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Schweiz
Volksmusik zwischen Brauchtum und Experiment

Ertönt ein Alphorn, meint man, die grünen Alpwiesen und schneebedeckten Berge vor sich zu sehen. Den Schweizer Söldnern in der Fremde war das Alphornblasen deshalb angeblich verboten: Löste sein sanfter, durchdringender Klang doch schweres Heimweh aus und trieb so manchen Eidgenossen in die Desertion. Tatsächlich gibt es über die Ursprünge des Alphorns jedoch nur Legenden.

Von Stefanie Müller-Frank |
    Das Bild zeigt viele Alphörner, die in der Berglandschaft gespielt werden
    Traditionelle Musik in den Alpen wird vor allem mit dem Alphorn gemacht (picture alliance / dpa / Tobias Hase)
    Erst im 19. Jahrhundert, als die Schweiz nach einer nationalen Identität zu suchen begann, besann man sich auf das Alphorn: Neue Instrumente wurden gebaut, Melodien komponiert, man unterrichtete die Bergler im Alphornblasen – und erfand so kurzerhand das Markenzeichen der Schweizer Volksmusik.
    Neben dem Alphornblasen wird auch das Jodeln bis heute gefördert, gepflegt und reglementiert. Der Eidgenössische Jodlerverband gibt seinen Mitgliedern nicht nur vor, was falsch tönt und was nicht – sondern auch, was als Schweizer Brauchtum gelten darf.
    Seit über einem Jahrzehnt aber formiert sich Widerstand: Eine neue Generation von Schweizer Musikern hält sich nicht mehr an diese Regeln, interpretiert das eigene Volksmusikerbe um und experimentiert frei mit Klängen aus Feld und Stall. Was bleibt da vom ursprünglichen Liedgut übrig? Und gibt es ihn überhaupt, den wahren Alpensound?