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Sexualisierte Gewalt
Aufarbeitung im Reitsport

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bittet Betroffene sexualisierter Gewalt im Reitsport um Unterstützung. In einem Betroffenenrat sollen sie die Arbeit der FN an diesem Thema begleiten und ihre Erfahrungen einbringen.

Von Andrea Schültke |
Ein Mädchen beim Reitsport.
Ein Mädchen beim Reitsport. (imago Sportfoto)
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat fast 680.000 Vereinsmitglieder. Damit ist sie der achtgrößte Sport-Verband in Deutschland. Die Liebe zum Pferd zieht vor allem Mädchen in die Reitställe. Das birgt auch Risiken. Denn potenzielle Täter könnten das Pferd benutzen um sich Kindern und Jugendlichen zu nähern um später sexuelle Übergriffe zu begehen. Dieses Risiko hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung erkannt. Und auch, dass die Einbindung Betroffener wichtig ist, um für die Zukunft zu lernen:

Auf Betroffene zugehen

"Die Expertise Betroffener hilft uns enorm in der Prävention, Intervention und Aufarbeitung vergangener Fälle sexualisierter Gewalt. Unsere Hoffnung ist, dass der Betroffenenrat die Arbeit der FN in diesen Bereichen in beratender Funktion begleiten wird."
Erläutert FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach die Beweggründe für das Zugehen des Verbandes auf Betroffene. Damit die zunächst anonym bleiben können, arbeitet die FN mit der Kinderschutzorganisation "Innocence in Danger" zusammen. Ansprechpartnerin dort ist die Psychologin Julia von Weiler:
"Ich finde es wirklich ganz großartig, dass die FN meines Wissens nach als erster Sportverband diesen Schritt geht und proaktiv bewusst auf Betroffene zugeht und sie einlädt, gemeinsam mit ihnen den Reitsport sicherer zu machen. Ich applaudiere dem und unterstütze diese Aktion wirklich sehr gerne."
Bereits vor anderthalb Jahren habe die FN sie zu ersten Gesprächen eingeladen, schildert von Weiler. Nun soll sie erste Anlaufstelle sein für Betroffene sexualisierter Gewalt im Pferdesport. Die können sich bis Mitte April melden, wenn sie an einer Mitarbeit im Betroffenenrat interessiert sind. Bis zu zehn Mitglieder sollen für vier Jahre dem Beratungsgremium angehören.

Ehrliches Interesse

Julia von Weiler ist eine der Personen, die die zukünftigen Mitglieder des Betroffenenrates auswählt. Menschen aus allen Bereichen des Pferdesports sollen eingebunden werden, etwa aus dem Leistungs- und Breitensport, der Pferdezucht oder dem therapeutischen Reiten.
"Mein Eindruck aus den Gesprächen mit der FN und das waren jetzt inzwischen doch auch einige ist, dass die Menschen, die dort arbeiten, diese Aufgabe wirklich sehr ernst nehmen. Dass sie wirklich etwas bewegen wollen und ehrlich, wahrhaftig daran interessiert sind, dass Betroffene ihnen berichten, was ihnen hätte helfen können, Betroffene zu beteiligen und ihnen eine Stimme zu geben."
So Julia von Weiler von "Innocence in danger". Bei Bedarf werde sie den Betroffenenrat anfangs unterstützen. Ziel sei aber, dass die Mitglieder die Schwerpunkte ihrer Arbeit selbst festlegen und als eigenständiges und unabhängiges Gremium die FN beraten.