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Sonne rund um die Uhr
Solarspeicher werden besser und beliebter

Schon 100.000 Solarspeicher gibt es in Deutschland: Sie eignen sich vor allem für Menschen und Familien, die tagsüber arbeiten und den produzierten Strom ohnehin erst am Abend verbrauchen können. In der Regel muss dann nur noch 10 bis 15 Prozent Strom dazugekauft werden.

Von Anja Nehls | 13.09.2018
    Kleine Sonnenkollektoren vor blauem Himmel
    In vielen Bundesländern gibt es Zuschüsse aus Förderprogrammen für Solarspeicher (imageBROKER / SimonxBelcher)
    Stolz zeigt René Keller auf zwei mittelgroße graue Kästen, die an der Wand eines kleinen Verschlags unter der Treppe in seinem Haus hängen:
    "Jetzt speisen wir also gerade den Speicher hier voll, genau, da wird das gespeichert, das ist das Herzstück, das Gehirn, das verteilt den Strom sinnvoll, wo er gerade gebraucht wird."
    René Keller hat für sein Einfamilienhaus südöstlich von Berlin einen nagelneuen Solarspeicher - den einhunderttausendsten in Deutschland. Seine hohe Stromrechnung hatte ihn geärgert. Vor einem Jahr hat er sich deshalb Solarpanele aufs Dach setzen lassen. Bereits das hatte die Stromrechnung der dreiköpfigen Familie um fast die Hälfte gesenkt.
    "Also wir haben dann halt die Waschmaschine bedient wenn Sonne da war, um das so ein bisschen zu optimieren, da wurde ein strenger Haushaltsplan für alle Beteiligten hier im Hause Keller aufgestellt und an den wurde sich gehalten, hat funktioniert. Und dann ging es aber um nachts, da haste auch Verbrauch, gerade wenn die Heizung läuft, da musste wieder kaufen."
    Überschuss für abends
    Die Lösung für das Problem liefert nun der neue Solarspeicher. Er funktioniert genauso wie ein Akku, erklärt Nadine Bernhardt vom Hersteller Solarwatt. Er speichert den Strom, der während der Sonnenstunden als Überschuss produziert wurde für abends:
    "Die Batterien funktionieren ja mit der Lithium Ionen Technologie, jedenfalls der Großteil der Batterien. Da ist ja eine Technik, die gibt es schon eine Weile, jeder kleine Handy Akku ist eine Lithium Ionen Batterie und in den letzten Jahren kam der Bedarf halt auf, um den Strom zu speichern, da sind die Batterien dann eben ein bisschen größer und anstatt dass wir warten, wir Endverbraucher, dass der Strom der aus der Steckdose kommt immer grüner wird, dann macht die Sache eben selbstständig und stellt einen Speicher in den Keller und erzeugt seinen grünen Strom selber."
    Gerade für Privatverbraucher sind die Speicher zur besseren Ausnutzung ihrer Solaranlage auf dem Dach geeignet, erklärt Norman Kapitola von mein Strom.de, der die Anlage auf Kellers Haus gebaut hat:
    "Ein Speicher eignet sich vorzugsweise für die Menschen, die den tagsüber produzierten Strom nicht selber verbrauchen können, sondern die klassische Familie, die morgens aufsteht, tagsüber das Haus verlässt, abends nach Hause kommt, um dann in den Genuss zu kommen, den tagsüber gespeicherten Strom zu verbrauchen."
    Maximal 10 bis 15 Prozent Strom muss Rene Keller jetzt noch dazukaufen, so die vorläufige Schätzung. Etwas über 8000 Euro hat er für die Solarpanele auf seinem Dach bezahlt, einen Speicher gibt es je nach Größe und Ausführung schon für 6000 bis 10.000 Euro. Wenn er seine bisherige Stromrechnung von 2200 Euro pro Jahr zugrundelegt, hat er die Investition in knapp 8 Jahren wieder raus, so Kellers Plan. In vielen Bundesländern gibt es außerdem Zuschüsse aus Förderprogrammen für Solarspeicher.
    Marktanreizprogramm und Förderung
    Dass der Preis für die Speicher in letzter Zeit stark gesunken ist, ist ebenfalls einem so genannten Marktanreizprogramm und einer Förderung durch die KFW zu verdanken, freut sich Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft. Auf dessen Anstoß hin wurde bereits vor 5 Jahren begonnen, die Speicher für die Kunden auf diese Art zu bezuschussen und damit die Nachfrage anzukurbeln:
    "Das war in den Anfängen wichtig und hat dann dazu beigetragen, dass auch Unternehmer sich getraut haben, mittelständische Unternehmer solche Speicher zu produzieren in immer größerer Stückzahl. Und mit der größeren Stückzahl sanken dann die Kosten, es ist gelungen die Kosten in den letzten vier Jahren mehr als zu halbieren und da ist dann auch die Voraussetzung, dass so ein neues Produkt, so ein schönes Energiewendeprodukt, dann auch bezahlbar ist."
    Jede zweite neue Solaranlage wird inzwischen mit einem Speicher installiert. Eine Nachrüstung ist auch für alte Anlagen meistens möglich, aber mitunter nicht sinnvoll, weil die ersten Jahrgänge noch sehr hohe Einspeisevergütungen bekommen. Für sie ist es vorläufig attraktiver, den überschüssigen Strom vollständig ins öffentliche Netz einzuspeisen. Eine Solarstromanlage hält bis zu über 30 Jahre, die Akkus zehn bis 15 Jahre. Auch um die Nachhaltigkeit habe man sich dabei Gedanken gemacht, sagt Nadine Bernhardt:
    "Wenn die Dinger einmal kaputt sind kommt der Installateur, schraubt die auseinander und nimmt entweder ein neues Modul in den vorhandenen Speicher und hängt das wieder ein oder es ist einfach so, dass man es deassembliert, also in die Einzelteile zerlegt und kann es dann recyclen."
    René Keller freut sich vorerst über die Anzeige auf seinem Laptop. Genauestens kann er damit verfolgen, wie viel Strom die Anlage produziert, wie viel er verbraucht, wie viel er speichert und wie viel möglicherweise dazu gekauft werden muss:
    "Ich sitze seit heute Vormittag vor meinen Computer und gucke, ob ich zukaufen muss oder nicht und freue mich, dass da immer noch die blaue Null steht."