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Spanien
Die ungebrochene Konjunktur des Drogenschmuggels in Galicien

Der Handel mit Kokain und Heroin ist an Spaniens Nordwestküste seit Langem etabliert - die Polizei ist machtlos. Initiativen von Müttern, die ihre Kinder schützen wollen, stoßen immer wieder an Grenzen. Neuerdings sorgt eine Fernsehserie dafür, dass die Drogenbosse zugleich gefürchtet und bewundert werden.

Von Marc Dugge | 16.02.2019
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    62 Jahre alt und kein bisschen weise: Sito Miñanco, Spaniens bekanntester Drogenschmuggler. (Marc Dugge, ARD Madrid)
    "Sie verstehen es nicht! Ich respektiere Sie - und die anderen auch. Wenn Sie möchten, kann ich die Gruppe mit ein paar Prozent an den Einnahmen beteiligen. Aber niemand wird mir sagen, wie ich mein Geschäft zu führen habe!"
    So klingt im Film José Ramon Prado Bugallo, 62 Jahre alt, genannt Sito Miñanco. Spaniens bekanntester Drogenschmuggler.
    "Niemand redet schlecht von ihm als Person. Denn er war ja kein schlechter Mensch. Sondern ein guter Mensch, der schlechte Dinge getan hat."
    Gejagt, bewundert, gefürchtet: Miñanco fasziniert, mehr denn je. Im spanischen Fernsehen war gerade die Serie "Fariña" zu Deutsch: ¨Mehl¨ zu sehen, die seine Geschichte erzählt - eine Erfolgsserie. Ohne es zu wollen, ist Sito Miñanco in den vergangenen Jahren zum Medienstar geworden.
    Mit Geschick zur Nummer eins im Drogengeschäft
    Ende Oktober vor dem Gerichtsgebäude der Stadt Pontevedra. Miñanco steigt aus einem Streifenwagen aus, in Handschellen. Zwei Polizisten begleiten ihn ins Gerichtsgebäude. Die Fotografen versuchen, ein Bild von Miñanco zu erhaschen. Doch da ist nur ein Mann von hinten zu sehen, mit schwarzer Daunenjacke, rotem Schal und grauen Locken. Die Staatsanwaltschaft wird versuchen, ihm nachzuweisen, dass er Geld aus dem Drogenschmuggel über Firmen gewaschen hat. Es wird kein leichtes Unterfangen werden. Sein Anwalt Gonzalo Boye:
    "Wenn Sito Minañco woanders geboren worden wäre – in einen anderen Familienkreis, in eine andere Umgebung - heute wäre er ein Geschäftsmann. Er ist klug, er versteht die Sachen ganz schnell. Niemand kann sagen, dass er je Gewalt benutzt hat."

    Dass Sito Miñanco ein kluger Mann ist, würde in Galicien kaum jemand bestreiten. Schließlich hat er es mit Geschick zur Nummer Eins im Drogengeschäft in Galicien gebracht. Und es auch noch geschafft, bei vielen Menschen der Gegend respektiert, teils sogar bewundert zu werden.
    In den 70er-Jahren ist Galicien eine arme Gegend. Viele Menschen wandern aus. Denn sie glauben, in der Heimat keine wirtschaftliche Perspektive zu haben. Die, die in Galicien bleiben, arbeiten oft in einer der wenigen Fabriken in der Gegend. Andere leben mehr schlecht als recht vom Fischfang. Und dann ist da noch der Schmuggel. Es sind damals vor allem Zigaretten aus den USA, die hier an der zerklüfteten Küste ankommen. Zigaretten, die besser schmecken als die spanischen. Schiffe bringen die Kartons in Küstennähe, die Fischer laden sie noch auf dem Meer in Schnellboote um – und bringen sie heimlich an Land.
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    "Die Organisationen sind wirtschaftlich sehr mächtig" - Polizist und Ermittler Emilio Rodríguez. (Marc Dugge, ARD Madrid)
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    Kaffee, Diesel und auch Haschisch: Laureano Oubiña ist stolz darauf, einer der bekanntesten Schmuggler Galiciens zu sein. (Marc Dugge, ARD Madrid)
    "Der Schmuggel steckt mir im Blut"
    Laureano Oubiña kann sich noch gut daran erinnern. Neben Sito Miñanco ist er der wohl bekannteste Schmuggler Galiciens. Und darauf ist er stolz.
