"Die Angebote der Sender, besonders aus den fünf großen europäischen Ländern, sind immer noch sehr enttäuschend und einfach nicht akzeptabel", schrieb der FIFA-Präsident bei Instagram mit Blick auf die Vergabe der TV-Rechte an der WM 2023 in Australien und Neuseeland. Mit den fünf großen Ländern sind üblicherweise Deutschland, Frankreich, England, Italien und Spanien gemeint.
Infantino: "Öffentlich-rechtliche müssen Worten Taten folgen lassen"
Infantino nahm besonders öffentlich-rechtliche Sender in die Pflicht. Diese müssten nun ihren Worten Taten folgen lassen, nachdem sie häufig die fehlende gleiche Bezahlung von Spielerinnen und Spielern kritisiert hätten. Die FIFA habe einen ersten Schritt getan und die Preisgelder deutlich erhöht, auch wenn sie noch nicht denen der Männer entsprechen, sagte Infantino. Das sei aber das Ziel. Einige öffentlich-rechtliche Sender würden jedoch nur ein bis zehn Prozent dessen bieten, was sie für die Männer-Turniere bezahlen.
"Es ist unsere moralische und rechtliche Verpflichtung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen", schrieb Infantino. "Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben." Ein weiteres Druckmittel der FIFA könnte die neue eigene Videoplattform FIFA+ sein, mit der sie bei einer fehlenden Einigung Bilder dort verbreiten könnte, wo keine Verträge entstehen.
ARD und ZDF: "Bieten marktgerechte Preise"
In Deutschland hatte das ZDF bereits vor Infantinos Äußerungen erklärt, dass man das Turnier zeigen wolle. Aber: "Die Angebote des ZDF für den Erwerb von Sportrechten orientieren sich unter anderem maßgeblich am Marktpreis für das jeweilige Sportrecht. Der Marktwert kann unter Umständen erheblich von der preislichen Erwartungshaltung von Rechtevermarktern abweichen."
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky sprach in der FAZ ebenfalls von einem "marktgerechten Angebot" der ARD. "Im Übrigen hindert kein Fernsehsender und keine Rundfunkanstalt einen Verband daran, die erzielten Gesamterlöse aus der Vermarktung seiner Medienrechte an seinen diversen Frauen- und Männer-Wettbewerben angemessen gleichberechtigt zu verteilen."
Die FIFA warnte selbst vor den Anstoßzeiten für den europäischen Markt
Ein Problem für die europäischen Sender ist der Austragungsort, die Zeitverschiebung ist groß. So spielt das deutsche Team in der Vorrunde werktags um 10.30 Uhr, 11.30 Uhr und 12 Uhr MESZ. Spanien ist teils um 9 Uhr dran. Doch es gibt auch noch zahlreiche Termine mitten in der Nacht, und auch diese Spiele kaufen die Sender mit.
Dass das ein Problem ist, erklärte die FIFA selbst in einem Prüfbericht zu den vorliegenden Bewerbungen. Zu Australien und Neuseeland hieß es damals, dass die Zeiten den asiatischen Markt sehr ansprechen würden. "Dagegen könnte in Europa ein relativer Rückgang der Zuschauerzahlen zu erwarten sein", schrieb die FIFA damals.
FIFA will auch fernab der Männer-WM Geld verdienen
Bei dieser WM werden erstmals die Turniere der Männer und Frauen getrennt verkauft. Die FIFA will aus dem Vier-Jahres-Rhythmus beim Geldverdienen raus in dauerhafte Einnahmen. Die generelle Aufwertung der Frauen-WM ist dabei ein Teil der Strategie, genau wie die Ausweitung der Klub-WM der Männer. Die Ausschreibung der Medienrechte für Deutschland wurde relativ spät vorgenommen, offiziell am 12. Januar 2023. Die Frist zur Abgabe von Angeboten endete erst am 14. Februar 2023.
Deutschland bewirbt sich derweil mit Belgien und Niederlande um die WM 2027. Konkurrenz kommt aus Südafrika, Brasilien sowie gemeinsam aus den USA und Mexiko.