Bettina Klein: Der hohe Bedarf an Energie von Ländern wie China, aber eben auch Konflikte mit Ölförderstaaten wie dem Iran haben in den vergangenen Jahren den Ölpreis immer neue Höhen erklimmen lassen. Sorgte vor gut anderthalb Jahren der Anstieg über die psychologisch entscheidende Marke von 50 Dollar pro Barrel schon für einen gewaltigen Aufschrei, so waren wir gestern bereits bei mehr als 70 Dollar angekommen. Eine wichtige Ursache dafür - so sagen Experten - ist im Moment der Konflikt mit dem Iran um das Atomprogramm.
Über die Folgen möchte ich jetzt sprechen mit Manuel Frondel, Energieexperte beim RWI in Essen, beim Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsforschungsinstitut. Schönen guten Tag, Herr Frondel!
Manuel Frondel: Schönen guten Tag!
Klein: Der Streit - so ist in Analysen zu lesen - nährt die Angst vor Lieferengpässen. Das klingt, als hätten wir es mit einem durchaus psychologischen, um nicht zu sagen etwas irrationalen Hintergrund zu tun. Ist das so?
Frondel: Nein, nein. Das ist kein irrationaler Hintergrund. Es gibt tatsächlich fundamentale Probleme, die nicht wegzudiskutieren sind. Und der Iran-Konflikt verstärkt einfach nur den Umgang mit diesen fundamentalen Problemen, die darin liegen, dass einfach es zu geringe Reservekapazitäten gibt. Kurz gesagt: Das Produktionswachstum bei der Ölförderung kommt dem Nachfragewachstum einfach nicht hinterher. Daran wird sich dieses Jahr vermutlich nichts ändern und in den nächsten Jahren nicht sofort.
Klein: Das klingt aber so, als wäre das durchaus unabhängig von dem Konflikt, den wir im Moment gerade erleben?
Frondel: Ja. Es hätte auch ein Streik der Ölarbeiter in Nigeria sein können. Es hätten verschiedene andere kurzfristige Faktoren sein können, die die Ölpreise kurzfristig in die Höhe treiben. Möglicherweise spielt dieser Iran-Konflikt noch etwas länger und hat deswegen eine etwas länger anhaltende Wirkung als irgendwelche Streiks. Letztendlich ist es aber das fundamentale Problem, dass wir zu geringe Reservekapazitäten von nur einer Million Barrel pro Tag haben und nicht drei Millionen Barrel pro Tag, wie wir das in den 90er Jahren hatten. Das ist einfach das fundamentale Problem hinter der Geschichte.
Klein: In welchen Zeiträumen und bedingt wodurch sehen Sie eine Lösung dieser Umstände?
Frondel: Die Lösung, die hoffentlich nicht eintretende pessimistische Lösung wäre, dass diese hohen Ölpreise zu einer Verschlechterung des Wirtschaftswachstums in der Welt führen und damit zu einem Sinken der Nachfrage und demzufolge wiederum einem Sinken der Ölpreise. Ich hoffe, dass aber irgendwann tatsächlich das Produktionswachstum wieder das Nachfragewachstum bei Öl deutlich übertrifft. Tatsächlich werden die Produktionskapazitäten bei Erdöl gewaltig ausgebaut. Nur kommen sie einfach dem Nachfragewachstum bislang noch nicht hinterher. Und es lässt sich sehr, sehr schwer prognostizieren, wann das der Fall ist, ob das erst 2009 oder 2010 passiert oder bereits schon 2007 passiert, dass das Produktionswachstum das Nachfragewachstum deutlich übersteigt.
Klein: In welchen Ländern werden die Förderkapazitäten denn ausgebaut?
Frondel: Natürlich in den traditionellen Förderländern des Nahen Ostens, aber auch in weniger traditionellen Ländern wie Kanada, das seine Produktionskapazitäten an Ölsänden und Gewinnung von Ölsänden stark ausbaut. Aber auch Russland ist sehr daran interessiert, seine Ölförderkapazitäten in der Barentssee ganz deutlich auszubauen.
Klein: Das eine ist der Ausbau der Förderkapazitäten, aber eine andere Frage bleibt ja unbeantwortet: Welchen Einfluss haben internationale Konflikte oder haben einfach bilaterale Streitigkeiten auf Ölexport und -import? Diese Schwierigkeit und das Risiko, das bleibt doch bestehen?
Frondel: Ja, ja. Diese kurzfristigen Konflikte haben angesichts der fundamentalen Probleme immer diese verstärkende Wirkung. So lange sich an den fundamentalen Problemen nichts ändert, werden auch diese kurzfristigen geopolitischen Spannungen, die immer wieder auf der Welt existieren und auftreten, immer diese Wirkung haben, wie wir sie jetzt beim Iran-Konflikt auch sehen.
