
Männer, denen eine Stimme aus dem Off erklärt, dass sie Vorbilder für ihre Söhne sein sollen. Abschreckende Beispiele von sexuell übergriffigen Männern und solchen, die ihre Kinder bei körperlichen Auseinandersetzungen anfeuern statt Streit zu schlichten. Aus solchen Szenen setzt sich ein Werbespot des US-Konzerns Gilette zusammen, den der Werbeexperte Hansjörg Zimmermann, Professor an der privaten Macromedia-Fachhochschule, "mutig und bemerkenswert" nennt.
Werbung mit Trend zu sozialen Themen
Der Trend, dass sich Werbung sozialer und gesellschaftlicher Themen annehme, sei seit zwei bis drei Jahren vor allem bei internationalen Konzernen zu beobachten. Binden-Herstellers Always mit einer Kampagne, die das Selbstbewusstsein junger Mädchen fördern wollte, sei ein Beispiel dafür. Vorreiter ist nach Zimmermanns Darstellung die Kosmetikmarke Dove gewesen, die vor rund zehn Jahren auf den Einsatz von Models zugunsten "normaler" Frauen verzichtete. "Die waren damals aber noch ziemlich alleine auf der Welt", sagte Zimmermann.
Shitstorm als Teil der Werbestrategie?
Negative Auswirkungen auf Umsätze und Verkaufszahlen erwartete der Werbeexperte nicht. Die Resonanz auf den Spot sei so groß, dass die Rechnung unter dem Strich positiv ausfallen werde. Natürlich gebe es Männer, die sich durch den Werbespot "auf den Schlips getreten fühlen". Werbung, die provoziere und etwas bewirken wolle, produziere immer pro und contra. Der Shitstorm in den sozialen Medien, den der Spot ausgelöst habe, sei aber positiv zu sehen.
Zimmermann räumte ein, dass es Fälle gebe, in denen auch Shitstorms in den sozialen Medien Teil der Werbestrategie seien. Das gehöre zum "Seeding" in den sozialen Medien. Den Gilette-Spot und die Reaktionen darauf halte er aber für authentisch.