
Jeffrey Immelt verließ fröhlich winkend den Elysée-Palast, der Präsident ließ anschließend wissen, es bleibe noch Arbeit zu tun. Alles offen also, jedenfalls offiziell. So sehen es auch die Parlamentarier, die gestern Abend einer Premiere beiwohnen konnten.
Zum ersten mal äußerte sich die Siemens-Spitze öffentlich und ausführlich, Christophe de Maistre, der Chef von Siemens Frankreich, warb im zuständigen Parlamentsausschuss für die europäische Allianz. Zwei globale Champions in zwei dynamischen Wirtschaftssektoren würden entstehen, übernähme Siemens die Energie-Sparte von Alstom und Alstom die Transportsparte von Siemens. Es gehe um eine Allianz, hob de Maistre hervor.
"Wir prüfen alle Unterlagen, die Finanzlage von Alstom, sprechen mit Aktionären, Kunden, den nationalen, lokalen Kräften, den Sozialpartnern", erklärte der Chef von Siemens Frankreich und wählte beim Werben für die angekündigte Offerte eine Vokabel, die französische Politiker gerne hören.
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Eine Allianz, die Alstom und Siemens vor der asiatischen Konkurrenz schütze und stärke. Siemens habe Interesse an der gesamten Energiesparte, ausgenommen jener Teil, den die Politik als wesentlich für die Energie-Souveränität Frankreichs ansehe. Im Gegenzug biete Siemens seine Transportsparte.
Seine Hochgeschwindigkeitszüge, seine Lokomotiven, seine Metros, seine Regionalzüge, seine Nahverkehrszüge, seine Elektrobusse. In Frankreich werde damit ein weltweit starker Transportkonzern entstehen, warb de Maistre und machte Standortzusagen:
Sitz des Hauptunternehmens in Frankreich, die Signaltechnik-Sparte ebenfalls, im Energiebereich würden die Zweige Übertragung, Hydraulik und Dampfturbinen voraussichtlich an den Standorten Belfort und Grenoble angesiedelt.
Am 16. Juni spätestens soll das konkrete Angebot auf den Tisch: De Maistre sagte, Siemens biete für die Mitarbeiter der Energiesparte eine Beschäftigungsgarantie von drei Jahren von der Übernahme an gerechnet.
Die Parlamentarier waren nur teilweise überzeugt, die Abgeordneten aus den Regionen, in denen Alstom angesiedelt ist, sagten, die Sparten beider Unternehmen seien zu ähnlich, als dass nicht doch Arbeitsplätze abgebaut werden müssten, auch habe sich ja ein Teil der französischen Regierung, so die Umweltministerin, für das Angebot von General Electric ausgesprochen und überhaupt. Sei nicht auch Herr Kron, der Chef von Alstom, auf der Seite der Amerikaner?
"Fragen Sie ihn doch bitte selbst", sagte der Chef von Siemens-Frankreich, meinte aber, Monsieur Kron sei in einer schwierigen Lage.
Die deutsche Regierung - Kanzlerin und Vizekanzler - seien übrigens der europäischen Allianz von Siemens und Alstom zugetan, erklärte de Maistre den französischen Abgeordneten und versprach, dass auch Siemens-Chef Kaeser vor den Parlamentsausschuss in Paris kommen werde, so gewünscht.
Zunächst aber setzten sich die Abgeordneten die Kopfhörer auf, denn nun war der Chef von General Electric an der Reihe, der sein 12,3 Milliarden-Angebot für die Energiesparte von Alstom einmal mehr verteidigte und Jeff Immelt schmeichelte den französischen Ohren auf seine Weise.