Donnerstag, 18. April 2024

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Fifa-Chef Infantino und die Schweizer Justiz
Beweis für den Königsmord?

Wie ebnete sich Gianni Infantino den Weg an die Fifa-Spitze? Neue Hinweise offenbaren, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft benutzt worden sein könnte, um 2015 Infantino-Vorgänger Michel Platini zu stürzen. Eine neue Faktenlage, die ab Mittwoch auch die neuen Sonderermittler bei der Schweizer Behörde beschäftigen dürfte.

Von Thomas Kistner | 14.12.2021
FIFA-Präsident Gianni Infantino bei einer Pressekonferenz in San Jose, Costa Rica, am 19. November 2019.
Hat er gelogen? FIFA-Präsident Gianni Infantino. (imago images / Agencia EFE)
Gianni Infantino ist zurück im Fokus der Strafjustiz: Am Mittwoch will das Schweizer Parlament die pensionierten Staatsanwälte Ulrich Weder und Hans Maurer als Sonderermittler zu den Geheimtreffen des Fifa-Bosses mit dem früheren Berner Chefankläger, Michael Lauber, berufen. In Justizkreisen gilt Weder als Mann, der gerne Verfahren einstellt. Aber das Dossier um die diskreten Dates des Fifa-Patrons mit dem Bundesanwalt offenbart jetzt brisante Hinweise: Laubers Behörde könnte benutzt worden sein, um 2015 Michel Platini zu stürzen. An Platinis Stelle wurde dessen Untergebener Infantino Fifa-Präsident.

Schweizer Bundesanwaltschaft: Von interessierter Seite informiert?

Ende Mai 2015 hatten Zugriffe und Razzien der Schweizer und der US-Justiz die Fußballwelt erschüttert. Fifa-Boss Sepp Blatter gab seinen Rückzug bekannt, der damalige Uefa-Chef Platini stand als Nachfolger fest. Doch im Herbst eröffnete die Bundesanwaltschaft ein Verfahren gegen beide, wegen einer mysteriösen Zahlung von zwei Millionen Franken, die Blatters Fifa im Februar 2011 an Platini überwiesen hatte - angeblich als Nachzahlung für frühere Beraterdienste. Beide wurden vom Ethikkomitee gesperrt, nun ebnete sich Infantino den Weg auf den Fifa-Thron. Seither wächst der Verdacht, dass die für chronische Trägheit und verschleppte Verfahren berüchtigte Berner Behörde von interessierter Seite über die 2-Millionen-Zahlung informiert worden sei, die Platini in den Abgrund und seinen ungeliebten Sekretär Infantino an die Spitze katapultierte. 

Verfahrenseinstellung undenkbar

Im Fokus steht ein Treffen, das schon am 8. Juli 2015 zwischen Lauber und einem Jugendfreund Infantinos stattfand, Rinaldo Arnold. Weder der Bundesanwalt noch Kantonsjurist Arnold konnten dieses Treffen bis heute glaubwürdig erklären. Jetzt zeigen neue Recherchen, dass bereits 15 Tage nach dem Treffen die Berner Fußball-Taskforce bei Platinis Bank ganz gezielt Kontenunterlagen für just den Zeitraum anforderten, in dem die 2-Millionen-Zahlung stattfand. Diese war nur einem engen Kreis um Blatter und Platini bekannt. Sollte die Bundesanwaltschaft, bewusst oder nicht, durch ihre auffallend frühen, gezielten Aktivitäten rund um diese Zahlung die Throneroberung Infantinos ermöglicht haben, rückt das auch die Geheimtreffen in den folgenden Jahren in ein neues, noch trüberes Licht. An eine Verfahrenseinstellung ist angesichts der neuen Faktenlage nicht zu denken.