Samstag, 27. April 2024

Archiv

Sophia Popovs Erfolg bei den British Open
Allen Widrigkeiten zum Trotz

Sophia Popov war schon fast so weit, ihre Golfschläger in die Ecke zu stellen und sich vom Sport verabschieden. Doch sie überwand eine lange Phase aus Misserfolgen und Erkrankungen. Und so gelang der Deutschen die Golf-Sensation des Jahres: der Sieg bei den British Open.

Von Jürgen Kalwa | 24.08.2020
Die deutsche Golferin Sophia Popov freut sich und hält den Pokal in ihren Händen. Popov hat als erste deutsche Golferin sensationell ein Major-Turnier gewonnen.
Die deutsche Golferin Sophia Popov hat als erste deutsche Golferin ein Major-Turnier gewonnen. (R&A/golfsupport.nl)
Dass sie das Spiel mit dem kleinen weißen Ball beherrscht, war schon vor ein paar Jahren klar. Damals war Sophia Popov eine der besten College-Golferinnen in Amerika. Doch bei den Profis kam sie nie richtig in Tritt. Einen wichtigen Grund dafür fand sie erst sehr spät heraus: Eine chronische Lyme-Borreliose, die ihr jede Menge Energie aus dem Körper zog. Zwischendurch wollte sie schon ihre Karriere beenden.
Es wäre eine Fehlentscheidung erstens Ranges gewesen, wie jetzt der Sieg bei den British Open zeigt. "With a score 277 the winner of the AIG Women’s Open is Sophia Popov."
Popov ist 27 Jahre alt und begann einst auf dem Golfplatz in St. Leon-Rot bei Heidelberg mit dem Spiel. Ehe sie in Kalifornien ein Golf-Stipendium erhielt. Bei den British Open gelang ihr nun einer der größten Überraschungserfolge in der Geschichte des Golf. Eine regelrechte Sensation.
Nur knapp qualifiziert
Denn nicht nur hatte sie ganz knapp die Qualifikation für das Turnier auf dem schwierigen Platz von Troon an der Westküste von Schottland geschafft. Popovs Namen fand man bis vor einer Woche ganz unten im Keller der Weltrangliste – auf Platz 304. Bis Sonntag gab es nicht mal einen Eintrag in der deutschen Version des Internet-Lexikons Wikipedia über sie.
Die British Open waren aber kein Spaziergang. Popov erlebte zum ersten Mal in ihrer Karriere einen ganz neuen Gegner: massiven nervlichen Druck. Denn sie war als Spitzenreiterin auf die entscheidende vierte Runde gegangen. Mit einem Vorsprung von drei Schlägen.
Großer Druck in der entscheidenden Runde
"Meine Schläge in den ersten drei Tagen waren gut. Ich habe also durchaus geglaubt, dass ich auch heute auf jedem Loch einen Birdie erzielen kann, und mir gesagt: Konzentriere dich und versuch, gelassen zu bleiben. Der Dank geht an meinen Freund, der mich ständig beruhigt hat."
Der heißt Max Mehles, kommt aus Pulheim bei Köln, war Mitglied der deutschen Amateurnationalmannschaft und stand in Troon als Caddie an ihrer Seite. Der Grund: Die Quarantäne-Bestimmungen verkomplizieren zur Zeit im Golf den Einsatz regulärer Assistenten in der Blase der Profi-Turniere.
Der Sieg bei den British Open brachte Popov 675.000 Dollar Prämie und den Sprung auf Platz 24 der Weltrangliste. Und sie sicherte sich die Startberechtigung auf der amerikanischen LPGA-Tour für die nächsten fünf Jahre.