Michael Böddeker: "Arbeitslosigkeit ist bei uns kein Problem." Ein sehr schöner Satz – leider bezieht er sich nicht auf ganz Deutschland, aber immerhin auf die deutschen Psychologen. Die haben im Moment nämlich ausgezeichnete Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, so heißt es auf einem Fachkongress in Bremen. Dort tagt nämlich noch bis zum Donnerstag die Deutsche Gesellschaft für Psychologie. Mittendrin ist die Verbandspräsidentin Ursula Staudinger. Mit ihr habe ich vor der Sendung gesprochen, und ich habe sie gefragt, woran sie diese guten Berufsaussichten für Psychologen festmacht.
Ursula Staudinger: Wir machen es an den Zahlen des letzten Mikrozensus fest, die sind von 2008, und es gibt nach der Information im Moment 48.000 beschäftigte Psychologen in den verschiedensten Positionen, etwa zur Hälfte freiberuflich und zur Hälfte als angestellte Psychologen. Und es gibt bei der Bundesanstalt für Arbeit gemeldet 1700 freie Stellen.
Böddeker: Wie kommt das, warum gibt es diese vielen offenen Stellen und warum sind Psychologen so gefragt? Gibt es da so viele neue Einsatzbereiche?
Staudinger: Ja, das ist genau der Punkt, den Sie ansprechen. Die Felder, die Berufsfelder haben sich stark ausdifferenziert für Psychologieabsolventen. Also es gibt neben den klassischen klinisch-therapeutischen Bereichen eben jetzt auch sehr viel mehr diagnostische Bereiche im Klinikbereich, im Reha-Bereich. Es gibt ein großes Feld, das sich ganz stark ausgedehnt hat in der Arbeits- und Organisationspsychologie. Das bedeutet dann Mitarbeit in Personalabteilungen, bei der Organisationsentwicklung, bei der Rekrutierung und Auswahl von Mitarbeitern. Ein weiteres wichtiges Feld die Neuropsychologie mit ihrer Diagnostik, Ingenieurspsychologie, wo es darum geht, die Wechselwirkung zwischen moderner Technologie und dem Nutzer, dem Menschen zu optimieren. Dazu muss man etwas über wie unser Denken funktioniert, wie unsere Wahrnehmung funktioniert, das ist ein ganz großes wachsendes Feld auch. Verkehrspsychologie, nicht nur beim TÜV, wenn man den Führerschein wiederkriegen will, sondern eben auch bei der Beeinflussung von Verkehrsströmen, der Vorhersage von Verkehrsströmen sind nicht nur Physiker gefragt, sondern auch Psychologen. Oder im Bereich der Rechtspsychologie, ein wachsendes Feld der vereidigten Gutachter, die vor Gericht dann auch Sachlagen beurteilen können, sei es nun im Familienrecht oder sei es im Bereich auch von Straftaten. Also es vervielfältigt sich.
Böddeker: Also es gibt viele neue Einsatzbereiche für Psychologen, heißt das, in dem klassischen Gebiet, also der psychologischen Beratung, werden es immer weniger?
Staudinger: Nein, nein im Gegenteil, das bleibt. Wir haben ja auch seit einigen Jahren die gesetzliche Regelung für psychologische Psychotherapeuten, und damit sind wir ja dann auch den medizinischen Psychotherapeuten gleichgestellt worden. Das ist ein nach wie vor sehr wichtiger Bereich, wo wir auch weiter Nachwuchs brauchen. Aber diese anderen Felder haben sich zusätzlich ausgedehnt. Ich denke, darin reflektiert sich eine Stärke unserer Wissenschaft, der Psychologie, und da unsere Wissenschaft genau diese Brücke zwischen Individuum und Umwelt versteht, erklärt und vorhersagt, sind wir an vielen Orten inzwischen gefragt.
Böddeker: Passen die neuen Abschlüsse, die es jetzt gibt, Bachelor und Master, auch gut zu diesen neuen Berufsbedingungen, zu den Aussichten auf dem Arbeitsmarkt?
