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Sommermärchen-Affäre
Neue Spur zu Beckenbauer

Die Notiz einer Bankangestellten könnte das Rätsel merkwürdiger Geldflüsse rund um die WM-Vergabe lösen. Im Zentrum des neuen Verdachts: Franz Beckenbauer.

Von Thomas Kistner | 10.11.2017
    Franz Beckenbauer am 17.07.2015 in China.
    Franz Beckenbauer (dpa / picture-alliance / Imagechina)
    In den Fokus geraten nun mögliche Privatgeschäfte von Franz Beckenbauer. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft untersucht, ob der deutsche WM-Cheforganisator im Jahr 2002 diskret in den Fernsehrechte-Markt investiert hat.
    Beckenbauer hatte damals vom früheren Adidas-Eigner Robert Louis-Dreyfus ein Privatdarlehen über zehn Millionen Schweizer Franken erhalten. Das Darlehen wurde drei Jahre später durch das deutsche WM-Organisationskomitee getilgt. Die Frage der Ermittler ist jetzt, ob mit deutschen WM-Geldern ein privates Rechtegeschäft bezahlt wurde.
    Darlehen an einen "Geschäftsfreund"
    Das Zehn-Millionen-Geldfluss von 2002 steht seit langem im Zentrum der Sommermärchen-Affäre, sein Zweck ist bisher ungeklärt. Jetzt nährt eine interne Notiz von Louis-Dreyfus damaliger Bank den neuen Verdacht. Eine Mitarbeiterin hatte zum betreffenden Kreditkonto des Franzosen vermerkt, der Zweck sei ein Darlehen von zehn Millionen Schweizer Franken an einen Geschäftsfreund, um TV-Rechte aus dem Nachlass der Kirch-Gruppe zu kaufen.
    Das Konto trägt den Namenszusatz "F.B." – wie Franz Beckenbauer. Zum Zeitpunkt der Darlehensvergabe ging gerade die Kirch-Gruppe unter. Aus der Insolvenzmasse sicherte sich ein Konsortium um Louis-Dreyfus im Oktober 2002 die Agentur Kirch Sport. Diese hielt die Rechte an der WM 2006 und wurde bald in Infront umbenannt.
    Beckenbauer gibt sich ahnungslos
    Seit zwei Jahren rätseln Strafermittler und Beobachter über jenen Geld-Kreislauf, der im Mai 2002 von einem Beckenbauer-Darlehenskonto begann und zu dem Eine Firma des Fifa-Funktionärs Mohammed bin Hammam in Katar, Louis-Dreyfus und eben auch das deutsche WM-OK gehören.
    Beckenbauer und sein Adlatus Fedor Radmann erklärten die zehn Millionen Franken bisher als eine von der Fifa geforderte Vorleistung, um für die WM einen Kostenzuschuss zu erhalten. Diese Erklärung gilt längst als widerlegt. In der Zeugenvernehmung bei der Staatsanwaltschaft gaben sich beide zu der neuen Verdachtslage ahnungslos.