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Fußball-WM-Qualifikation der Frauen
Belarus nicht ausgeschlossen

Vor gut drei Wochen gaben FIFA und UEFA bekannt, russische Teams von allen Wettbewerben bis auf Weiteres auszuschließen. Für Russlands Verbündeten Belarus gilt das nicht. Im April soll nun die Frauen-Nationalmannschaft von Belarus in der WM-Qualifikation antreten.

Von Jessica Sturmberg |
Anastasiya Linnik, Spielführerin von Belarus, im Qualifikationsspiel für die Fußball-WM 2023 gegen die Niederlande
Weiter in der WM-Qualifikation dabei: Spielführerin Anastasiya Linnik und die Mannschaft von Belarus (Sergei Sheleg/BelTA Pool Photo via AP)
Für den 7. April ist das Spiel Belarus gegen Island angesetzt. Es ist das dritte Spiel der Belarusinnen in der Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland. Zuletzt waren sie im November im Einsatz und sind aktuell Vorletzte in der Gruppe C.
Sowohl FIFA als auch UEFA haben belarusische Teams bisher nicht ausgeschlossen. Das UEFA Exekutivkomitee hatte lediglich entschieden, dass Heimspiele von belarusischen Teams auf neutralem Boden und ohne Zuschauerinnen und Zuschauer stattfinden sollen. So soll die Partie der belarusischen Frauen am 7. April nun in Belgrad ausgetragen werden.
Wie die Wahl auf Belgrad fiel
Laut isländischem Fußballverband KSÍ gab es mehrere Vorschläge für den Austragungsort, von denen die UEFA am Ende die serbische Hauptstadt auswählte.
Serbien hält historisch enge Beziehungen zu Russland, ist abhängig von russischem Gas und Öl. Die UN-Resolution gegen den russischen Einmarsch hat das Land unterzeichnet, beteiligt sich aber nicht an Sanktionen. Bei der Leichtathletik-Hallen-Weltmeisterschaft in Belgrad am vergangenen Wochenende waren ukrainische Athletinnen und Athleten ausgepfiffen worden.
 UEFA-Spitze gegen die FIFA
Warum sowohl die FIFA als auch die UEFA Belarus – anders als Russland – bisher nicht ausgeschlossen haben, dazu machten die beiden Verbände keine Angaben. Vier Tage nach Kriegsbeginn hatte das Internationale Olympische Komitee den Sportverbänden empfohlen, Russland und Belarus auszuschließen, da sich Belarus am russischen Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Der Empfehlung waren fast alle Verbände gefolgt.
Die UEFA verweist auf Anfrage des DLF darauf, dass sie im Fall von Belarus den neutralen Austragungsort und den Zuschauerausschluss beschlossen hat und teilt zudem mit:
"Nach unserem Kenntnisstand ist die UEFA die erste und bisher einzige Fußballorganisation, die eine Entscheidung gegen Belarus getroffen hat. Die FIFA hat dies bisher nicht getan."
Das hat der Weltverband indirekt bestätigt. Die Presseabteilung der FIFA verweist als aktuellen Stand auf ihre Mitteilung vom 28. Februar, in der sie nur über den Ausschluss Russlands informierte.
Über Solidaritätszeichen wird noch entschieden
Die UEFA weist darüber hinaus noch darauf hin, dass ihr Exekutivkomitee momentan immer wieder außerordentliche Sitzungen abhalte, auf denen die jeweilige Lage bewertet und Entscheidungen gegebenenfalls angepasst würden.
Heißt: Bis zum 7. April und dem Spiel Belarus gegen Island kann noch viel passieren. Einen möglichen Boykott erwägt das isländische Team aktuell nicht. Der Verband hätte aber einem Spiel auf belarusischem Territorium nicht zugestimmt, teilte er mit. Ob es vom Gruppenzweiten in Belgrad ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine geben wird, wird noch entschieden.