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Shakespeare-Jahr 2016
"Er hat für alle Publikumsschichten Theater machen wollen"

Seit dem letzten Shakespeare-Jahr 2014 habe sich viel getan, vor allem im Theater, wo der Dichter sein Zuhause habe, sagte der Literaturwissenschaftler Tobias Döring im DLF. Es sei bemerkenswert, dass auch so lange Zeit nach Shakespeares eigenem Wirken seine Stücke noch neue Ideen, neue Deutungen, neue Fragen aufwerfen.

Tobias Döring im Gespräch mit Wolfgang Koczian | 10.01.2016
    Ein Band einer neunbändigen Gesamtausgabe aus dem Jahr 1760 mit den Werken von William Shakespeare liegt auf einem Tisch.
    Ein Band einer neunbändigen Gesamtausgabe aus dem Jahr 1760 mit den Werken von William Shakespeare (dpa / picture alliance / Tim Brakemeier)
    Im Deutschen seien Redewendungen von Shakespeare prägend geworden, "sprichwörtlich geradezu". "Er gibt uns so viele Jahrhunderte nach seinem Tod Möglichkeiten uns hier mit unseren eigenen Fragen neu zu verstehen", sagte der Literaturwissenschaftler und sieht darin das Besondere in dem Dichter.
    Der englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler habe eigentlich nie Grenzen gescheut. "Grenzen der Sprache ebenso wenig, wie Grenzen der Darstellung", sagte Döring. Auch das sei wirklich etwas Einzigartiges und Besonderes seines Werkes, dass seine Sprache alle Register umfasst, von sehr derben, auch sehr zotigen, schweinischen Sprachregistern, bis hin zum Höfischem.
    Shakespeare habe für alle Publikumsschichten Theater machen wollen, so der Lehrstuhlinhaber für englische Literaturwissenschaft der LMU München. Zudem sei Shakespeare auch ein kommerzieller Unternehmer gewesen und wollte möglichst viele Leute in seine Theater locken, um damit Geld zu verdienen. "Deswegen hat er allen etwas geboten, was sie wiedererkennen und wiederfinden konnten - aus ihrer eigenen Erlebniswelt."
    Am 23. April 2016 jährt sich der 400. Todestag des britischen Dichters. 2014 war ebenfalls ein Shakespeare-Jahr, weil der Dichter 450 Jahre zuvor geboren wurde.
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate nachhören.