
Selenskyj verwies in seiner abendlichen Videoansprache auf sein für heute geplantes Treffen mit dem US-Sondergesandten Kellogg. Nur durch konstruktive Begegnungen könne ein stabiler Frieden für die Ukraine gewährleistet werden, sagte er. Selenskyj erwähnte in diesem Zusammenhang auch ein Telefonat mit US-Senator Graham von der Republikanischen Partei.
Diplomat Melnyk: "Nicht auf jede einzelne Äußerung aus Washington reagieren"
Auch der ukrainische Diplomat Melnyk plädiert für einen weniger emotionalen Umgang mit den Aussagen von Trump. Der frühere Botschafter in Berlin sagte im Deutschlandfunk, es sei nicht hilfreich, auf jede einzelne Äußerung aus Washington zu reagieren. Es sei eine gemeinsame Aufgabe für die Ukraine und die europäischen Partner, die Unterstützung der USA nicht zu verlieren. Dazu müsse man einen Schlüssel finden, wie man den neuen Präsidenten ansprechen und vielleicht überzeugen könne. Melnyk sagte in Richtung der ukrainischen Bevölkerung, man müsse tief durchatmen und weitermachen, es gebe keinen anderen Weg.
Kreml mit Trump zufrieden
Trump hatte zuletzt seinen Ton gegenüber dem ukrainischen Präsidenten erheblich verschärft und ihm unter anderem eine Mitschuld am russischen Angriffskrieg zugewiesen. Selenskyj sei ein "Diktator" ohne Legitimation durch den Wähler und mache einen "fürchterlichen Job". Er müsse rasch handeln, bevor er - Zitat - "gar kein Land mehr übrig habe". Bundeskanzler Scholz bezeichnete die Äußerungen als "schlicht falsch und gefährlich", Außenministerin Baerbock nannte sie "vollkommen absurd".
Die russische Regierung begrüßte Trumps Worte. Kreml-Sprecher Peskow erklärte in Moskau, man stimme der Sichtweise der Trump-Regierung "vollständig zu". Zugleich nannte er Spekulationen über eine europäische Friedensmission in der Ukraine "inakzeptabel". NATO-Truppen zu entsenden sei nicht mit der russischen Auffassung von Sicherheit vereinbar.
Diese Nachricht wurde am 20.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.