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"Social Freezing"
Kritik an Plänen von Apple und Facebook

Das Angebot von Apple und Facebook, Mitarbeiterinnen das Einfrieren von Eizellen zu bezahlen, stößt in Deutschland auf deutliche Kritik: Neben Unionspolitikern und Kirchen äußerten sich auch Arbeitgeber und Gewerkschaften skeptisch.

    Eine Frau steht an einer Anlage, an der Spermien und Eizellen eingefroren werden.
    Spermien und Eizellen können eingefroren und so konserviert werden - Facebook will dies seinen Mitarbeiterinnen nun bezahlen. (picture alliance / dpa / Friso Gentsch)
    "Die deutschen Arbeitgeber mischen sich nicht in die Familienplanung von Arbeitnehmern ein", sagte ein Sprecher der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) der "Süddeutschen Zeitung". Dies sei eine persönliche Entscheidung, auf die der Arbeitgeber keinen Einfluss nehme. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte der Zeitung: "Geht s noch? Familienpolitik sieht für uns anders aus." Man brauche keine Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen die Entscheidung für oder gegen Kinder "schwer machen und vorgaukeln, sie könne auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden". Vielmehr seien Arbeitgeber nötig, die mit flexiblen Arbeitszeitmodellen den Mut erhöhten, eine Familie zu gründen.
    20.000 Dollar werden erstattet
    Medienberichten zufolge erstattet Apple ab 2015 Mitarbeiterinnen in den USA 20.000 Dollar, also etwa 15.800 Euro, für das Einfrieren und Lagern von Eizellen. Facebook hat demnach bereits damit begonnen. Somit haben die Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, einen Kinderwunsch hinauszuschieben und ihre Karriere voranzutreiben.
    "Da wird ein falscher Anreiz gesetzt", sagte der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Gerhard Wegner, dem Evangelischen Presse-Dienst. "Der Glaube an die umfassende Planung des Lebens führt in die Irre." Der Ausbau von Kindertagesstätten oder weitere Anstrengungen der Arbeitgeber für ein familienfreundliches Klima seien die bessere Alternative und der richtige Weg.
    Im Biologischen Labor des Zentrums für Reproduktionsmedizin an der Universitätsfrauenklinik in Leipzig ist eine 200-fache Vergrößerungen der Befruchtung einer Eizelle zu sehen, aufgenommen am 17.03.2011.
    Eine 200-fache Vergrößerungen der Befruchtung einer Eizelle am Zentrum für Reproduktionsmedizin in Leipzig. (picture-alliance / dpa / Waltraud Grubitzsch)
    Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger, Mitglied der Unterkommission Bioethik der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und im Deutschen Ethikrat, kritisierte: Eine Gesellschaft mit humanem Antlitz müsse Frauen "einen Zeitpunkt zur Geburt eines Kindes ermöglichen, an dem die Natur das auch vorgesehen hat. Alle anderen Risiken und medizinischen Belastungen werden auf dem Rücken junger Frauen ausgetragen und dienen nur dem Ziel der arbeitsmarkttechnischen und ökonomischen Maximierung der Gewinne."
    Kritik kam auch aus der Politik: Marcus Weinberg, Familienexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bezeichnete das Angebot als unmoralisch, die Linken-Politikerin Cornelia Möhring als "irre und abwegig". Die Vorsitzende der Gruppe der Frauen in der Union, Karin Maag, erklärte, die Union setze sich dafür ein, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.
    (swe/ach)