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Serie: Hidden Champions
Ableton - Big Player der Musikproduktionssoftwares

Vor 16 Jahren gründete der Informatiker und Musiker Gerhard Behles zusammen mit zwei Freunden Ableton. Sitz der Firma war und ist der Stadtteil Prenzlauer Berg, also das alte Ost-Berlin. Ein Glück für das Start Up - denn so konnten sie Geld aus einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums in Anspruch nehmen und eine Software für Musikproduktion entwickeln.

Von Claudia van Laak | 02.10.2015
    Der Club Berghain in Berlin
    Berlin entwickelte sich zum Mekka der elektronischen Musik, Clubs wie das Berghain zogen DJs aus der ganzen Welt an, die Softwareentwickler waren Teil der Szene. (dpa / picture alliance / Xamax)
    Die Firma ist entstanden wie vielleicht viele in diesem Feld. Aus einem ganz persönlichen Wunsch heraus nach etwas, was es nicht gibt.
    Gerhard Behles, 46, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Ableton AG.
    "So wie die ersten Autos ausgesehen haben wie Kutschen, haben auch die ersten Lösungen für Musik mit dem Computer ausgesehen wie Tonband oder traditionelle Studioeinrichtungen."
    Vor 16 Jahren gründete der Informatiker und Musiker Gerhard Behles zusammen mit zwei Freunden Ableton. Sitz der Firma war und ist der Stadtteil Prenzlauer Berg, also das alte Ost-Berlin. Ein Glück für das Start Up - denn so konnten sie Geld aus einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums in Anspruch nehmen und eine Software für die Musikproduktion entwickeln.
    "Was uns ermöglicht hat, sage und schreibe zwei Jahre zu entwickeln ohne finanzielle Nöte. Und das hat es dann auch möglich gemacht, mit einem für seine Zeit ziemlich fortschrittlichen Produkt an den Markt zu gehen."
    Richtige Zeit und richtiger Ort
    Die Gründer von Ableton waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Berlin entwickelte sich zum Mekka der elektronischen Musik, Clubs wie das Berghain zogen DJs aus der ganzen Welt an, die Softwareentwickler waren Teil der Szene. Als Artist Relation Manager kümmert sich Olaf Bohn darum, dass der Austausch zwischen Unternehmen und Musikern funktioniert.
    "Wir sind jetzt hier im User-Teststudio bei Ableton, und hier sind zwei Räume, ein Vorraum und ein kleines Studio, sodass die Künstler, die hierherkommen, auch einen Raum haben, in dem sie sich wohlfühlen."
    Nicht ein Rechner neben dem anderen wie bei den Softwareentwicklern, sondern Plattenspieler, Akustik-Gitarren, gemütliche Sofas, weiche Teppiche.
    "Ganz viel lernt man natürlich für die Software, wie die Musiker die analogen Instrumente benutzen. Ganz wichtig sich anzugucken, wie Musiker auch andere Instrumente spielen. Und auch der Sound von analogen Instrumenten ist ganz wichtig für unsere Software."
    200 Mitarbeiter aus 28 Ländern
    Ableton ist seit seiner Gründung massiv gewachsen. Der Jahresumsatz hat sich in den letzten 10 Jahren verzehnfacht, liegt jetzt bei knapp 33 Millionen Euro. Neben dem Hauptsitz in Berlin - hier arbeiten 200 Mitarbeiter aus 28 Ländern - hat Ableton auch eine kleine Niederlassung in den USA. Die Start Up-Zeiten sind vorbei, sagt der Vorstandsvorsitzende Gerhard Behles.
    "Wenn ich die Fotos anschaue von den Innenräumen von Google, das sieht aus wie ein Kindergarten. Warum? Das ist doch eine erwachsene Firma mit einer weltweiten Stellung. Die sollen sich doch erwachsen gerieren. Und wir versuchen deswegen auch nicht, ein besonders jugendliches Image zu pflegen. Wir versuchen das ganz authentisch zu machen."
    Vor zwei Jahren hat Ableton einen Hardware-Controller namens Push auf den Markt gebracht. Eine Art Mischpult, allerdings mit weichen, quadratisch angeordneten Tasten, die in verschiedenen Farben blinken, wenn man sie drückt. "Unser Instrument", sagt Christian Kleine, Musiker und Entwickler.
    "So, ich kann jetzt mit Push Töne spielen, ich kann auch Songs abspielen, und live dazu spielen, komponieren, extrahieren und produzieren."
    Eine Hardware und eine Software, Ableton beschränkt sich auf zwei Produkte. Breiter aufstellen will sich das Unternehmen nicht. Wenig, aber dafür gut, das ist das Rezept des Weltmarktführers.