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Slowakei
Prozess um Journalistenmord beginnt

Der Mord an dem Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten im Februar 2018 hat die Slowakei schwer erschüttert. Ein Netzwerk an Korruption wurde offengelegt. An einem Gericht für organisierte Kriminalität in der slowakischen Kleinstadt Pezinok beginnt nun der Prozess - mit großem medialen Interesse.

Von Peter Lange |
Ein am 28. Juni 2018 aufgenommenes Aktenbild zeigt den slowakischen Unternehmer Marian Kocner. Die slowakische Staatsanwaltschaft gab am 14. März 2019 bekannt, dass sie den Unternehmer Marian Kocner beschuldigt hat, den Mord an dem investigativen Journalisten Jan Kuciak angeordnet zu haben, dessen Ermordung Massenproteste ausgelöst hat, die den Premierminister gestürzt haben.
Auf der Anklagebank: Kocner wird vorgeworfen, den Doppelmord an Jan Kuciak und Martina Kusnirova beauftragt zu haben (AFP / Tomas Benedikovic )
Zlatica Kusnirova, die Mutter von Martina, der ermordeten Verlobten von Jan Kuciak, hat sich vorgenommen, jeden Prozesstag in der Justizakademie von Pezinok zu verfolgen.
"Wenn ich die Möglichkeit habe und es meine Gesundheit erlaubt, will ich dabei sein. Es wird schwierig, aber ich hoffe, dass ich es schaffe."
Heute wird sie erstmals den mutmaßlichen Mördern gegenübertreten. Drei Männer und eine Frau sind angeklagt, den Journalisten Jan Kuciak und Martina Kusnirova getötet zu haben. Ein ehemaliger Polizist und sein Cousin, ein früherer Soldat - sie gelten als die eigentlichen Täter. Dazu eine Frau, die die beiden bezahlt haben soll. Und schließlich der Geschäftsmann Marian Kocner. Er soll den Mord in Auftrag gegeben haben, weil ihm Jan Kuciak mit seinen Recherchen in die Quere kam.
Politiker, Richter und Staatsanwälte mussten zurücktreten
Der Doppelmord im Februar 2018 hat die Slowakei schwer erschüttert. Nach landesweiten Demonstrationen traten erst der Innenminister und dann Ministerpräsident Robert Fico zurück. Die Ermittlungen gegen Marian Kocner wiederum haben ein Netzwerk an Korruption offengelegt, das tief in Polizei und Justiz hineinreicht. Gut ein Dutzend Richter und Staatsanwälte sind inzwischen zurückgetreten oder suspendiert. Und es gibt noch viel mehr aufzuarbeiten.
Button mit dem Hashtag #allforjan auf der Wollmütze einer Teilnehmerin des Trauermarsches für den ermordeten Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten in Bratislava
Slowakei / Ein Land kämpft für mehr Anstand
Die Ermordung des investigativen Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten hat die Slowakei schwer erschüttert. Seitdem ist nichts mehr, wie es war: Die Regierung ist gestürzt, zehntausende Bürger fordern eine moralische Wende – und engagieren sich stärker als zuvor für das Gemeinwesen.
"Die Slowakei ändert sich langsam zum Besseren", meint Daniel Lipsic, Anwalt der Familie Kuciak und einst Justiz- und Innenminister. "Aber wir sind noch lange nicht auf dem Trockenen. Es ist tragisch, dass dafür zwei unschuldige Menschen auf eine so schreckliche Weise sterben mussten."
Der Mord an dem jungen Paar hat auch international für großes Aufsehen gesorgt. Entsprechend groß ist heute auch der Andrang in Pezinok. Etwa 100 Journalisten haben sich akkreditiert, die Hälfte von ihnen aus dem Ausland. Das Gericht hat deshalb die Verhandlung in einem größeren Saal in der Justizakademie anberaumt. Es dürfte aber trotzdem eng werden.
Zunächst wird entschieden, ob die Hauptverhandlung beginnt
Zum Auftakt des Prozesses haben die Richter zunächst darüber zu entscheiden, ob sie die Anklage annehmen oder zu weiteren Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft zurückgeben. Wenn sie die Anklage akzeptieren, wird ein Termin für die eigentliche Hauptverhandlung festgelegt.
Zlatica Kusnirova ist sich nicht sicher, ob ein Schuldspruch für sie eine heilende Wirkung hätte und ihr den inneren Frieden zurückgeben würde.
"Ich würde mir eher wünschen, dass das, worüber Jan geschrieben hat, ans Licht kommt, dass endlich Ordnung geschaffen wird. Damit dieser Saustall gereinigt wird, müssen neue Leute antreten. Das würde mich eher zufriedenstellen."
Eine Gelegenheit dazu haben die Menschen in der Slowakei am 29. Februar. Dann wird dort ein neues Parlament gewählt. Ob es bis dahin ein Urteil im Mordfall Kuciak/Kusnirova gibt, ist allerdings ungewiss.