Freitag, 19. April 2024

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Sonderfall der Himmelsmechanik
Die Trojaner des Neptun

Trojaner sind zuletzt als eingeschleuste Computer-Viren zur Ausspionierung der von ihnen befallenen Rechner ziemlich in Misskredit geraten. Im Bereich der Astronomie versteht man darunter allerdings harmlose Asteroiden.

Von Hermann-Michael Hahn | 19.11.2019
Eine Zeichnung der Voyager 2 vor dem Planeten Neptun.
Neptun, der äußerste Planet im Sonnensystem, hat etliche Monde und Trojaner (NASA)
Die Trojaner bewegen sich auf ähnlichen Bahnen wie die großen Planeten – sie haben sich in die Orbits eingeschlichen wie nach der antiken Sage die Krieger in einem hölzernen Pferd nach Troja.
Stimmt alles ganz perfekt, dann bewegen sich die Trojaner rund 60 Grad vor oder hinter einem großen Planeten, so dass sie gemeinsam mit diesem und der Sonne ein gleichseitiges Dreieck bilden.
Die ersten Trojaner entlang der Jupiterbahn wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt. Heute sind mehr als 6000 solcher Objekte in Jupiterentfernung bekannt. Seit knapp 30 Jahren fand man auch vereinzelte Trojaner bei anderen Planeten. Die Internationale Astronomische Union listet für Mars neun, für Uranus und Erde je einen sowie für Neptun immerhin 23 auf. Entlang der Saturnbahn dagegen wurde bislang kein Objekt dieser Art gefunden.
Positionen zweier Neptun-Trojaner im Vergleich zur Neptunposition: Links ein nachfolgender Trojaner, rechts ein vorauslaufender
Positionen zweier Neptun-Trojaner im Vergleich zur Neptunposition: Links ein nachfolgender Trojaner, rechts ein vorauslaufender (JPL)
Weil der sonnenferne Neptun am 10. September in Opposition zur Sonne stand, gelangen in diesen Wochen all jene Trojaner in Opposition, die dem Planeten im Abstand von rund 60 Grad folgen. Seit dem 8. Oktober standen bereits 13 dieser Objekte der Sonne am Himmel gegenüber, und bis zum Monatsende folgen noch vier weitere. Die kosmischen Trojaner fliegen also nicht etwa im Pulk, sondern verteilen sich über einen Bogen von mehr als 30 Grad.