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Somalia-Konferenz in London
Bald zwei Millionen Somalis auf der Flucht vor der Dürre

Somalia gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Eine Million Menschen befinden sich schon auf der Flucht wegen der Dürre, bis zum Jahresende können es zwei Millionen werden. Die Welt nimmt nur wenig Anteil daran. Regierungsvertreter aus aller Welt treffen sich nun zur zweiten internationalen Somalia-Konferenz in London.

Von Friedbert Meurer | 11.05.2017
    Saida Mousseh Mohammed Hassan und ihre toten Ziegen nahe dem Ort Uusgure im Nordosten Somalias am 22.02.2017.
    Die Dürre in Somalia trifft die Menschen hart. (picture alliance / dpa / Anna Mayumi Kerber)
    "Hallo, ich heiße Mo Farah und ich bin in Somalia geboren." Mo Farah, mehrfacher britischer Olympiasieger über 5000 und 10.000 Meter, wirbt auch vor dieser Somalia-Konferenz wieder darum, sein Geburtsland nicht zu vergessen. Er sei selbst Vater von vier Kindern und es schmerze ihn, das Leid der Kinder in Somalia zu sehen.
    Eine Million Menschen befinden sich jetzt schon auf der Flucht vor der Dürre, bis zum Jahresende können es zwei Millionen werden. Der somalische Journalist Shafii Moalim arbeitet freiberuflich in London und berichtet heute über die Somalia-Konferenz. "Die größte Herausforderung derzeit ist die Dürre, aber auch Terrorismus und Arbeitslosigkeit. Wir brauchen die Hilfe der internationalen Gemeinschaft, aber auch der Somalis selbst."
    Somalia befinde sich eigentlich auf einem guten Weg, meint der TV-Reporter und so sieht man es auch innerhalb der britischen Regierung. Gerade wurde ein neuer Präsident gewählt, und diesmal habe es sich um eine weitgehend demokratische Wahl gehandelt. Vor allem werde Somalia nicht mehr nur zentral aus Mogadischu regiert.
    "Somalia verändert sich, vor allem weil es ein föderalistisches System einführt. Zugestimmt wurde dem schon 2001, aber erst 2013 wurde es auch umgesetzt. Somalia besteht jetzt aus fünf Bundesstaaten."
    Johnson: "Wir müssen uns um die wirtschaftlichen Probleme des Landes kümmern"
    Die britische Regierung ist heute Co-Gastgeber der internationalen Konferenz – neben der UNO und der somalischen Regierung. Außenminister Boris Johnson besuchte im März Somalia, ebenso Bundesaußenminister Sigmar Gabriel kurz danach. Beide Minister würdigten damit auch die positive politische Entwicklung des Landes, das jetzt aber wieder unter einer Dürre leidet.
    Großbritannien hat Somalia umgerechnet 130 Millionen Euro allein in diesem Jahr zugesagt. Aber die britische Seite betont, bei der Konferenz handele es sich nicht im klassischen Sinne um eine Geberkonferenz, die finanzielle Zusagen bündelt.
    "Wir müssen uns um die wirtschaftlichen Probleme des Landes kümmern", so Außenminister Boris Johnson. "Die Folgen der Dürre müssen bewältigt werden. Aber die Konferenz muss auch eine politische Lösung vorantreiben und eine Sicherheitsarchitektur, auf der die internationale Gemeinschaft ihr Vertrauen setzen kann."
    Die Zentrale in Mogadischu stellt die Armee, die Bundesstaaten die Polizei, so lautet die Vereinbarung für Somalia. Aber zuletzt hat es nach vier Jahren Pause wieder Piratenangriffe auf Handelsschiffe gegeben. Die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab wurde zwar aus allen Städten vertrieben, verübt aber fortlaufend Anschläge. Die internationale Gemeinschaft soll jetzt dabei helfen zu verhindern, dass Somalias Teilerfolge nicht schon wieder ein Ende finden.