Christiane Kaess: Sie haben es in den Nachrichten wahrscheinlich gehört: das Auswärtige Amt in Berlin hat den birmanischen Botschafter einbestellt. Es soll bei dem Gespräch vor allem um die Behinderungen von Hilfsorganisationen gehen, die teilweise nicht in das von dem Zyklon verwüstete Birma eingelassen werden. Für heute Nachmittag ist das Treffen angesetzt. Wir haben vor der Sendung Birke Herzbruch erreicht. Sie ist Projektkoordinatorin des Malteser Hilfsdienstes in Rangun. Ich habe sie zuerst gefragt, wie sie die Lage vor Ort beurteilt.
Birke Herzbruch: Derzeit finden hier in Rangun die Aufräumarbeiten statt. Die Straßen werden von den heruntergefallenen Bäumen freigemacht und man arbeitet auch wieder an der Wasserleitung. Es ist aber dennoch so, dass die Menschen hier unter der Wasserknappheit sehr leiden. Fließendes Wasser gibt es immer noch nicht. Die Malteser werden aufgrund unserer Projekte hier in und um Rangun Wasseraufbereitungstabletten verteilen, die einer Bevölkerung von 45.000 Menschen zugutekommen. Nichtsdestotrotz sieht sich die Bevölkerung hier natürlich auch anderen Herausforderungen entgegen. Nahrungsmittel sind immer noch knapp. Es gibt kein oder fast kaum Benzin, womit die Leute dann eventuell kleine Generatoren laufen lassen können, um ein wenig Elektrizität am Abend zu haben oder um Wasser aus Brunnen heraufzupumpen. Von der Situation außerhalb von Rangun hören wir ganz dramatische Berichte aus der Irawadi-Delta-Region.
Kaess: Frau Herzbruch, es gibt Berichte darüber, dass Hilfsgüter an der Grenze zurückgehalten werden. Was können Sie im Moment tun und wie sind Sie ausgestattet?
Herzbruch: Die Malteser sind seit 2001 hier in Myanmar mit großen Hilfsoperationen tätig. Das heißt wir könnten direkt in dieser Woche noch Hilfsmaßnahmen anlaufen lassen. In der Tat gibt es sehr viele Länder, die ja nun Hilfsmaßnahmen oder Hilfsflüge nach Myanmar bringen möchten, mit Lebensmitteln, mit Decken, mit medizinischen Materialien. Die stehen wohl ein wenig in der Warteschleife. Die Organisationen, die hier vor Ort sind, die können schon im Rahmen ihrer Möglichkeiten die ersten Schritte einleiten.
Kaess: Was brauchen die Menschen am dringendsten?
Herzbruch: Sicheres Trinkwasser - oberste Priorität -, gefolgt von Lebensmitteln und Materialien, um ihre Häuser wieder herzurichten.
Kaess: Sie haben schon ganz kurz ein bisschen andere Regionen angesprochen. Kann man denn alle Regionen erreichen? Es ist die Rede in den Agenturen von abgeschlossenen Gebieten und von Gefahr für Hungertod und Seuchengefahr.
Herzbruch: Die am stärksten betroffene Region, also das Irawadi-Delta, kann durch lokale Mitarbeiter der Organisationen bereist werden. Allerdings ist dort die Sicherheitslage im Augenblick auch so, dass man sich noch mal überlegen muss, wie man am besten die Hilfe dort gestaltet. Die Menschen dort - so Berichte von anderen Organisationen - sind frustriert. Die Leute kämpfen um das tägliche Überleben und Plünderungen haben angeblich auch schon stattgefunden. Hilfe von außen ist dringend notwendig und man muss auch den Zugang zu diesen Regionen offen halten und gewährleisten.
Kaess: Was meinen Sie genau mit Sicherheitslage? Heißt das, dass es auch für Hilfsorganisationen gefährlich ist, vor Ort zu arbeiten in diesen Gebieten?
Herzbruch: Ich denke wenn die Menschen dort seit einer Woche auf Nahrungsmittel warten, auf frisches Trinkwasser warten; die Not dieser Menschen ist so groß, dass sie glaube ich alles machen würden, um an diese lebenswichtigen Güter zu kommen.
