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Sparplan des Rundfunks
Weniger Inhalt, dafür mehr dänische Musik

Der Dänische Rundfunk hat seinen Sparplan vorgelegt - und trägt offenkundig die Handschrift der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei: weniger Stellen und tiefgründige Online-Artikel, dafür mehr Wert auf christliche Wurzeln und Musik in Landessprache.

Von Miriam Arndts | 19.09.2018
    Kopenhagen, Dänemark - Mikrofon von Danmarks Radio (DR) PUBLICATIONxNOTxINxDEN Copenhagen Denmark Microphone from Danmarks Radio Dr PUBLICATIONxNOTxINxDEN
    Kürzungen beim öffentlich-rechtlichen Dänischen Rundfunk (imago stock&people)
    Diese Erkennungsmelodie werden dänische Musikliebhaber im Jahr 2020 zum letzten Mal hören. Der öffentlich-rechtliche Pop-Kanal P7, der mit knapp einer halben Million wöchentlichen Hörern eine im kleinen Dänemark nicht unbeträchtliche Reichweite hat, wird eingestellt. Das geht aus dem umfassenden Sparplan hervor, den der Dänische Rundfunk gemeinsam mit dem Kulturministerium beschlossen hat.
    Bis zu 400 Stellen werden gestrichen
    Auch der bei Freunden alternativer Musik sehr beliebte Sender P6 Beat sowie der Jazz-Kanal P8 werden im Jahr 2020 zum letzten Mal on Air sein. Weiterhin werden zwei Fernsehsender mit Schwerpunkt auf Gesellschaft und Kultur zu einem zusammengelegt. Zwei weitere TV-Kanäle, die sich an ein junges Publikum richten, werden ab 2020 nur noch online zu sehen sein und zahlreiche Fernsehprogramme werden eingestellt.
    Diese Kürzungen haben natürlich auch drastische Folgen für die Mitarbeiter der Sender, wie die Direktorin des Dänischen Rundfunks Maria Rørbye Rønn auf einer Pressekonferenz erklärt: "Wir werden 375 bis 400 Stellen streichen. Wir werden weniger produzieren und das Angebot für die Bevölkerung begrenzen."
    Heute nutzen jede Woche 94 Prozent aller Dänen das Angebot des öffentlichen Rundfunks. Diese Reichweite könne nach Eintritt der Sparmaßnahmen nicht mehr erreicht werden, meint Rørbye Rønn.
    Die Handschrift der Dänischen Volkspartei
    Der Sparplan ist das Resultat des neuen Medienabkommens, einer Art Rundfunkstaatsvertag, der alle vier Jahre neu verhandelt wird. Dieses jüngste Abkommen, das für die Jahre 2019 bis 2023 gilt, wurde mit der kleinstmöglichen Mehrheit im dänischen Parlament durchgesetzt - allein mit den Stimmen der Regierungsparteien und der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei. Zum Vergleich hatten dem vorherigen Medienabkommen alle Parteien im Parlament zugestimmt.
    Die Handschrift der Dänischen Volkspartei ist in einigen Punkten des Abkommens klar zu lesen: "Es soll im Programm des Dänischen Rundfunks deutlich sein, dass unsere Gesellschaft auf Demokratie aufgebaut ist und seine Wurzeln im Christentum hat", steht dort zum Beispiel. Der Satz "Der Dänische Rundfunk soll dazu beitragen, die Integration in der dänischen Gesellschaft zu fördern", der im vorherigen Vertrag zu lesen war, wurde gestrichen.
    Beunruhigend und ausgrenzend nennt die Opposition die Formulierung des Vertrages. Was der Vorsitzenden des dänischen Journalistenverbundes Lars Werge bedenklich findet: Der Sparplan legt auch fest, dass das Online-Angebot des Dänischen Rundfunks keine langen, tiefgründigen Artikel mehr veröffentlichen darf. Und dass die im Radio gespielte Musik zu 48 Prozent dänisch sein muss. Werge sagt in einem Interview: "Es mag dramatisch klingen, aber das ist der erste kleine Schritt auf dem Weg in eine Gesellschaft, in der die Politik verschärfte Forderungen an die Medien stellt. Dieses Abkommen beschützt die Pressefreiheit in Dänemark nicht."