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Serie: Richtig dämmen - Teil 2
Dämmziegel und Ökobeton - mit Mauerwerk gegen Hitze und Kälte

Angebrachte Dämmplatten sind nicht bei allen energiebewussten Bauherren beliebt: Viele mögen eine massive Wand ohne zusätzliche Außendämmung lieber. Zumindest bei Neubauten sind Ziegel mit eingebauter Dämmwirkung eine energiesparende Alternative.

Von Ludger Fittkau | 07.11.2017
    Die Fassade eines Wohnhauses - aufgenommen mit einer Wärmebildkamera.
    Ob mit oder ohne zusätzlicher Außendämmung: es gibt viele energiesparende Alternativen (picture-alliance/dpa - Greenpeace)
    Hohlziegel oder Lochziegel gibt es schon seit der Antike. Doch spätestens seit Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung zu Beginn des21. Jahrhunderts versuchen Ziegelhersteller mehr und mehr, die mit Luft gefüllten Hohlziegel mit nichtbrennbaren Dämmstoffen zu füllen – etwa mit dem vulkanischen Material Perlit. Durch diese sogenannten "Dämmziegel" soll die wärmeisolierende Wirkung eines reinen Ziegelhauses ohne zusätzliche Dämmverbundsysteme verbessert werden.
    Das funktioniert durchaus schon recht gut, versichert der Architekt Zeno Bastian vom Passivhaus-Institut Darmstadt. Das Institut entwickelt und überprüft etwa für die Europäische Union und das Land Hessen Konzepte für energieeffizientes Bauen und zertifiziert auch neu entwickelte Dämmziegel:
    "Diese Dämmziegel, die es heute gibt, die erreichen schon ziemlich gute Wärmedämmung. Das kommt in den Bereich, in dem sie sogar Passivhäuser also hochenergieeffiziente Häuser bauen können. Wir haben selber Kontakte zu einigen Herstellern und haben auch Produkte im Rahmen unserer Produktzertifizierung zertifiziert."
    Vorlieben des Bauherren
    Dämmziegel bieten insbesondere bei Neubauten von Niedrigenergiehäusern denjenigen eine gute Alternative, die eine massive Wand bevorzugen und nicht noch zusätzliche Dämmplatten auf die Außenwand montieren lassen wollen, so Zeno Bastian:
    "Es gibt viele verschiedene Techniken und welche man anwendet, das hängt immer vom Gebäude, von den Bedingungen, vom Gebäude ab und vor allem auch von den persönlichen Vorlieben des Bauherren. Für viele ist es einfach wichtig, dass sie eine massive Wand haben. Das fühlt sich für viele besser an, ich denke, dass ist einer der Hauptgründe, das diese Ziegelkonstruktionen dann doch auch beliebt sind."
    Dämmziegel einfacher zu recyclen
    Dämmziegel sind in der Regel rund 30 Prozent teuer als Wärmedämmverbundsysteme, bei denen auf klassische Ziegelwände zusätzliche Dämmplatten aufgebracht werden. Doch dafür sollen sie auch wesentlich länger halten als die Verbundsysteme. Und: Während ein Wärmedämmverbundsystem je nach Typ wegen seiner verschiedenen Stoffbestandteile aufwändiger entsorgt werden muss, lässt sich ein Dämmziegel bei einem Abbruch einfacher recyceln.
    An verschiedenen Hochschulen wird seit Jahren auch an sogenannten "Ökobeton-Ziegeln" experimentiert, Der Ziegelhersteller Herbert Groschup arbeitete etwa jahrelang mit Ingenieuren der TU Darmstadt bei der Entwicklung sogenannter "Holzbeton-Steine" zusammen:
    "Wir haben diesen sogenannten Holzbeton, den es in Deutschland schon Ende der 40er Jahre gab, in einem fünfjährigen Forschungsprojekt untersucht, um den für den Mauerwerks-, also für den Massivbau zu optimieren."
    Zementreduzierter Ökobeton
    Ziel ist es, durch die Beimischung des nachwachsenden Rohstoffs Holz den Zementanteil in den Betonsteinen zu reduzieren, da die globale Zementindustrie mit ca 5 Prozent zum weltweiten Kohlendioxidausstoß beiträgt. Zementreduzierte Ökobetone sollen gegenüber den herkömmlich eingesetzten Baustoffen ein deutlich verringertes Treibhauspotential aufweisen.
    Weiterer wichtiger Vorteil von Ziegeln mit eingebauter Dämmwirkung gegenüber etwa Kunststoff-Isolierplatten, die auf die Außenwand eines Hauses aufgebracht und dann verputzt werden: Sie sind nicht brennbar. Architekt Zeno Bastion, vom Passivhaus-Institut Darmstadt:
    "Diese Hohlräume werden normalerweise mit mineralischen Dämmstoffen gefüllt, da gibt es überhaupt keine Probleme. Das ist Perlite, das ist ein Dämmstoff vulkanischen Ursprungs oder Mineralwolle. In der Hinsicht gibt es da gar keine Probleme."