    "Der Schmuggel steckt mir im Blut. Es gibt wenige Schmuggler in Spanien, die kannst Du an Fingern abzählen. Aber Millionen Opportunisten! Schmuggler, die es wirklich in den Adern haben – von denen gibt es nur sehr wenige."
    Als Jugendlicher bringt Oubiña Kaffee und Diesel schwarz ins Land, später Tabak. Zum Schluss hat er den Haschisch-Schmuggel unter seiner Kontrolle:
    "Ich bin nicht ehrgeizig. Das begann aus schierer Notwendigkeit heraus, bei mir ging es um Leben und Überleben."
    Oubiña sitzt in einem Restaurant in Vilanova, vor sich eine Flasche Rotwein. Hinter dem Fenster glitzert das Meer. Der Schmuggler hat gerade mit seiner Tochter Fisch zu Mittag gegessen. Oubiña scheint es bestens zu gehen. Feines Sakko, goldene Uhr, intensives Aftershave - seine 72 Jahre sieht man ihm nicht an. Fast die Hälfte davon hat er hinter Gittern verbracht. Hat er schlechte Anwälte gehabt? Oubiña gefällt die Frage nicht.
    "Nein, nein. Jetzt beleidigst du mich! Mir hat es an keinem Anwalt gefehlt. Mein Anwalt macht, was ich sage. Wenn nicht, schneide ich ihm die Eier ab."
    Es sind Momente wie diese, in denen man spürt, dass man einen Oubiña nicht zum Feind haben will. Er selbst habe übrigens nie jemandem etwas zuleide getan, anders als so oft behauptet, sagt Oubiña. Die Justiz habe ihm dagegen oft übel mitgespielt, ihm alles Mögliche in die Schuhe geschoben. So wie jetzt Sito Miñanco.
    "Er ist ein enger Freund von mir, einer meiner besten. Ich habe ihm schon vor mehr als fünf Jahren gesagt: Ich weiß, dass die das gleiche mit dir machen wollen, was sie mit mir gemacht haben."
    Unter den Drogenschmugglern kennt man sich in Galicien. Das ist auch schon in den 70er- und 80er-Jahren so.
    Damals liegt der Tabakschmuggel in den Händen einiger älterer Herren. Sie sind Restaurantbesitzer oder Firmenchefs, die beim Wein ihre Geschäfte planen. Die eigentliche Arbeit verrichten aber jene, die den Tabak heimlich mit Booten ans Land bringen. Der junge Sito Miñanco aus dem Dorf Cambados zum Beispiel. Er macht seine Arbeit besonders gut – und verschafft sich schnell Respekt und Einfluss.
    1983 nimmt die Polizei die Zigarettenschmuggler erstmals ernsthaft ins Visier. Sito Miñanco kommt für sechs Monate hinter Gitter. Dort knüpft er Kontakte zur kolumbianischen Drogenmafia, vom Medellin-Kartell. Als Miñanco aus dem Gefängnis entlassen wird, fühlt er sich dem Tabakschmuggel entwachsen.
    Miñanco beginnt heimlich, Kokain nach Spanien zu importieren. Die Methode ist ähnlich: Auf dem offenen Meer wird das Kokain von Schiffen in Fischerboote und dann, in Küstennähe, in kleine Schnellboote verladen. Ein lukrativeres Geschäft als das mit dem Tabak. Der Lokaljournalist Benito Leiro recherchiert das Thema seit Jahren:
    "Die Galicier stellten für die kolumbianischen Kartelle die Infrastruktur. Die Kolumbianer kannten die Gegend ja nicht. Es kam ihnen sehr gelegen, dass sie hier Experten hatten, die es gewohnt waren, große Mengen Tabak an Land zu bringen. Es war gut, so kompetente Geschäftspartner zu haben!"