Kaess: Richtet sich der Hass oder die Wut der Bevölkerung auch gegen das Militärregime?
Herzbruch: Das kann man wahrscheinlich vermuten. Anzeichen davon gibt es so noch nicht. Davon haben wir so noch nichts gehört.
Kaess: Das heißt man kann im Moment auch noch nicht daraus schließen, ob es eventuell dadurch zu größeren politischen Unruhen kommen könnte?
Herzbruch: Das Referendum findet ja wie geplant am Samstag statt - zumindest in den Regionen, die nicht als Notstandsregionen ausgerufen worden sind. Da muss man abwarten, wie sich die Lage hier entwickelt und wie die Menschen auch darauf reagieren.
Kaess: Frau Herzbruch, viele Mitarbeiter von Hilfsorganisationen warten noch immer auf ein Visum außerhalb des Landes. Es heißt jetzt, dass eine Rotkreuzmaschine ihr Hilfsmaterial an die birmesischen Behörden übergibt, weil sie sich einfach anders nicht mehr zu helfen wissen. Wie kann man denn sicherstellen, dass Material nicht in die falschen Hände gerät?
Herzbruch: Bilaterale Zusammenarbeit oder bilaterale Hilfe muss hier an die Regierung oder an die lokalen Behörden übergeben werden, die diese Hilfslieferungen verteilen möchten. Die Hilfeleistung seitens der Organisationen ist dadurch gewährleistet, dass wir mit unserem eigenen Personal vor Ort sind, bereits Projekte über Jahre hinweg implementiert haben und das Vertrauen der Autoritäten dann auch genießen. Natürlich müssen auch wir, die schon länger im Land sind, erstens jedes Mal um eine Reiseerlaubnis bitten und zweitens um die Erlaubnis bitten, diese Hilfeleistungen auch entsprechend der Bevölkerung zukommen zu lassen.
Kaess: Und wie erfahren Sie die Zusammenarbeit mit den Behörden im Moment?
Herzbruch: Für unsere Projektregion, in der die Malteser tätig sind, ist die Zusammenarbeit derzeit sehr positiv. Wir konnten bereits Verteilungen durchführen und wie gesagt auch schon 45.000 Menschen helfen. Wir sehen uns derzeit noch keinen großen Repressalien ausgesetzt.
Kaess: Birke Herzbruch war das. Sie ist Projektkoordinatorin des Malteser Hilfsdienstes in Rangun.
Birke Herzbruch: Derzeit finden hier in Rangun die Aufräumarbeiten statt. Die Straßen werden von den heruntergefallenen Bäumen freigemacht und man arbeitet auch wieder an der Wasserleitung. Es ist aber dennoch so, dass die Menschen hier unter der Wasserknappheit sehr leiden. Fließendes Wasser gibt es immer noch nicht. Die Malteser werden aufgrund unserer Projekte hier in und um Rangun Wasseraufbereitungstabletten verteilen, die einer Bevölkerung von 45.000 Menschen zugutekommen. Nichtsdestotrotz sieht sich die Bevölkerung hier natürlich auch anderen Herausforderungen entgegen. Nahrungsmittel sind immer noch knapp. Es gibt kein oder fast kaum Benzin, womit die Leute dann eventuell kleine Generatoren laufen lassen können, um ein wenig Elektrizität am Abend zu haben oder um Wasser aus Brunnen heraufzupumpen. Von der Situation außerhalb von Rangun hören wir ganz dramatische Berichte aus der Irawadi-Delta-Region.
Kaess: Frau Herzbruch, es gibt Berichte darüber, dass Hilfsgüter an der Grenze zurückgehalten werden. Was können Sie im Moment tun und wie sind Sie ausgestattet?
Herzbruch: Die Malteser sind seit 2001 hier in Myanmar mit großen Hilfsoperationen tätig. Das heißt wir könnten direkt in dieser Woche noch Hilfsmaßnahmen anlaufen lassen. In der Tat gibt es sehr viele Länder, die ja nun Hilfsmaßnahmen oder Hilfsflüge nach Myanmar bringen möchten, mit Lebensmitteln, mit Decken, mit medizinischen Materialien. Die stehen wohl ein wenig in der Warteschleife. Die Organisationen, die hier vor Ort sind, die können schon im Rahmen ihrer Möglichkeiten die ersten Schritte einleiten.
