Donnerstag, 18. April 2024

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Sören Marotz über den Trabant 601
Erinnerung an die "Rennpappe"

Bis zu 16 Jahre warteten manche auf ihre "Rennpappe". Nach der Wende wurde er einfach am Straßenrand stehen gelassen. Mit persönlichen Geschichten und Exponaten erinnert das DDR-Museum an den Trabant 601. Die Zahl 26 zieht sich dabei durch die gesamte Ausstellung.

Sören Marotz im Gespräch mit Andreas Stopp | 08.09.2019
Heinz Galle und Co-Pilot Wolfgang Kießling bei der Rallye Acropolis, 1977
Der Trabant 601 war das meistgefahrene Auto der DDR (Archiv Wolfgang Kießling)
26 PS hatte der Trabant 601, sein Tank fasste 26Liter und wurde 26 Jahre lang produziert – bis 1990. Auch Kurator und Ausstellungsleiter des DDR Museum Sören Marotz fuhr einen. Mit seiner Mutter teilte er sich ein himmelblaues Exemplar, das lange als familiärer Zweitwagen genutzt wurde.
Für seine Ausstellung in Berlin hatte Marotz per Pressemitteilung Menschen dazu aufgerufen, sich mit ihren ganz persönlichen Trabi-Geschichten zu melden. 26 kann man nun im DDR-Museum sehen. Darunter vor allem viele Reisegeschichten. Neben dem klassischen Urlaubsziel Ostsee, fuhren die Menschen mit dem Trabant in die Tschechoslowakei oder auch nach Bulgarien. Oft mit dabei: Ein Qek-Junior-Wohnanhänger. Fahrten im Gebirge, beispielsweise in die Karpaten, seien nur im zweiten Gang zu bewältigen gewesen, sagte Marotz.
Keine Pappe, sondern Baumwollmatten
Auch wenn viele ihn "Rennpappe" nannten, so bestand der Trabi doch aus dem Material Duroplast. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien sogenannte Tiefziehbleche, die man in der Automobilfertigung brauchte, in Deutschland knapp gewesen oder hätten importiert werden müssen. "Diese Gelder wollte man natürlich sparen und hat dafür als Ersatzstoff Duroplast eingeführt", so Marotz. Duroplast sei dabei nichts anderes gewesen als mehrere, übereinandergelegte Baumwollmatten, die mit Phenolharz-Granulat bestreut wurden und dann in einer Presse bei 200 Grad gepresst oder "ausgebacken" wurden.
Schnell mal ein Auto kaufen? Nicht wenn es um den Trabi ging. Waren es anfangs 1,5 Jahre, musste man kurz vor der Wende bis zu 16 Jahre darauf warten, wobei das vor allem für die einfachere Ausführung galt. Die Deluxe-Version für bis zu 12.000 Mark der DDR sei schneller zu haben gewesen, erzählte Ausstellungsleiter Sören Marotz.
West-Rostlaube statt Trabant
So sehr die Menschen den Trabi auch geliebt hätten, so schnell sei diese Liebe aber mit der Wende auch verflogen. Nach 1989 hätte schon der kleinste Defekt oder Unfall dazu geführt, dass die Leute ihre Autos einfach an den Straßenrändern stehen ließen, sagt Marotz. Auf zum Teil wilden Märkten wurden dann stattdessen lieber West-Autos gekauft, auch wenn es sich dabei um Rostlauben handelte.