    Der unumstrittene Kokain-König
    Ende der 80er-Jahre ist die galicische Drogenmafia auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs. Auch Sito Miñanco schwimmt in dieser Zeit geradezu in Geld. Er ist mittlerweile der unumstrittene Kokain-König – und kann sich so ziemlich alles kaufen: Sportwagen, Luxus-Häuser, - auch den kleinen Fußballclub von Cambados übernimmt er. Miñanco steckt viel Geld in den Verein. Nicht ohne Hintergedanken, vermutet Buchautor Nacho Carretero. Er hat die Buchvorlage für die Fernsehserie "Fariña" geschrieben:
    "Das ist ja ein ganz typisches Verhalten von kriminellen Bewegungen: Sie versuchen, sich beliebt zu machen. Das ist eine Art soziales Marketing. Sito Miñanco war Präsident seines Dorfvereins. Er brachte ihn sogar in die zweite Profi-Liga! Mit ihrem Engagement gaben sich die Drogenschmuggler den Anschein, dass sie doch keine Kriminellen sein konnten!"
    Sito Miñanco gibt den Wohltäter - ganz ähnlich wie der berühmt gewordene kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar. Und tatsächlich gibt er einigen Menschen Arbeit. Indem sie für ihn die Drogen an Land bringen, verdienen sich arme Fischer ein Zubrot. Es hilft ihnen, in den harten Jahren aus der Misere zu kommen.
    "Niemand redet hier schlecht von ihm als Person. Denn er war ja kein schlechter Mensch. Sondern ein guter Mensch, der schlechte Dinge getan hat."
    Sagt Antonio. Er ist Nachbar von Sito Miñanco in Cambados. Seine Familie lebt nur ein paar Häuser weiter. Immer wieder kommt die Familie von Miñanco in seinem Geschäft einkaufen, während der Vater hinter Gittern ist. Seinen echten Namen will er im Radio nicht hören, das Dorf ist klein.
    Cambados ist für seine guten Restaurants und für seinen Albariño-Wein bekannt. Und eben für Drogenschmuggel. Spätestens mit der Serie "Fariña" ist das Dörfchen Cambados in ganz Spanien bekannt geworden. Antonios Frau Maite sagt:
    "Cambados ist so schön: Wir haben gute Meeresfrüchte hier, so tolle Strände, nette Menschen. Da tut es schon ein bisschen weh, wenn eine Fernsehserie mit einer Geschichte Werbung für uns macht, die wir alle hier eigentlich nur vergessen wollen."
    Besonders Antonio hätte allen Grund, vergessen zu wollen. Zögernd greift er nach seinem Smartphone, wischt durch seine Bilder – und stoppt an einer Schwarzweißaufnahme. Darauf: Schulkinder. Ein Gruppenbild seines Schuljahrgangs. Er tippt einzelne Gesichter an. "Der hier ist tot", sagt er. "Der hier auch. Und dieser da auch."
    "Die meisten sind an AIDS gestorben, an einer Überdosis oder an Hepatitis - all diese Krankheiten, die mit den Drogen zusammenhängen. Das hat mich sehr mitgenommen. Es ist eine traurige Geschichte."
    Seinem Nachbarn Sito Miñanco will er nicht die Schuld dafür geben, dass die Drogen ihm seine Freunde geraubt haben:
    "Das Heroin kam ja nicht durch Sito Miñanco, das haben andere Menschen ins Land geholt. Es kam auch nicht vom Meer, sondern übers Festland. Hier in Galicien haben sie mit Tabak angefangen, dann mit Haschisch und schließlich hat sich Sito dem Kokain gewidmet."
    Tatsächlich brachte vor allem eine andere Mafia das Heroin in die Gegend. Seine Frau Maite erinnert Antonio aber dann doch daran, dass es Haschisch und Kokain waren, die die jungen Menschen später zu Härterem verleitet haben. Jene Drogen, für die Miñanco und Oubiña verantwortlich sind.
