viele wollen wissen, wann und wie man sich impfen lassen kann. Das können wir im Moment noch nicht beantworten, weil das ja erst im Herbst noch kommt. Eltern fragen über ihre Kinder, die vielleicht auf Mallorca sind oder an der spanischen Küste, die dort Beschwerden haben und fragen, wie sie sich verhalten sollen. Dann muss man eigentlich nur den Rat geben, wer schwerer erkrankt ist, soll dort zum Arzt gehen und das abklären lassen. Es gibt ja auch in dieser Jahreszeit verschiedene Gründe, weswegen man zum Beispiel Husten, Schnupfen oder auch Fieber haben kann, es muss nicht in jedem Fall die Schweinegrippe sein.
Engels: Viele Patienten berichten, sie würden vom Krankenhaus an niedergelassene Ärzte verwiesen und umgekehrt, ist hier die Zuordnung womöglich nicht ganz klar?
Schoenemann: Die ist vielleicht den Patienten manchmal nicht ganz klar, aber den anderen Beteiligten vielleicht auch nicht. Wir haben ja einerseits die Krankenhäuser, die für stationäre Behandlungen, für Krankenhausbehandlungen zuständig sind, und wir haben die niedergelassenen Ärzte, die die ersten Ansprechpartner sind für diese Patienten. Also wer krank ist, wer Beschwerden hat, geht zu seinem Hausarzt oder Kinderarzt und lässt sich dort untersuchen. Und dieser Arzt macht dann auch die weitere Diagnostik. Ins Krankenhaus muss man eigentlich deswegen nicht gehen, es sei denn, man hat eine Überweisung, dass man für eine stationäre Behandlung in ein Krankenhaus gehen sollte.
Engels: Viele Patienten berichten auch, sie fühlten sich gerade in dieser Quarantänephase relativ allein gelassen, auch bei der Frage, wie lang das eigentlich sein muss. Gibt es da eine Richtschnur?
Schoenemann: Ja, ab dem ersten Tag der Beschwerden sieben Tage. Wir rufen diese Patienten an, sobald wir davon wissen, dass bei ihnen der Test positiv ausgefallen ist, informieren sie darüber, wie sie sich verhalten sollen, können zu Hause bleiben, sollen zu Hause bleiben, sollen aber keinen Besuch empfangen. Und sie bekommen von uns noch ein Merkblatt, und die Angehörigen der Familie sollen auch sich ein bisschen zurückhalten, können im Prinzip aber ihrer Arbeit nachgehen, sofern sie nicht in einem Gesundheitsberuf, im Pflegeberuf oder Kinder- oder Jugendeinrichtung - Lehrer, Erzieher zum Beispiel - sind, dann nicht, aber alle anderen können eigentlich ihrer normalen Tätigkeit nachgehen, auch wenn in ihrem Haushalt jemand an der sogenannten Schweinegrippe erkrankt ist.
Engels: Wie ist das mit Menschen, die allein leben, für die beispielsweise niemand einkaufen kann, sind da Vorsorgemaßnahmen getroffen, die dann greifen, wenn jemand aus diesem Kreis Schweinegrippe hat?
Schoenemann: Ja, das ist dann in dem Umkreis dieser Person eigentlich selbst zu regeln. Also das haben wir bisher noch nicht gehört und noch nicht gesehen, dass jemand da ganz auf sich alleine gestellt war. Die meisten Patienten, von denen wir wissen, sind nicht so schwer krank, dass sie gar nichts für sich erledigen könnten. Man könnte eventuell kurz einkaufen gehen, das ist schon machbar und muss deswegen jetzt keine Angst haben, dass man jemand ansteckt.
Engels: Ansteckungsrisiko ist ja das Thema, da besteht ja auch ein Risiko in den Krankenhäusern und Arztpraxen selbst. Ist hier genügend Vorkehrung getroffen, was sollte hier noch geschehen?
Schoenemann: Also als Patient sollte man, wenn man seine Arztpraxis aufsuchen möchte, vorher anrufen und einen Termin ausmachen, sodass man am Ende der Sprechstunde, außerhalb der Sprechstunde dort ankommt und nicht auf ein volles Wartezimmer trifft. Das ist eigentlich das Wesentliche. Da hat's manchmal Irritationen gegeben, weil in Arztpraxen so Schilder waren - in Köln weiß ich nicht, ob's das gegeben hat: Schweinegrippe, hier nicht eintreten - oder so in diesem Sinne. Es ist aber eigentlich gut gemeint, dass diese Patienten, bei denen der Verdacht besteht, nicht mit den anderen Patienten der Praxis zusammenkommen.
