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Schwerewellen beim Nachbarplaneten
Neues von der Venus

In den nächsten Monaten wird der innere Nachbarplanet Venus wieder als heller Lichtpunkt am Abendhimmel zu beobachten sein. Seine große Helligkeit ist größtenteils durch die dichte Wolkenhülle bedingt, die mehr als 75 Prozent des auftreffenden Sonnenlichts reflektiert.

Von Hermann-Michael Hahn | 26.10.2016
    Schwerewellen in der Venusatmosphäre - zeichnerische Darstellung
    Schwerewellen in der Venusatmosphäre - zeichnerische Darstellung (ESA)
    Diese Wolkenhülle versperrt jedoch auch den Blick auf die Venusoberfläche, die sich nur mit Hilfe von Radarwellen erfassen lässt. Jetzt allerdings haben europäische Forscher in den Daten der Venus Express Sonde Hinweise dafür gefunden, wie zum Beispiel Gebirgsketten an der Venusoberfläche Wolkenformationen in 70 Kilometern Höhe beeinflussen.
    So fanden sie in den Wolken über der äquatornahen Hochlandregion Aphrodite Terra nicht nur mehr Wasserdampf als anderswo. Sie registrierten dort auch eine um 18 Prozent niedrigere Windgeschwindigkeit und eine geringere Reflexion der auftreffenden UV-Strahlung.
    Die Oberseite der Venuswolken
    Die Oberseite der Venuswolken (NASA)
    Ursache dafür sind oberflächennahe, langsame Luftströmungen, die durch das rund viereinhalb Kilometer hoch aufragende Aphrodite Terra nach oben umgeleitet werden. Dabei entstehen Schwerewellen, die sich durch die Atmosphäre nach oben ausbreiten und dabei Wasserdampf aus der bodennahen Region mit in große Höhen tragen.
    Darüber hinaus wird auch ein noch nicht identifiziertes, Ultraviolettlicht absorbierendes Material aufwärts transportiert. Schwerewellen kennt man auch aus der Erdatmosphäre, wo sie unter anderem im Windschatten von Gebirgen auftreten.
    Sie prägen offenbar auch die atmosphärische Zirkulation unseres Nachbarplaneten Venus.