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    Erfolgreiche Frontfrau des Widerstands gegen den Drogenschmuggel: Carmen Avendaño. (Marc Dugge, ARD Madrid)
    Mütter machen Front gegen die Drogenbosse
    Es gibt Mütter, die deshalb Sito Miñanco die Stirn geboten haben. Die Aktivistin Carmen Avendaño zum Beispiel. Sie hat für ihn nur Verachtung übrig.
    "Das einzige Mal, dass ich ihn traf, war bei einem Gerichtsprozess. Da waren vier junge Kerle angeklagt, die Sito benutzt hatte. Er hat ihnen alle Schuld zugeschoben. Ich war empört. Also habe ich an der Tür auf ihn gewartet und ihm gesagt: Du schiebst diesen Trotteln alles in die Schuhe und machst dich aus dem Staub. Er war sauer und sagte mir: 'Du, pass auf, was du sagst!' Und ich: 'Warum? Wirst du mich erschießen?' - 'Nein", sagte er, "aber ich empfehle dir, dass du vorsichtig bist, wenn du beim Spazierengehen um die Ecke biegst."
    Sito Miñanco und die anderen Drogenschmuggler aus der Gegend haben das Leben von Carmen Avendaño geprägt. Ohne, dass sie sich das ausgesucht hätte. Anfang der 80er Jahre ist sie Hausfrau und Mutter. Irgendwann merkt sie, dass einer ihrer Söhne mit Drogen zu tun haben muss, mit Heroin. Sie ahnt, dass es anderen Müttern genauso geht. Sie sucht das Gespräch und gründet eine Selbsthilfegruppe.
    "Dort sprach man über alles. Es half uns sehr, dass wir alle betroffen waren – und das Problem so gemeinsam angehen konnten. Es war kein einfacher Prozess. Man muss erst einmal begreifen, dass der Sohn kein Verbrecher ist, sondern krank. Und noch schwieriger ist es, das der Gesellschaft klar zu machen! Man braucht viel Geduld."
    Carmen schafft es, dass die Mütter von sich reden machen. Sie gründet den Verein "Érguete", zu Deutsch: "Steh auf!". Und die Frauen stehen auf: Sie demonstrieren vor Bars in der Stadt Vigo. Vor Kneipen, von denen sie wissen, dass deren Inhaber nicht nur Bier verkaufen. Später ziehen sie auch zu den teils herrschaftlichen Anwesen der Drogenbarone. Zum Beispiel zum Pazo Baión, dem Weingut von Laureano Oubiña. Dort rütteln sie am Eingangstor, schreien ihre Verzweiflung heraus.
    Und tatsächlich zeigt ihr Einsatz Wirkung: Der Rückhalt für lokale Drogenbosse wie Sito Miñanco schwindet in den 80er-Jahren. Immer mehr Galicier machen Front gegen die Mafia. Antonio Duarte ist der oberste Drogenermittler der spanischen Polizei:
    "Wenn es in Galicien die "Mütter gegen die Drogen" nicht gegeben hätte, die Stiftung gegen den Drogenschmuggel und die Presse, dann hätte das alles ein schlimmes Ende nehmen können. Denn es waren alle Bedingungen für ein schlechtes Ende gegeben. Aber glücklicherweise sorgte dieser Druck dafür, dass mehr Polizisten geschickt, mehr Mittel bereitgestellt wurden - und dass die Urteile sehr hart waren."
    Die hermetisch abgeriegelte Welt der Drogenbosse bekommt in diesen Jahren erste Löcher. Doch für die Polizei in Galicien ist es weiterhin schwer, gegen die Mafia vorzugehen und die einflussreichen Drogenbarone dingfest zu machen. Auch deshalb, weil die Polizei Spitzel in den eigenen Reihen hat.
    Operation Krabbe: Wendepunkt im Kampf gegen den Kokainhandel
    Dass die galicische Drogenmafia geschwächt wurde, ist auch einem spanischen Untersuchungsrichter zu verdanken. Er nimmt sich Ende der 80er-Jahre des Themas an - und ermittelt im Geheimen, von Madrid aus. Um zu vermeiden, dass in Galicien jemand davon Wind bekommt. Dann holt er zum entscheidenden Schlag aus.
