Nach Missbrauchsfall Jan Hempel
Sexualisierte Gewalt im Schwimmsport - Experten-Kommission legt Abschlussbericht vor und fordert "gläserne Schwimmhalle"

Im Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Schwimmsport hat eine Expertenkommission ihren Abschlussbericht vorgelegt.

    Der ehemalige Spitzensportler Jan Hempel (Wasserspringen) gestikuliert mit der linken Hand.
    Jan Hempel, ehemaliger Wasserspringer, wurde jahrelang durch seinen Trainer sexuell missbraucht. (Archivbild). (picture alliance / dpa / Bernd WeiÃbrod)
    Nachdem der ehemalige Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel vor rund zwei Jahren in der ARD die jahrelange Vergewaltigung durch seinen Trainer bekannt gemacht hatte, setzte der Deutsche Schwimmverband eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung dieses und anderer Fälle ein. Die Experten betonen in ihrem Abschlussbericht, um sexualisierte Gewalt früh genug zu erkennen und zu verhindern, sei Wissen darüber enorm wichtig. Präventionsarbeit müsse ausgebaut werden. Dabei seien die Besonderheiten des Schwimmsport wie körperliche Nähe beim Training, Umkleide- und Duschsituationen sowie ein hoher Grad an Nacktheit zu bedenken. Die Experten schlagen das Modell einer - Zitat - "gläsernen Schwimmhalle" vor. Abgeschottete Strukturen sollten überwunden werden, Trainer und Trainerinnen möglichst nicht allein mit ihren Schützlingen arbeiten.
    Der DSV kündigte an, die Empfehlungen der Kommission umzusetzen. Präsident Profit betonte, wer Sexualstraftaten begangen habe, habe keinen Platz im Schwimmsport. Die Kommission hatte in 18 Monaten die DSV-Archive ausgewertet und 27 vertrauliche Einzelinterviews geführt - darunter mit Jan Hempel. Hempel hatte 2022 in der ARD-Doku "Missbraucht" seinem mittlerweile verstorbenen Trainer jahrelangen sexuellen Missbrauch vorgeworfen und später eine Millionenklage angekündigt. Der Verband einigte sich vor einem Jahr mit dem viermaligen Europameister und Olympiazweiten von 1996 auf Entschädigungszahlungen. Zudem wurden weitere Fälle aufgedeckt.
    Diese Nachricht wurde am 31.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.