
Selenskyj hatte nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden des Landes unter anderem eine medizinische Einrichtung im Katastrophengebiet besucht, wie Bilder auf seinem Twitter-Account zeigen. Derweil gingen in der von der Ukraine gehaltenen Region westlich des Flusses Dnipro die Evakuierungen und Hilfsmaßnahmen weiter. Helfer in Booten holten hunderte Menschen von den Dächern ihrer Häuser. Außerdem brachten die Einsatzkräfte Trinkwasser in das Gebiet. Nach Angaben des Gouverneurs von Cherson ist insgesamt eine Fläche von etwa 600 Quadratkilometern überflutet; fast 70 Prozent davon auf der russisch besetzten Seite östlich des Dnipro.
Präsident Selenskyj hatte vor seinem Besuch in der Katastrophenregion der UNO und dem Roten Kreuz Versagen und Passivität vorgeworfen. Sie seien nicht da, sagte er im Interview mit mehreren Medien der Axel Springer Gruppe. Entsprechende Anfragen an die beiden Organisationen seien nicht oder wenn überhaupt diplomatisch beantwortet worden.
Aufruf zu Hilfe aus Europa
Derweil rief Bundestagspräsidentin Bas hat nach den Überschwemmungen durch den zerstörten Kachowka-Staudamm zu mehr europäischem Engagement für die Ukraine auf. Nach einem Besuch beim lettischen Parlamentspräsidenten Smiltens in Riga sagte Bas, Europa müsse jetzt sehr stark mithelfen. Deutschland leiste bereits Unterstützung durch das Technische Hilfswerk, das Material in die Überschwemmungsgebiete liefere.
Angeblich Beschuss von Rettungskräften
In der von der Ukraine gehaltenen Region westlich des Flusses Dnipro dauern die Evakuierungen und Hilfsmaßnahmen an. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, Rettungskräfte in den Überschwemmungsgebieten zu beschießen. Nach russischen Angaben sollen in der Stadt Hola Prystan zwei Menschen durch Beschuss ukrainischer Truppen getötet worden sein. Auf Antrag Russlands befasst sich der Internationale Strafgerichtshof mit der Zerstörung des Staudamms. Nach Darstellung des ukrainischen Militärs haben sich russischen Truppen in der Region wegen der Wassermassen um fünf bis 15 Kilometer zurückgezogen.
Hintergründe zur Explosion des Staudamms weiter ungeklärt
Selenskyj betonte, nach der Rückeroberung des Gebietes werde es eine Untersuchung zur Damm-Zerstörung geben. Dazu werde man internationale Experten einladen. Selenskyj machte erneut Russland verantwortlich. Die Regierung in Moskau gibt dagegen der Ukraine die Schuld. Der Militärexperte Gustav Gressel sagte dagegen im Deutschlandfunk, es spreche vieles dafür, dass Russland für die Sprengung des Damms verantwortlich sei.
NATO-Generalsekretär Stoltenberg setzte für heute eine Dringlichkeitssitzung der NATO-Ukraine-Kommission an, zu der der ukrainische Außenminister Kuleba per Video zugeschaltet werden soll. Die Weltbank kündigte Finanzhilfen für den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete an.
Weiterführende Informationen
In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
Diese Nachricht wurde am 08.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.