    Am frühen Morgen des 12. Juni 1990 startet die sogenannte "Operation Krabbe". Hundert Polizeifahrzeuge nehmen Kurs in Richtung Galicien - mit 350 Polizisten. Diese nehmen mehrere Drogenbarone in ihren Häusern fest. Ein Wendepunkt im Kampf gegen den Kokainschmuggel. Sito Miñanco ist zunächst nicht unter den Festgenommenen. Er ist nach Panama geflüchtet und wird erst ein Jahr später festgenommen. Auch Oubiña kommt in Haft, sein Weingut wird beschlagnahmt.

    In den folgenden Jahren kommt Sito Miñanco immer wieder hinter Gitter. 2001 legt ihm auch Drogenermittler Antonio Duarte die Handschellen an. Da ist Miñanco immer noch der unumstrittene Drogenzar Galiciens, an dem keiner vorbei kommt.
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    Der Journalist Benito Leiro beschäftigt sich seit Jahren mit dem Drogenschmuggel an der galicischen Küste (Marc Dugge, ARD Madrid)
    "Miñanco ist ein Typ wie aus einem Märchen, einem Film – ein Produkt seines Umfelds. Ein sehr charismatischer Kerl. Als gegen ihn 2001 ermittelt wurde, dachte er mal wieder, er hätte an alles gedacht. Aber er ist immer wieder gestürzt."
    Gefängnisaufenthalte immer nur von kurzer Dauer
    Miñanco hat gute Anwälte. Seine Gefängnisaufenthalte sind meist von kurzer Dauer. Immer wieder kommt er frei – und widmet sich danach stets dem, was er am besten kann: Dem Drogenschmuggel.
    Galicien ist längst nicht mehr das alleinige Zentrum des Drogenschmuggels in Spanien. In Andalusien, an Spaniens Südküste, landen viel Haschisch und Kokain aus Marokko an, erzählt Duarte. Neuerdings vor allem in Containern. Aber auch in Galicien gehen die Geschäfte weiter.
    Im galicischen Pontevedra ermittelt in Sachen Drogen heute die GRECO, die Eliteeinheit zur Bekämpfung organisierter Kriminalität. Polizist Emilio Rodríguez empfängt uns im Büro, zusammen mit seinem Kollegen Juan. Sie zeigen den Raum, in dem Polizisten Telefone abhören. An den Wänden hängen Fotos von beschlagnahmten Luxusautos oder Booten.
    Rodríguez faltet einen großen Bogen Papier auf. Eine Schautafel aus den 80er-Jahren, von Hand gezeichnet, auf der die Angehörigen der Mafia verzeichnet sind. Ihre Verbindungen untereinander, ihre Telefonnummern. Die Mafia gebe es immer noch. Die Zeiten, in denen der Reichtum in Galicien offen zur Schau gestellt wurde, seien allerdings vorbei, so der Polizist.
    "Die Organisationen sind wirtschaftlich sehr mächtig. So wie sie die besten Wege finden, um die Drogen zu transportieren, beschäftigen sie auch die besten Geldwäscher, um die Einnahmen zu verstecken. Früher floss das Geld in Anwesen oder Weinberge – heute in Steuerparadiese wie etwa Panama, wo Miñanco immer schon große Besitztümer hatte."
    Sito Miñanco hat von seinem Reichtum nicht viel. Die vergangenen 25 Jahre hat er meist hinter Gittern verbracht. Und auch in dem Geldwäsche-Prozess von Pontevedra ist er gerade zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden: Miñanco muss vier Jahre hinter Gitter und sechs Millionen Euro Strafe bezahlen. Dochtrotz allem hat er bisher offenbar nicht an Einfluss verloren. Der Autor der Serie Fariña, Nacho Carretero:
    "Eine kleine Anekdote dazu: Als ich das Ende des ersten Kapitels des Drehbuchs schrieb, hatten nur ganz wenige eine Kopie davon. Und dann fand man ihn, Miñanco, in seiner Zelle mit einem Exemplar in den Händen. Wir konnten das nicht fassen. Das gibt einem einen Eindruck vom Ausmaß seiner Macht."