Klein: Wir hören jetzt von der Prognose, sollte dieser Konflikt mit dem Iran weiter eskalieren, dann droht eine regelrechte Energiekrise. Unter welchen Bedingungen ist damit Ihrer Meinung nach zu rechnen?
Frondel: Ich würde das nicht ganz so schwarz sehen. Tatsächlich ist der Iran sehr stark von seinen Ölexporten abhängig und von dem Geld, das der Iran damit gewinnt. Deswegen halte ich es für sehr, sehr unwahrscheinlich, dass der Iran von einem Tag auf den anderen in einem Worst-Case-Szenario nichts mehr an Öl produzieren würde.
Klein: Welchen Einfluss haben Staaten wie China, die einen steigenden Energiebedarf, einen gewaltigen Energiebedarf anmelden, noch anmelden werden?
Frondel: Pardon, ich habe sie nicht ganz verstanden.
Klein: Welchen Einfluss haben Staaten wie China, die bereits jetzt schon einen gewaltig steigenden Energiebedarf und Ölbedarf anmelden in der Zukunft nach ihrer Meinung?
Frondel: Letztendlich sind solche asiatischen Länder wie China die Treiber des Nachfragewachstums und letztendlich diejenigen, die dafür sorgen, dass wir diese Knappheitssituation beim Öl, die sich ja widerspiegelt in den hohen Preisen, dann sehen. Und damit ist auch noch weiter zu rechnen, dass China weiter seine Ölnachfrage ausbauen wird und auch selbst heimisch nicht mit der Produktion hinterher kommt. Das ist anders als in den 90er Jahren, als China noch Eigenversorger mit Öl war.
Klein: Herr Frondel, zum Schluss die Frage. Was ist Ihre Prognose, Entwicklung des Ölpreises sagen wir mal kurzfristig in den nächsten Monaten oder ein bis zwei Jahren und wie sieht es langfristig aus?
Frondel: Kurzfristig ist nichts auszuschließen. Es ist durchaus mit noch höheren Preisen kurzfristig zu rechnen, je nachdem wie lange der Konflikt noch schwelt und ob neue Konflikte hinzukommen. Langfristig gehe ich aber davon aus – und das ist vielleicht eine positive Nachricht -, dass die Preise wieder deutlich sinken werden. Nur wann dieses eintritt, ob in 2007 oder erst in 2009 oder 2010, das kann heute kaum ein Mensch sagen.
Klein: Manuel Frondel war das, Energieexperte beim Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsforschungsinstitut in Essen. Danke Herr Frondel für das Gespräch.
Frondel: Bitte schön.
Über die Folgen möchte ich jetzt sprechen mit Manuel Frondel, Energieexperte beim RWI in Essen, beim Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsforschungsinstitut. Schönen guten Tag, Herr Frondel!
Manuel Frondel: Schönen guten Tag!
Klein: Der Streit - so ist in Analysen zu lesen - nährt die Angst vor Lieferengpässen. Das klingt, als hätten wir es mit einem durchaus psychologischen, um nicht zu sagen etwas irrationalen Hintergrund zu tun. Ist das so?
Frondel: Nein, nein. Das ist kein irrationaler Hintergrund. Es gibt tatsächlich fundamentale Probleme, die nicht wegzudiskutieren sind. Und der Iran-Konflikt verstärkt einfach nur den Umgang mit diesen fundamentalen Problemen, die darin liegen, dass einfach es zu geringe Reservekapazitäten gibt. Kurz gesagt: Das Produktionswachstum bei der Ölförderung kommt dem Nachfragewachstum einfach nicht hinterher. Daran wird sich dieses Jahr vermutlich nichts ändern und in den nächsten Jahren nicht sofort.
Klein: Das klingt aber so, als wäre das durchaus unabhängig von dem Konflikt, den wir im Moment gerade erleben?
Frondel: Ja. Es hätte auch ein Streik der Ölarbeiter in Nigeria sein können. Es hätten verschiedene andere kurzfristige Faktoren sein können, die die Ölpreise kurzfristig in die Höhe treiben. Möglicherweise spielt dieser Iran-Konflikt noch etwas länger und hat deswegen eine etwas länger anhaltende Wirkung als irgendwelche Streiks. Letztendlich ist es aber das fundamentale Problem, dass wir zu geringe Reservekapazitäten von nur einer Million Barrel pro Tag haben und nicht drei Millionen Barrel pro Tag, wie wir das in den 90er Jahren hatten. Das ist einfach das fundamentale Problem hinter der Geschichte.
Klein: In welchen Zeiträumen und bedingt wodurch sehen Sie eine Lösung dieser Umstände?
