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Sirius und die Nilschwemme

Sirius im Sternbild Großer Hund werden Sie derzeit am Nachthimmel vergeblich suchen. Denn die Sonne steht in diesen Wochen in seiner Nähe. Die alten Griechen wähnten zur Zeit der größten Sommerhitze die Strahlung der Sonne und des hellen Sirius vereint und sprachen von den Hundstagen.

Von Dirk Lorenzen |
    Im Ägypten der Pharaonen spielte der Sirius eine herausragende Rolle. Sein erstes Auftauchen in der Morgendämmerung signalisierte den baldigen Beginn der Nilschwemme. Wenn im späten Frühjahr in den Hochländern des heutigen Äthiopiens genug Regen gefallen war, wanderte die Nilflut allmählich stromabwärts. Ende Juni begann dann die jährliche Überschwemmung der Felder in Ägypten.

    Vor gut fünf Jahrtausenden fand der Morgenaufgang des Sirius, also sein erstes Auftauchen knapp über dem Horizont kurz vor dem Aufgang der Sonne, Ende Juni statt. Für die Sterndeuter war es von größter Bedeutung, dass ausgerechnet der hellste Stern am Nachthimmel die lebenswichtige Überflutung der Felder ankündigte. Zudem lag sein Morgenaufgang nah an der Sommersonnenwende, dem längsten Tag des Jahres.

    Aufgrund der sehr langsamen taumelnden Bewegung der Erdachse ereignet sich der Morgenaufgang des Sirius derzeit im Nildelta erst Anfang August - viel zu spät, um die Nilschwemme anzukündigen. Das macht nichts; denn seit dem Bau des Assuan-Staudamms in den 1960er Jahren hat der Nil ohnehin keine regelmäßigen Wasserschwankungen mehr.

    Sirius aber strahlt noch immer: Bei uns taucht er Ende August wieder am Morgenhimmel auf.