Mittwoch, 15. Mai 2024

Archiv


Sichere Erfindungen

In Nürnberg fand die in der vergangenen Woche die Internationale Fachmesse - "Ideen-Erfindungen-Neuheiten" statt. Die Schau ist traditionell ein Schauplatz für nützliche, aber auch skurrile Entwicklungen von Individualisten und Erfinderklubs. Dabei zeigt sich, dass sich auch Tüftler für mehr Sicherheit stark machen.

Von Wolfgang Noelke | 30.10.2004
    Seitdem es etwas kostet, gibt es drei Typen von Autofahrern: Die zufriedenen mit fest eingebauter Freisprechanlage, die mürrischen, denen der Kabelsalat am Zigarettenanzünder bei jedem Schlagloch herausfällt und die scheuen Ignoranten, denen das Handy angesichts der nahenden Polizeistreife einfach in den Schoß fällt.
    Erich Balling aus Bayreuth zeigt auf der IENA 2004 die Lösung für die Letzteren: Er klemmt einen winzigen Clip auf den Hörer seines Handys und einen zigarettenschachtelgroßen Lautsprecher an die Sonnenblende. Fertig ist die Freisprechanlage: kein Kalbelsalat – das Handy kann überall liegen, nicht nur im Auto, sondern auch auf dem Nürnberger Messestand:

    Im Auto, wenn ich da zum Beispiel bin, lasse ich jetzt eingeschaltet. Wenn jetzt ein Anruf kommt, drücke ich einfach die grüne Taste und kann das Gespräch entgegennehmen. Ich muss jetzt nichts weiter machen, wie bei einer richtigen Einrichtung auch. Das funktioniert einwandfrei!

    Der Sender im Clip und der Empfänger an der Sonnenblende werden von Batterien gespeist. Die Freisprechanlage ist also nichts für Vieltelefonierer. Dass an der roten Verkehrsampel alle Nachbarn das im 40MHz- Bereich übertragene Gespräch mithören könnten, schließt Erich Balling aus:

    Bei Bluetooth zum Beispiel kann passieren, weil das Jahr zirka 30 Meter geht, dass der Nachbar mithören kann und das kann hier nicht passieren, weil so weit die sie nicht. Die ist nur fürs Auto konstruiert oder fürs Büro - das sendet nicht weiter als zirka ein Meter fünfzig.

    Viel schlimmer als ein abgehörtes Telefonat wäre das zunächst abgehörte und dann von Dieben abgeholte Auto. Abgehört wird zunächst das codierte Signal des Funk- Schlüssels:

    Man kann das durch entsprechende Empfangsysteme, sei es im Infrarotbereich oder auch mit funktechnischen Systemen kann man es empfangen und die Signale, die man braucht, um den Wagen zu öffnen, entsprechend zurückgeben. Man hat sozusagen einen elektronischen Schlüssel kopiert.

    Die modernen Funk- Schließsysteme seien nicht sicher, sagt Hans Effertz, der auf der Erfindermesse selbstverständlich sein abhörsicheres System vorstellt:

    Es ist eine Weiterentwicklung aus dem letzten Jahr, wo wir ein Schalldifferenz-Messsystem entwickelt hatten: wir nutzen praktisch Ultraschall als Kontakt basierendes System und übertragen damit einen Code, ähnlich wie die MAC-Adresse im Funkbereich und können somit, weil es eben Kontakt basierend arbeitet, die Türen trotzdem öffnen, aber es kann nicht detektiert werden aus der Ferne.

    Kontaktbasierend heißt soviel: Es funktioniert jetzt nicht mehr, vom Biergarten aus per Funk-Türöffner - sofern der noch an seinem Platz steht den schicken Sportwagen aufblinken zu lassen– man muss hingehen zu seinem Auto und einen kleinen Metallstift irgendwo aufs Blech legen. Hans Effertz zeigt am Modell...

    ... dass wir einen Ultraschallgeber haben, wir einen bestimmten Code direkt auf das Material übertragen müssen. An diesem Material ist ein entsprechender Sensoren, der es empfängt, die Codierung ausgewertet und entsprechend die Türen dann öffnen kann.


    Der Sensor muss nicht unbedingt am Blech befestigt sein, sondern vielleicht nur an der Scheibe. Wird die eingeschlagen, funktioniert je nach Programmierung der Türöffner gar nicht mehr – das Auto kann dann auch nicht mehr gestartet - und gestohlen werden. Die trötenden Motorradblinker sollten Motorradfahrer eigentlich daran erinnern, nach dem abbiegen den Blinker abzuschalten. Das funktioniert selten:

    Die "Tröte" ist so unter dem Helm und mit laufendem Motor schlecht zu hören. Das nimmt man dann gar nicht so war. Wir haben am Lenker vorn Nadelschalter angebracht, die die Lenkerstellung abfragen und die Neigungsschalter, wie bei Neigung dann schalten. Und sobald das Motorrad wieder aufrecht steht und der Lenker wieder gerade steht, hört es auf zu blinken.

    Dies ist die von zwei Auszubildenden eines Oberpfälzer Unternehmens präsentierte Lösung des der Motorradindustrie schon lange bekannten, aber nie gelösten Problems. Michael Gebhard, selbst Motorradfahrer lötete die einfache Schaltung zur Auswertung der Sensorsignale:

    Das Ganze wird von einer Logikschaltung gesteuert, die auf einer Platine setzt. Und zwar haben wir da in einem Halbleiter Bauelement-Buch nachgeschaut: da kann man sich die ganzen Bausteine heraussuchen und welche Funktionen die haben und die haben wir dann so angesteuert, dass sie die richtige Funktion ergeben und dann am Ausgang, am Blinker hingehängt