
Für den spanischen Innenminister ist klar, wer die Verantwortung für Gewalt im spanischen Fußball trägt: "Die Verantwortlichen sind die Gewalttäter und die Klubs, die tolerieren, dass die Gewalttäter den Schutz ihrer Klubs genießen."
Damit bezieht sich Jorge Fernandez Díaz auf das brutale Ereignis vom vergangenen Sonntag.
Am Sonntag hatten sich besonders fanatische Fans der „Frente Atletico" von Atletico Madrid und der "Riazor Blues" des Fussballvereins von La Coruña am Madrider Fluss Manzanares eine Straßenschlacht geliefert.
Prügelei mit Stuhlbeinen
Verabredet per "Whatsapp" und eigentlich ohne Bewaffnung. Dieser Augenzeuge schildert im spanischen Fernsehen, wie und mit was die Hooligans aufeinander los gingen:
"Ich habe gesehen, wie einer mit Stichwunden gerannt kam, der hatte sein Hemd als Verband benutzt, es gab Köpfe mit offenen Platzwunden, sie haben alles genommen, was sie kriegen konnten und aufeinander geworfen, Flaschen, Stühle, Holzlatten, und sich mit Stuhlbeinen auf Kopf und Rücken geschlagen."
Resultat: Der Hooligan "Jimmy" aus der Gruppe der La Coruña-Anhänger wurde mit schweren Kopfverletzungen von drei gegnerischen Fans in den Fluss geworfen. Dort trieb er minutenlang im eiskalten Wasser. Der Mann starb an Unterkühlung, Atemstillstand und seinen Schädelverletzungen.
Das rief natürlich die Offiziellen auf den Plan: Am Donnerstagnachmittag wurde bei einem Treffen zwischen dem obersten spanischen Sportrat und der Liga sowie dem Verband vereinbart, hart gegen mutmaßliche und echte Hooligans vorzugehen. Eine Liste von potenziell gewalttätigen Fangruppen soll erstellt werden. Wenn ein Verein mit Gruppen aus der Liste zusammenarbeitet, soll er mit Punktabzug, Stadionsperren und Zwangsabstieg bestraft werden.
Außerdem sollen künftig Sicherheitsbeauftragte in die Stadien geschickt werden. Und zu guter Letzt soll die Technik helfen: In Tribünenbereichen, die als Risikozonen gelten, sollen die Zuschauer mit Fingerabdrücken identifiziert werden. Der Vorsitzende des nationalen Sportrates, Miguel Cardenal, sagte schon vor dem Treffen:
"Wir werden eine Liste der Ultra-Gruppen erstellen, um die Möglichkeit zu haben, sie aus dem Stadion auszuschließen und damit dem Ultrawesen ein Ende zu machen."
Viel Unterstützung für gewaltbereite Fans
Ins Stadion gehen übrigens die Deportivo Ultras aus La Coruña in den nächsten zwei Heimspielen nicht mehr. Ihre Tribüne wurde vom Verein gesperrt. Was aber dann in drei Wochen ist, weiß niemand. Und der "Frente Atletico", der "Atletico-Front", mit über 2.500 Mitgliedern eine der größten rechtsradikalen Fangruppen im spanischen Fußball, wurde erst mal der Status eines offiziellen Fanclubs aberkannt. Wie weit aber der Weg auch bei den spanischen Hooligans noch ist, zeigt die Entlassung der am Tag der Schlägerei Verhafteten.
Als die Ultras vermummt und mit Kapuzen, Schals und Mützen ihr Gesicht vor den Kameras verbergend den Polizeigewahrsam verließen, wurden sie von ihren Unterstützern mit Applaus begrüßt. Noch gibt es davon offenbar genügend. Und die lassen sich offensichtlich auch nicht davon mit Geldstrafen und einem fünfjährigen Stadionverbot abhalten, ihre Hooligan-Freunde zu unterstützen. Das hatte nämlich die nationale Anti-Gewalt-Kommission als Strafe für die 88 Hooligans vorgeschlagen, die als Teilnehmer der tödlich endenden Schlägerei mitten in Madrid identifiziert wurden.