Staudinger: Also die Umstellung auf Bachelor und Master wird bei uns für unser Fach, glaube ich, noch einen Zuwachs an den Studierendenzahlen bringen, denn unser Fach stößt auf großes Interesse bei Jugendlichen. Und es wird dann aber nicht ... nicht alle werden bis zum Master weiterstudieren, was aber die Voraussetzung für eine vollwertige psychologische Tätigkeit, egal in welchem Bereich, nach wie vor ist und bleiben wird. Aber was wir finden werden, ist, dass wir mehr interdisziplinäre Kombinationen bekommen werden, dass jemand meinetwegen einen Bachelor in Psychologie macht, diesen dann mit einem Master in einem anderen Fach, meinetwegen in der Ökonomie oder in der Betriebswirtschaft kombiniert. Also davon werden wir mehr sehen, sodass es insgesamt, glaube ich, für unser Fach noch einen weiteren Aufwuchs in den Studierendenzahlen geben wird.
Böddeker: Also die Berufsaussichten sind gut, viele junge Menschen möchte gerne Psychologie studieren, aber die hohen Anforderungen halten auch viele davon ab, zum Beispiel der hohe Numerus clausus. Müssten nicht in Zukunft dann auch noch mehr Studienplätze geschaffen werden, damit auch mehr Menschen das studieren können?
Staudinger: Ja, das ist ein sehr wichtiger Punkt, den Sie ansprechen, und das ist durchaus auch ein Problem, was im Moment die Beziehungen zu dem deutschsprachigen Ausland etwas belastet, denn in Österreich und in der Schweiz beispielsweise oder auch in den Niederlanden gibt es keinen Numerus clausus, und insofern wandern dann Studierende, die in Deutschland nicht ankommen, anstatt zu warten in diese Länder ab, und es führt dort zu einer, ja, Schwemme von deutschen Studierenden in dem Fach Psychologie. Also ich denke, dass wir da mittelfristig zu einer anderen Lösung kommen müssen, dass es ein Anwachsen der Studienplätze in der Psychologie geben muss, denn der Bedarf kann gegenwärtig nicht gedeckt werden.
Böddeker: Verbandspräsidentin Ursula Staudinger war das, von der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Bremen. Mit ihr habe ich über die Berufsaussichten für Psychologen gesprochen, die im Moment anscheinend sehr gut sind.
Ursula Staudinger: Wir machen es an den Zahlen des letzten Mikrozensus fest, die sind von 2008, und es gibt nach der Information im Moment 48.000 beschäftigte Psychologen in den verschiedensten Positionen, etwa zur Hälfte freiberuflich und zur Hälfte als angestellte Psychologen. Und es gibt bei der Bundesanstalt für Arbeit gemeldet 1700 freie Stellen.
Böddeker: Wie kommt das, warum gibt es diese vielen offenen Stellen und warum sind Psychologen so gefragt? Gibt es da so viele neue Einsatzbereiche?
Staudinger: Ja, das ist genau der Punkt, den Sie ansprechen. Die Felder, die Berufsfelder haben sich stark ausdifferenziert für Psychologieabsolventen. Also es gibt neben den klassischen klinisch-therapeutischen Bereichen eben jetzt auch sehr viel mehr diagnostische Bereiche im Klinikbereich, im Reha-Bereich. Es gibt ein großes Feld, das sich ganz stark ausgedehnt hat in der Arbeits- und Organisationspsychologie. Das bedeutet dann Mitarbeit in Personalabteilungen, bei der Organisationsentwicklung, bei der Rekrutierung und Auswahl von Mitarbeitern. Ein weiteres wichtiges Feld die Neuropsychologie mit ihrer Diagnostik, Ingenieurspsychologie, wo es darum geht, die Wechselwirkung zwischen moderner Technologie und dem Nutzer, dem Menschen zu optimieren. Dazu muss man etwas über wie unser Denken funktioniert, wie unsere Wahrnehmung funktioniert, das ist ein ganz großes wachsendes Feld auch. Verkehrspsychologie, nicht nur beim TÜV, wenn man den Führerschein wiederkriegen will, sondern eben auch bei der Beeinflussung von Verkehrsströmen, der Vorhersage von Verkehrsströmen sind nicht nur Physiker gefragt, sondern auch Psychologen. Oder im Bereich der Rechtspsychologie, ein wachsendes Feld der vereidigten Gutachter, die vor Gericht dann auch Sachlagen beurteilen können, sei es nun im Familienrecht oder sei es im Bereich auch von Straftaten. Also es vervielfältigt sich.
