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Security im Villenviertel
Privater Schutz vor ungebetenen Gästen

In den Berliner Villenvierteln steigt die Zahl der Einbrüche rasant. Viele Anwohner wollen das nicht länger hinnehmen. Sie beauftragen private Sicherheitsdienste, die Tag und Nacht um die Häuser patrouillieren.

Von Anja Nehls | 27.05.2016
    Gründerzeithäuser im Bezirk Steglitz in Berlin.
    Ausgebildete Mitarbeiter von privaten Sicherheitsfirmen sollen die reichen Viertel in Berlin besser schützen. (picture-alliance / dpa / Wolfram Steinberg)
    "Sehr gut, auch hier alles ruhig, prima."
    Der schwarze Geländewagen mit den auffälligen orangefarbenen Dachlichtern fährt vorbei an großen Villen und Einfamilienhäusern im Südwesten des Berliner Bezirks Zehlendorf. Viele Politiker wohnen hier, Schauspieler, Wirtschaftsbosse, reiche Erben. 24 Stunden am Tag fährt die Security Patrol durch die Straßen, im Auftrag von inzwischen weit über 100 Anwohnern. Am Tor eines großen Grundstücks hält der Wagen an:
    "Bei dem Kunden haben wir es in der Tat schon mehrfach gehabt, dass die Schlösser manipuliert worden sind."
    Sagt der Chef Oliver Becker. Seine Mitarbeiterin Nadine Kools steigt aus und kontrolliert:
    "Ich habe geguckt, ob im Schließzylinder ein Streichholz ist, ob die Tür verschlossen ist. Aber alles in Ordnung. Abgebrochene Zahnstocher werden gerne mal in Schließzylinder dringelassen und wenn der nach 24 Stunden immer noch drin ist, dann heißt das, dass dort das Haus eben leer ist."
    Einbrecher als Handwerker getarnt
    Und die Einbrecher leichtes Spiel hätten. Das soll die Security Patrol verhindern. In dem etwas über fünf Quadratkilometer großen Gebiet sind meist zwei Wagen in Einsatz, besetzt mit ausgebildeten Mitarbeitern der privaten Sicherheitsfirma. Instinkt und Erfahrung sind dabei am allerwichtigsten, sagt Oliver Becker:
    "Das heißt z.B. Einbrecher, die sich als Handwerker tarnen. Wir beobachten und sehen, bei einem unserer Kunden ist eine Leiter angelehnt und da sind jetzt zwei Leute auf dem Grundstück als Handwerker, meistens wenn wir dann anhalten laufen die dann schon weg, also die sind dann enttarnt sozusagen."
    Die Zahl der Einbrüche hatte auch hier stark zugenommen. Seit zwei Jahren bietet Oliver Becker deshalb im Gebiet Wannsee, Schlachtenseeund Nikolassee seine Dienste an: Sicherheitsberatung, Alaramanlagen, Notruf- Aufschaltung, Grundstückskontrolle, die Security Patrol, die verdächtige Autos oder Menschen beobachtet. Zwischen 70 und 160 Euro im Monat kostet das. Die Zahl der Kunden wächst von Tag zu Tag. Einige haben früher bereits schlechte Erfahrungen gemacht.
    Ergänzung zur Polizei
    "Die Leute sind über den Zaun gestiegen und von hinten hier ins Grundstück hineingekommen. Das sind absolute Profis gewesen, das hat man auch daran gesehen, dass der gesamte Schmuck meiner Frau gestohlen wurde aber alle nicht wertvollen Sachen liegengeblieben sind. Im Prinzip ist es ja so, dass wenn fremde Leute bis in die letzte Ecke gehen, dann fühlt man sich entehrt, in irgendeiner Form. Es wird immer unsicherer, früher waren das zwei, drei Einbrüche, heute sind es 200, 300 Einbrüche und die Polizisten waren früher 30 sind heute drei. Und da stimmt die Relation nicht mehr."
    Die Security Patrol sieht sich als Ergänzung der Polizei. Ersetzen kann und darf ein privater Sicherheitsdienst die Beamten nicht. Oliver Becker geht es um gute Zusammenarbeit:
    "Wir arbeiten nach den sogenannten Jedermannsparagraphen, das heißt bei uns ist es so, wir dürfen nur das, was jeder andere auch darf. Eine vorläufige Festnahme kann jeder Bürger aussprechen, wenn er bei einer Straftat auf jemanden trifft."
    Pfefferspray und Handschellen in Notwehrsituationen
    Jedenfalls dann, wenn der mutmaßliche Einbrecher sich einfach so festnehmen lässt. Wenn nicht, ist es schon besser, wenn man so eine Situation schon mal geübt hat.
    "Man muss den Täter durch Auftreten, durch Stimme davon überzeugen, dass er entweder abhaut der dass er sich freiwillig stellt. Dann werden die festgesetzt, die Polizei dazu geholt und auch da haben wir gute Erfahrungen gemacht, dass das immer sehr schnell ging. Wenn es natürlich zu einem tätlichen Angriff kommt, dann muss man sich auch wehren, denn keiner lässt sich verprügeln, dann eben körperliche Gewalt oder die Hilfsmittel der körperlichen Gewalt, wie ein Teleskopschlagstock, im Notfall auch ein Pfefferspray oder Handschellen. Das dürfen wir dann auch nutzen, aber natürlich, wenn auch die Notwehrsituation gegeben ist."
    Im Zweifel also den Täter lieber laufen lassen, denn auch bei den eigenen Leuten gehe die Sicherheit vor, so Oliver Becker. Er setzt auf Abschreckung. Mit schwarzen Sheriffs will er sich und seine Leute nicht verglichen wissen. Die Uniformen sind aber trotzdem schwarz, mit Abzeichen an den Ärmeln und auf den Schultern. Die kämen zwar nicht bei jedem in der Nachbarschaft gut an, aber bei den meisten und sie fallen auf, so der Chef. Offenbar auch den potentiellen Tätern. Seit er vor zwei Jahren in diesem Gebiet mit seinen Diensten angefangen hat, habe es bei seinen Kunden weder einen Einbruch noch einen entsprechenden Versuch gegeben.