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Der Poker um Alstom

Wird Siemens sich am Übernahmekampf um den französischen Alstom-Konzern in irgendeiner Form beteiligen und dem US-Industriekonzern General Electric Konkurrenz machen? Die Gerüchteküche rumort kräftig in Deutschland und in Frankreich.

Von Ursula Welter | 16.06.2014
    Ein Mann in einer Industriehalle ist von hinten zu sehen. Auf seinem T-Shirt steht der Aufdruck "Alstom".
    Am Nachmittag gibt Siemens bekannt, ob der Konzern Alstom übernehmen will. (picture alliance / dpa / Paul Boursier)
    Schon wieder steht Alstom im Kalender des französischen Staatspräsidenten, für morgen, Dienstag, 9.40 Uhr. Genaueres verrät die Agenda von Francois Hollande nicht, aber klar ist, dass die Entscheidung über die Zukunft des verschuldeten, französischen Konzerns näher rückt. Ein konkretes Angebot, das von General Electric über 12,35 Milliarden Euro für die Energiesparte von Alstom, liegt auf dem Tisch und gilt bis zum kommenden Montag, 23. Juni.
    Alstom war zufrieden, die französische Regierung nicht, deshalb wurde nach Alternativen Ausschau gehalten, denn wie immer in strategischen und in Energiefragen behält sich die Politik ein Mitspracherecht vor. Siemens wurde von Paris ermuntert, seinerseits zu bieten, der US-Offerte eine europäische Variante entgegenzustellen, von einem Tausch der Sparten, Energie gegen Transport war zunächst die Rede. Von diesem Szenario, dem Plan B, sind die Gerüchte, die heute im Umlauf sind, weit entfernt.
    "Es gibt", sagte Finanzminister Michel Sapin gestern im Sender Europe 1, "derzeit zwei konkurrierende Angebote, eines rund um General Electric, das andere rund um Siemens".
    Details nannte Sapin nicht, aber viele Gerüchte kursieren um den Plan C, in dem Siemens weiterhin eine Rolle, aber eine andere Rolle spielen würde. Demnach würden die Münchener zwar ein Barangebot machen, aber einzig für die Gasturbinen, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet von vier Milliarden Euro. Die Transportsparte würde in dieser Angebotsphase noch keine Rolle spielen, berichtet das Blatt. Mitsubishi Industries wiederum würde, käme diese Variante zum Tragen, eine Minderheitsbeteiligung an Alstom anstreben, die französischen Zeitungen berichten von bis zu zehn Prozent. Der Staat wiederum würde sich zunächst im gleichen Umfang wie Mitsubishi beteiligen, mithilfe der französischen Investitionsbank durch Übernahme von Alstom-Anteilen der Bouygues-Gruppe, die derzeit 29,4 Prozent besitzt.
    "Mitsubishi steigt in das Siemens-Angebot ein und verbessert es", sagte Michel Sapin.
    Über die tatsächlichen Pläne von Siemens und Mitsubishi sollen die Verantwortlichen von Alstom, so berichten die französischen Medien, am Nachmittag informiert werden, bevor die Unternehmen ihre Absichten dann öffentlich machen.
    Morgen Abend schließlich wollen Siemens-Chef Joe Kaeser und der Generaldirektor von Mitsubishi Industries, Shunichi Miyanaga, vor dem Wirtschaftsausschuss des französischen Parlaments über die Konstruktion sprechen, die - würden sich die Gerüchte bestätigen - eine Konstruktion wäre, in der Mitsubishi und die französische Regierung die Hauptakteure wären.
    Die französische Regierung hält derweil den Druck auch auf den Inhaber von Plan A aufrecht, General Electric müsse nachlegen, sagte Arbeitsminister Michel Sapin:
    "Wir sind noch nicht am Ende der Nachbesserungen für alle Angebote und ich denke auch GE wird sein Angebot noch verbessern."