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Sommerferien
Was Lehrkräfte in der freien Zeit machen

Rund zwölf Wochen Schulferien haben Lehrer in Deutschland. Dabei gelten diese nicht als Urlaub, sondern als "unterrichtsfreie Zeit" - ausgenommen die Sommerferien. Schule und Unterricht spielen in der freien Zeit eine größere Rolle, als man vielleicht denken mag.

Von Dana Sindermann | 05.08.2014
    Schüler einer ersten Klasse halten am 29.07.2014 in einer Grundschule in Kaufbeuren (Bayern) ihre Zeugnisse vor einer Tafel mit der Aufschrift "Hurra Ferien sind da".
    Die Beschäftigungen von Lehrern und Schulleitern während der Sommerferien sind nicht immer frei von Schule und Unterricht. (picture alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
    Was machen Lehrer eigentlich in den Sommerferien? Um das zu erfahren, geht man am besten an eine Schule, sucht das Lehrerzimmer und fragt. Aber wenn die Schule zu hat? Das Netzwerk anzapfen! Tatsächlich meldet sich gleich ein Bekannter einer Freundin.
    Es ist Freitag Abend, das erste Wochenende nach Ferienbeginn. Bence Rémay trifft sich mit Freunden in einem kleinen Restaurant in Berlin. Sechs Wochen schulfrei liegen vor ihm - da stößt er sicher erst mal drauf an! Aber auf dem Tisch vor Rémay steht nur ein Glas kaltes, klares Wasser:
    "Also es gab nicht so viel zu feiern, dass die Sommerferien angefangen haben, sondern es ist hauptsächlich für mich die Insel der Ruhe, dass ich jetzt mein Spanischstudium endlich mal in Ruhe mit klarem Kopf machen kann."
    Ferienzeit zur Weiterbildung nutzen
    Bence Rémay absolviert neben seinem Vollzeitjob als Lehrer an einem Oberstufenzentrum ein volles Spanischstudium. Zusätzlich zu Französisch und Englisch möchte er eine dritte Fremdsprache unterrichten können. Deshalb muss er in den Ferien intensiv für das Examen pauken:
    "Deswegen hab ich entschieden, die ganze Zeit jetzt in Berlin zu bleiben und hauptsächlich in der Bibliothek zu lernen. Das klingt ein bisschen langweiliger als es ist. Mir macht das wirklich sehr viel Spaß!"
    Freunde treffen und länger aufbleiben
    Einige Kollegen von Rémay bilden sich in den Sommerferien beruflich weiter. Nicht aber der Kollege und Freund Martin Schumann, der an diesem Freitagabend auch mit dabei ist. Der Mathe- und Physiklehrer freut sich auf fünf entspannte Wochen:
    "Stimmungsmäßig freue ich mich echt auf meine Freunde, sich ein bisschen länger mit denen unterhalten zu können, ein bisschen entspannter zu sein und nicht gleich den Hintergedanken im Kopf zu haben, um sechs gleich wieder aufzustehen."
    Ausgelassene Nächte verbringt der Lehrer in den Sommerferien auch gern mit seinen Kollegen:
    "Wir gehen auch ab und zu mal zusammen weg, machen auch mal ne kleine Heimfeier."
    Schulleiter müssen meist zuhause bleiben
    Schumann wird in den Sommerferien auch reisen. Wie die meisten seiner Kollegen. Die Spanne reicht hier vom Urlaub im Nachbarort bis zur exotischen Fernreise. Für Schulleiter hingegen sieht es anders aus. Udo Mertens von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Berlin:
    "Schulleiter und Schulleiterinnen werden in der Regel einen erheblichen Teil der Sommerferien in der Schule verbringen, weil viele Vorbereitungen für das neue Schuljahr überhaupt nicht vor beginn der Schulferien erledigt werden können. Es sind jetzt noch nicht alle Einstellungen für das neue Schuljahr eingetütet, die Stundenpläne müssen ja erstellt werden, Räumlichkeiten. Das machen Schulleiter und Schulleiterinnen in den Ferien."
    Lehrer arbeiten über 50 Stunden pro Woche
    Der Lehrerstamm hingegen kann seine Arbeitszeit grundsätzlich freier einteilen. Die Unterrichtszeiten und Konferenztermine stehen fest, aber viele andere wichtige Arbeiten können Lehrer zeitlich recht flexibel handhaben, beispielsweise den Unterricht vor- und nachbereiten, Elterngespräche führen oder Klausuren korrigieren. Dabei zeigen Untersuchungen, dass die Arbeitszeit der Lehrer trotz der vielen Ferienwochen insgesamt deutlich über dem tariflich festgelegten Maß liegt:
    "Insgesamt betrachtet kommen alle Untersuchungen, die zu diesem Thema bisher erfolgt sind, immer zu dem Ergebnis, das Lehrkräfte über 50 Stunden die Woche arbeiten. Selbst wenn man diesen Unterschied zwischen dem tariflich oder gesetzlichen Urlaub von sechs Wochen im Jahr zu den Schulferien rechnet, kommt man immer noch auf mehr als diese übliche Arbeitszeit im öffentlichen Dienst. Und zwar mindestens ein bis zwei Stunden mehr wöchentlich."
    Freie Zeit bringt neue Ideen für den Unterricht
    Auch Susanne Timm hat die ersten Tage der Sommerferien zur Nachbereitung des Schuljahres genutzt. Jetzt freut sich die Mutter von zwei Kindern auf fünf schulfreie Wochen. Sie empfindet diese ausgedehnte Spanne als luxuriös. Aber während des Schuljahres hat die Kunst- und Französischlehrerin an einem Berliner Gymnasium alles gegeben - insofern genießt sie die freie Zeit mit gutem Gewissen. Und doch läuft auch während der Ferien die Unterrichtsplanung latent weiter, sagt Timm:
    "Man hat sozusagen wieder offene Augen, offene Sinne, um dann wirklich auch wieder andere Ideen zu entwickeln, also es entsteht ziemlich viel in diesen Ferien, weil man eben mal Zeit hat."