Frondel: Die Lösung, die hoffentlich nicht eintretende pessimistische Lösung wäre, dass diese hohen Ölpreise zu einer Verschlechterung des Wirtschaftswachstums in der Welt führen und damit zu einem Sinken der Nachfrage und demzufolge wiederum einem Sinken der Ölpreise. Ich hoffe, dass aber irgendwann tatsächlich das Produktionswachstum wieder das Nachfragewachstum bei Öl deutlich übertrifft. Tatsächlich werden die Produktionskapazitäten bei Erdöl gewaltig ausgebaut. Nur kommen sie einfach dem Nachfragewachstum bislang noch nicht hinterher. Und es lässt sich sehr, sehr schwer prognostizieren, wann das der Fall ist, ob das erst 2009 oder 2010 passiert oder bereits schon 2007 passiert, dass das Produktionswachstum das Nachfragewachstum deutlich übersteigt.
Klein: In welchen Ländern werden die Förderkapazitäten denn ausgebaut?
Frondel: Natürlich in den traditionellen Förderländern des Nahen Ostens, aber auch in weniger traditionellen Ländern wie Kanada, das seine Produktionskapazitäten an Ölsänden und Gewinnung von Ölsänden stark ausbaut. Aber auch Russland ist sehr daran interessiert, seine Ölförderkapazitäten in der Barentssee ganz deutlich auszubauen.
Klein: Das eine ist der Ausbau der Förderkapazitäten, aber eine andere Frage bleibt ja unbeantwortet: Welchen Einfluss haben internationale Konflikte oder haben einfach bilaterale Streitigkeiten auf Ölexport und -import? Diese Schwierigkeit und das Risiko, das bleibt doch bestehen?
Frondel: Ja, ja. Diese kurzfristigen Konflikte haben angesichts der fundamentalen Probleme immer diese verstärkende Wirkung. So lange sich an den fundamentalen Problemen nichts ändert, werden auch diese kurzfristigen geopolitischen Spannungen, die immer wieder auf der Welt existieren und auftreten, immer diese Wirkung haben, wie wir sie jetzt beim Iran-Konflikt auch sehen.
Klein: Wir hören jetzt von der Prognose, sollte dieser Konflikt mit dem Iran weiter eskalieren, dann droht eine regelrechte Energiekrise. Unter welchen Bedingungen ist damit Ihrer Meinung nach zu rechnen?
Frondel: Ich würde das nicht ganz so schwarz sehen. Tatsächlich ist der Iran sehr stark von seinen Ölexporten abhängig und von dem Geld, das der Iran damit gewinnt. Deswegen halte ich es für sehr, sehr unwahrscheinlich, dass der Iran von einem Tag auf den anderen in einem Worst-Case-Szenario nichts mehr an Öl produzieren würde.
Klein: Welchen Einfluss haben Staaten wie China, die einen steigenden Energiebedarf, einen gewaltigen Energiebedarf anmelden, noch anmelden werden?
Frondel: Pardon, ich habe sie nicht ganz verstanden.
Klein: Welchen Einfluss haben Staaten wie China, die bereits jetzt schon einen gewaltig steigenden Energiebedarf und Ölbedarf anmelden in der Zukunft nach ihrer Meinung?
Frondel: Letztendlich sind solche asiatischen Länder wie China die Treiber des Nachfragewachstums und letztendlich diejenigen, die dafür sorgen, dass wir diese Knappheitssituation beim Öl, die sich ja widerspiegelt in den hohen Preisen, dann sehen. Und damit ist auch noch weiter zu rechnen, dass China weiter seine Ölnachfrage ausbauen wird und auch selbst heimisch nicht mit der Produktion hinterher kommt. Das ist anders als in den 90er Jahren, als China noch Eigenversorger mit Öl war.
Klein: Herr Frondel, zum Schluss die Frage. Was ist Ihre Prognose, Entwicklung des Ölpreises sagen wir mal kurzfristig in den nächsten Monaten oder ein bis zwei Jahren und wie sieht es langfristig aus?
Frondel: Kurzfristig ist nichts auszuschließen. Es ist durchaus mit noch höheren Preisen kurzfristig zu rechnen, je nachdem wie lange der Konflikt noch schwelt und ob neue Konflikte hinzukommen. Langfristig gehe ich aber davon aus – und das ist vielleicht eine positive Nachricht -, dass die Preise wieder deutlich sinken werden. Nur wann dieses eintritt, ob in 2007 oder erst in 2009 oder 2010, das kann heute kaum ein Mensch sagen.
Klein: Manuel Frondel war das, Energieexperte beim Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsforschungsinstitut in Essen. Danke Herr Frondel für das Gespräch.
Frondel: Bitte schön.