Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Sonderwirtschaftszonen
Wie Großkonzerne in Polen Steuern sparen

14 "Industrieparks mit Sonderkonditionen" gibt es in Polen, dazu hunderte Unterzonen - meist in strukturschwachen Regionen: Riesige Hallen, in denen vor allem ausländische Unternehmen produzieren. Steuern und Lohnkosten sind niedrig, die Infrastruktur günstig.

Von Ernst-Ludwig von Aster und Anja Schrum | 11.08.2018
    US Internet shop Amazon WRO2 distribution center in Wroclaw, Poland, March 18, 2015. Amazon already opened three new distribution centers in Europe. The company plans to open this year the only one center in Czech Republic in Dobroviz near Prague. (CTKxPhoto/MartinxSterba)
    "Hart arbeiten. Spass haben. Geschichte schreiben." Das Distributionszentrum von Amazon im polnischen Wroclaw. Die Ansiedlung ausländischer Firmen wird in Sonderwirtschaftszonen in Polen vom Staat bezuschusst. (imago/CTK)
    Klingt gut. Doch viele Kritiker sehen das anders: Niedrige Löhne, monotone Fließbandarbeit, unsichere Verträge und eine Wertschöpfung, die ins Ausland abwandert. Obwohl die regierende nationalkonservative PiS-Partei gerne mit harschen Worten gegen die "ausländische Übermacht" im Land wettert, hat sie nun die Sonderwirtschaftszonen auf das ganze Land ausgeweitet.
    Im Herbst sind Kommunalwahlen in Polen, und die Städte und Gemeinden sind die letzte Bastion der Opposition. Das will die PiS ändern. Außerdem ist der Führung in Warschau bewusst, dass ohne die Unterstützung ausländischer Investoren das fulminante Wirtschaftswachstum des Landes nicht aufrechtzuerhalten ist. Verlierer dieses Strategiewechsels könnten die Städte in strukturschwachen Regionen werden – zum Beispiel in Niederschlesien.
    Eine Reportage in fünf Teilen aus der Gegend um Walbrzych.
    Verwaiste Produktionshallen in Swidnica zeugen vom Verfall der Industrieregion bei Walbrzych in den 90er-Jahren
    Abbruch und Aufbruch in Swidniza
    Colgate, Electrolux, Toshiba – internationale Großkonzerne haben sich in den Sonderwirtschaftszonen Polens angesiedelt, angelockt durch Steuervorteile und günstige Arbeitskräfte. Doch die Zonen sind umstritten. Ein Vorwurf: Zu wenig Lohn und Rechte für die Arbeiter.
    Die Toyota-Fabrik in der Sonderwirtschaftszone Walbrzych
    Japanische Autos, polnische Subventionen
    Der japanische Autobauer Toyota ist das Aushängeschild der Sonderwirtschaftszone in Walbrzych. Vor einigen Jahren hatten sich noch Mitarbeiter über pöbelnde Vorgesetzte beschwert - heute soll alles anders sein. Auch, weil Arbeitskräfte in der Region Mangelware sind.
    Brachland mit Werbeschild: Die polnischen Sonderwirtschaftszonen und ihre Ableger locken mit Steuererleichterungen
    Von Vorteil für den Investor
    Die Sonderwirtschaftszonen in Polen wurden errichtet, bevor das Land der EU beitrat. Die PiS-Regierung unterstützt sie, obwohl sie sonst gegen internationale Konzerne wettert. Lokale Unternehmen haben es dagegen schwer, kritisieren Ökonomen.
    Das Toyota Motoren- und Getriebewerk im polnischen Walbrzych
    Minutenpausen und Niedriglöhne
    Die Konditionen für ausländische Investoren sind in den Sonderwirtschaftszonen hervorragend – die für gewöhnliche Arbeiter nicht. Die Beschäftigten des Toyota-Werks in Walbrzych haben sich an die Bedingungen gewöhnt – und fordern dennoch angemessene Bezahlung.
    Der alte Rathausplatz mit Springbrunnen im polnischen Walbrzych
    Was wird aus Walbrzych?
    Die PiS-Regierung will die Sonderwirtschaftszonen auf ganz Polen auszuweiten. Schlechte Nachrichten für Walbrzych. Seit dem Zechensterben Mitte der 90er kämpfte die Stadt um eine Perspektive. Wenn die ausländischen Unternehmen gehen, geht auch die Hoffnung.