Böddeker: Also es gibt viele neue Einsatzbereiche für Psychologen, heißt das, in dem klassischen Gebiet, also der psychologischen Beratung, werden es immer weniger?
Staudinger: Nein, nein im Gegenteil, das bleibt. Wir haben ja auch seit einigen Jahren die gesetzliche Regelung für psychologische Psychotherapeuten, und damit sind wir ja dann auch den medizinischen Psychotherapeuten gleichgestellt worden. Das ist ein nach wie vor sehr wichtiger Bereich, wo wir auch weiter Nachwuchs brauchen. Aber diese anderen Felder haben sich zusätzlich ausgedehnt. Ich denke, darin reflektiert sich eine Stärke unserer Wissenschaft, der Psychologie, und da unsere Wissenschaft genau diese Brücke zwischen Individuum und Umwelt versteht, erklärt und vorhersagt, sind wir an vielen Orten inzwischen gefragt.
Böddeker: Passen die neuen Abschlüsse, die es jetzt gibt, Bachelor und Master, auch gut zu diesen neuen Berufsbedingungen, zu den Aussichten auf dem Arbeitsmarkt?
Staudinger: Also die Umstellung auf Bachelor und Master wird bei uns für unser Fach, glaube ich, noch einen Zuwachs an den Studierendenzahlen bringen, denn unser Fach stößt auf großes Interesse bei Jugendlichen. Und es wird dann aber nicht ... nicht alle werden bis zum Master weiterstudieren, was aber die Voraussetzung für eine vollwertige psychologische Tätigkeit, egal in welchem Bereich, nach wie vor ist und bleiben wird. Aber was wir finden werden, ist, dass wir mehr interdisziplinäre Kombinationen bekommen werden, dass jemand meinetwegen einen Bachelor in Psychologie macht, diesen dann mit einem Master in einem anderen Fach, meinetwegen in der Ökonomie oder in der Betriebswirtschaft kombiniert. Also davon werden wir mehr sehen, sodass es insgesamt, glaube ich, für unser Fach noch einen weiteren Aufwuchs in den Studierendenzahlen geben wird.
Böddeker: Also die Berufsaussichten sind gut, viele junge Menschen möchte gerne Psychologie studieren, aber die hohen Anforderungen halten auch viele davon ab, zum Beispiel der hohe Numerus clausus. Müssten nicht in Zukunft dann auch noch mehr Studienplätze geschaffen werden, damit auch mehr Menschen das studieren können?
Staudinger: Ja, das ist ein sehr wichtiger Punkt, den Sie ansprechen, und das ist durchaus auch ein Problem, was im Moment die Beziehungen zu dem deutschsprachigen Ausland etwas belastet, denn in Österreich und in der Schweiz beispielsweise oder auch in den Niederlanden gibt es keinen Numerus clausus, und insofern wandern dann Studierende, die in Deutschland nicht ankommen, anstatt zu warten in diese Länder ab, und es führt dort zu einer, ja, Schwemme von deutschen Studierenden in dem Fach Psychologie. Also ich denke, dass wir da mittelfristig zu einer anderen Lösung kommen müssen, dass es ein Anwachsen der Studienplätze in der Psychologie geben muss, denn der Bedarf kann gegenwärtig nicht gedeckt werden.
Böddeker: Verbandspräsidentin Ursula Staudinger war das, von der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Bremen. Mit ihr habe ich über die Berufsaussichten für Psychologen gesprochen, die im Moment anscheinend sehr gut sind.