Engels: Können Sie zu dem jetzigen Status, wo ja auch viele heimreisende Urlauber die Infektion mitgebracht haben, überhaupt noch irgendetwas tun, um diese Infektionskette noch wirkungsvoll zu unterbrechen, oder ist der Zug abgefahren?
Schoenemann: Im Moment kommen die Urlauber zurück aus Spanien, und einige haben wir auch, die aus Großbritannien zurückkommen, erkrankt oder die dann hier sehr schnell erkranken. Was für uns wichtig ist, dass von diesen Erkrankten keine weiteren Infektionen ausgehen. Die machen ihre Erkrankung durch, ihre sieben Tage, dann sind sie wieder voll fit, und es bricht jetzt hier nicht in unserer Bevölkerung ein, das ist das Entscheidende für uns.
Engels: Herr Schoenemann, Sie haben es angesprochen, bis jetzt sind die Krankheitsverläufe hierzulande vergleichsweise mild ausgefallen. Wird das denn womöglich stärker werden im Herbst?
Schoenemann: Das ist im Moment Spekulation, das ist eine Möglichkeit aus den Erfahrungen früherer Pandemien, dass vielleicht eine zweite Welle kommt, die deutlich mehr Erkrankte hinterlässt, dass es zu schweren Erkrankungsverläufen kommt, das wissen wir nicht, ist aber eine Möglichkeit. Und deswegen soll ja die Impfung angeboten werden, dass man das möglichst dann vermeidet.
Engels: Vermeidet ist das eine, zum anderen ist es ja auch so, dass im Vergleich zu anderen Ländern hier im Moment die Infektionsrate beziehungsweise die Behandlung immer noch etwas darunter liegt, das ist aber nur vorübergehend. Das heißt, Deutschland wird noch stärker getroffen werden?
Schoenemann: Das ist wahrscheinlich zu erwarten. In Deutschland gibt es jetzt fast 4000 nachgewiesene Erkrankungsfälle, damit sind wir in Europa an zweiter Stelle nach Großbritannien, wo es anscheinend Hunderttausende gibt. Aber es rechnen alle Experten damit, dass es im Moment noch mehr werden, und durch die Rückkehrer aus den Urlaubsländern wird es auch noch vermehrte Infektionszahlen geben.
Engels: Bis es den Impfstoff gibt, was raten Sie denjenigen, die möglicherweise Schweinegrippe haben? Hat es etwas für sich, doch Tamiflu, also dieses Grippemittel, zu horten?
Schoenemann: Nein. Also das Tamiflu sollte vom Arzt dann verordnet werden, wenn er es als sinnvoll ansieht. Bisher ist die Influenza bei uns ja eine mild verlaufende Erkrankung, und Tamiflu dient auch nur dazu, eine mild verlaufende Erkrankung jetzt noch weiter abzumildern, so ist im Moment der Stand. Tamiflu müsste innerhalb der ersten 36 bis 48 Stunden genommen werden, sonst ist es ganz wirkungslos, und horten hilft gar nichts. Also es muss dann immer jeweils der Arzt entscheiden, ob es in diesem Fall notwendig ist.
Engels: Was gilt für den Schutz jedes Einzelnen?
Schoenemann: Man kann sich etwas dadurch schützen, dass man auf eine gute Hygiene wert legt, häufiges Händewaschen mit normaler Seife - nicht mit Desinfektionsmittel, sondern mit normaler Seife - ist das A und O für das, dass man mit seinen Händen einen Gegenstand anfasst, der vorher von jemand anderem angefasst worden ist, der vielleicht geniest oder gehustet hat und kein Taschentuch verwendet hat. Und man selber kommt an seine Augen oder an seinen Mund oder die Nase und kann auf diesem Weg die Viren dann wieder aufnehmen.
Engels: Bernhard Schoenemann, stellvertretender Leiter des Kölner Gesundheitsamtes. Wir sprachen mit ihm über die Fälle von Schweinegrippe und die Fragen, wie Patienten behandelt werden können. Vielen Dank für den Besuch im Studio!