Kaess: Was brauchen die Menschen am dringendsten?
Herzbruch: Sicheres Trinkwasser - oberste Priorität -, gefolgt von Lebensmitteln und Materialien, um ihre Häuser wieder herzurichten.
Kaess: Sie haben schon ganz kurz ein bisschen andere Regionen angesprochen. Kann man denn alle Regionen erreichen? Es ist die Rede in den Agenturen von abgeschlossenen Gebieten und von Gefahr für Hungertod und Seuchengefahr.
Herzbruch: Die am stärksten betroffene Region, also das Irawadi-Delta, kann durch lokale Mitarbeiter der Organisationen bereist werden. Allerdings ist dort die Sicherheitslage im Augenblick auch so, dass man sich noch mal überlegen muss, wie man am besten die Hilfe dort gestaltet. Die Menschen dort - so Berichte von anderen Organisationen - sind frustriert. Die Leute kämpfen um das tägliche Überleben und Plünderungen haben angeblich auch schon stattgefunden. Hilfe von außen ist dringend notwendig und man muss auch den Zugang zu diesen Regionen offen halten und gewährleisten.
Kaess: Was meinen Sie genau mit Sicherheitslage? Heißt das, dass es auch für Hilfsorganisationen gefährlich ist, vor Ort zu arbeiten in diesen Gebieten?
Herzbruch: Ich denke wenn die Menschen dort seit einer Woche auf Nahrungsmittel warten, auf frisches Trinkwasser warten; die Not dieser Menschen ist so groß, dass sie glaube ich alles machen würden, um an diese lebenswichtigen Güter zu kommen.
Kaess: Richtet sich der Hass oder die Wut der Bevölkerung auch gegen das Militärregime?
Herzbruch: Das kann man wahrscheinlich vermuten. Anzeichen davon gibt es so noch nicht. Davon haben wir so noch nichts gehört.
Kaess: Das heißt man kann im Moment auch noch nicht daraus schließen, ob es eventuell dadurch zu größeren politischen Unruhen kommen könnte?
Herzbruch: Das Referendum findet ja wie geplant am Samstag statt - zumindest in den Regionen, die nicht als Notstandsregionen ausgerufen worden sind. Da muss man abwarten, wie sich die Lage hier entwickelt und wie die Menschen auch darauf reagieren.
Kaess: Frau Herzbruch, viele Mitarbeiter von Hilfsorganisationen warten noch immer auf ein Visum außerhalb des Landes. Es heißt jetzt, dass eine Rotkreuzmaschine ihr Hilfsmaterial an die birmesischen Behörden übergibt, weil sie sich einfach anders nicht mehr zu helfen wissen. Wie kann man denn sicherstellen, dass Material nicht in die falschen Hände gerät?
Herzbruch: Bilaterale Zusammenarbeit oder bilaterale Hilfe muss hier an die Regierung oder an die lokalen Behörden übergeben werden, die diese Hilfslieferungen verteilen möchten. Die Hilfeleistung seitens der Organisationen ist dadurch gewährleistet, dass wir mit unserem eigenen Personal vor Ort sind, bereits Projekte über Jahre hinweg implementiert haben und das Vertrauen der Autoritäten dann auch genießen. Natürlich müssen auch wir, die schon länger im Land sind, erstens jedes Mal um eine Reiseerlaubnis bitten und zweitens um die Erlaubnis bitten, diese Hilfeleistungen auch entsprechend der Bevölkerung zukommen zu lassen.
Kaess: Und wie erfahren Sie die Zusammenarbeit mit den Behörden im Moment?
Herzbruch: Für unsere Projektregion, in der die Malteser tätig sind, ist die Zusammenarbeit derzeit sehr positiv. Wir konnten bereits Verteilungen durchführen und wie gesagt auch schon 45.000 Menschen helfen. Wir sehen uns derzeit noch keinen großen Repressalien ausgesetzt.
Kaess: Birke Herzbruch war das. Sie ist Projektkoordinatorin des Malteser Hilfsdienstes in Rangun.