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Spanien
Juan Carlos dankt ab, Felipe übernimmt

Der spanische König Juan Carlos dankt ab, sein Nachfolger wird Kronprinz Felipe. Dies teilte die spanische Regierung am Montag mit. Juan Carlos wird seit Monaten von gesundheitlichen Problemen geplagt.

02.06.2014
    Der bisherige König Juan Carlos mit seinem Sohn Felipe
    Der bisherige König Juan Carlos mit seinem Sohn Felipe (dpa / picture-alliance / Chema Moya)
    Der 76-jährige Monarch teilte seinen Entschluss Ministerpräsident Mariano Rajoy mit. In einer "institutionellen Erklärung" gab der Regierungschef bekannt, dass der König das spanische Volk über die Gründe seiner Entscheidung persönlich informieren werde. Neuer König soll Kronprinz Felipe werden. Damit Juan Carlos abdanken kann, muss zunächst die spanische Verfassung geändert werden, die eine Abdankung des Monarchen bislang nicht vorsieht.
    S.M. el Rey Juan Carlos I abdica la Corona de España. http://t.co/s9vbalBzSO pic.twitter.com/YesVxDObIp— Casa de S.M. el Rey (@CasaReal) 2. Juni 2014
    Gesundheitliche Probleme
    Juan Carlos wird seit Monaten von gesundheitlichen Problemen geplagt. Dennoch trifft die Entscheidung Spanien völlig überraschend - eine Abdankung hatte der König bislang strikt ausgeschlossen.
    Der scheidende König ist nach eigenen Worten stolz auf das, was er in seiner Amtszeit erreicht hat. Er habe sich immer dafür eingesetzt, dass sich Spanien in Freiheit entwickeln könne, sagte der Monarch in einer Radio- und TV-Ansprache.
    Fast 40 Jahre auf dem Thron
    Der heute 76-Jährige bestieg im November 1975 den spanischen Thron. Ansehen trug ihm vor allem auch seine entscheidende Rolle bei der Demokratisierung des Landes nach dem Ende der Franco-Diktatur ein. Beim Putschversuch rechter Militärs am 23. Februar 1981 bezog der spanische König eine klare Position: Er werde keinesfalls eine Putschregierung der Militärs anerkennen, ließ er die Aufrührer wissen, die daraufhin aufgaben.
    Juan Carlos' Popularität hatte im Zuge mehrerer Skandale in jüngster Zeit jedoch stark gelitten. Dazu gehörte auch die Korruptionsaffäre, in die seine Tochter, Prinzessin Cristina, und sein Schwiegersohn Iñaki Urdangarin verwickelt sein sollen. Auch wurde der König für einen Jagdausflug in Botswana im April 2012 heftig kritisiert. Die Elefantenjagd war nur deshalb publik geworden, weil Juan Carlos sich bei einem Sturz eine Hüfte gebrochen hatte.
    Vor allem repräsentative Aufgaben
    Juan Carlos wurde am 5. Januar 1938 im Exil in Rom geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Italien, Portugal und der Schweiz. 1962 heiratete er Prinzessin Sofia von Griechenland. Das Paar hat drei Kinder: Elena (50), Cristina (48) und Felipe (46). Elena ist zwar das älteste Kind des Königs, steht in der Thronfolge aber erst an vierter Stelle hinter Felipe und seinen Töchtern Leonor (8) und Sofia (7). Cristina ist die Nummer sieben in der Thronfolge, Platz fünf und sechs nehmen die Kinder ihrer Schwester Elena ein.
    In der Verfassung von 1978 ist Spanien als eine parlamentarisch-demokratische Erbmonarchie verankert. Staatsoberhaupt des Landes ist der König, der vor allem repräsentative Aufgaben hat. Der Monarch ist auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er schlägt den Ministerpräsidenten vor, der vom Abgeordnetenhaus gewählt wird, und ernennt auf dessen Vorschlag die Regierungsmitglieder. Zu seinen Aufgaben gehört auch, Gesetze zu erlassen. Die eigentliche Macht geht aber vom demokratisch gewählten Parlament und der Regierung aus.
    (nch/tzi/dk)