Samstag, 20. April 2024

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TV-Rechte für Frauen-WM 2023
Medienpolitikerin Raab (SPD) kritisiert "Profitgier" der FIFA

Drei Monate vor Beginn der Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland sind die TV-Rechte noch nicht vergeben. Es liege nahe, dass es der FIFA um Gewinnmaximierung ginge, kritisiert SPD-Medienpolitikerin Heike Raab und nimmt die öffentlich-rechtlichen Sender in Schutz.

Heike Raab im Gespräch mit Christian von Stülpnagel | 22.04.2023
Fußball-Nationalspielerin Jule Brand
Noch ist unklar, welcher Sender die FIFA Frauen-WM im Sommer und die Spiele des deutschen Teams, hier Nationalspielerin Jule Brand, überträgt. (IMAGO / ActionPictures)
Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen findet vom 20. Juli bis zum 20. August in Australien und Neuseeland statt. Wer die Spiele übertragen wird, ist allerdings nach wie vor ungeklärt. Der Fußball-Weltverband FIFA hat die Übertragungsrechte noch nicht vergeben.
Die FIFA vergibt die Rechte an der Frauen-WM für den deutschen Markt erstmals separat und nicht in einem Gesamtpaket mit der Weltmeisterschaft der Männer, und hat dabei auch die zuletzt gestiegene Popularität des Frauenfußballs im Blick: Das Finale der EM 2022 zwischen Deutschland und England war mit einer Einschaltquote von durchschnittlich 17,9 Millionen Menschen in der ARD die meistgesehene Sportsendung des Jahres.
Die FIFA begründete die noch ausstehende Rechtevergabe zuletzt damit, dass es keine Angebote gegeben habe, "die das größte Frauenfußballturnier der Welt in seinem wahren Wert anerkennen".

ARD-Sportkoordination: "Marktgerechtes Angebot platziert"

"ARD und ZDF haben im Rahmen dieser Ausschreibung ein marktgerechtes Angebot platziert", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zuletzt gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die öffentlich-rechtlichen Sender würden sich wie üblich bei Rechtevergaben "an Marktgegebenheiten orientieren und nicht verbandsseitige Forderungen bedienen", sagte Balkausky. Eine Entscheidung im Rechtepoker dürfe wegen der "logistischen, produktionellen und programmlichen Vorbereitung" nicht mehr "allzu lange" auf sich warten lassen. 

Schult: "Obszönes Spiel der FIFA"

Die langjährige Nationaltorhüterin Almuth Schult hatte die Verhandlungstaktik des Weltverbandes im Players-Podcast deutlich kritisiert: "Die FIFA spielt ein obszönes Spiel." FIFA-Chef Gianni Infantino wolle sich mit seinem vorgeblichen Einsatz für Gleichberechtigung nur profilieren, wälze aber die Verantwortung auf die TV-Sender und deren Zahlungsbereitschaft ab, so Schult. Dass Medienrechte drei Monate vor Turnierbeginn noch nicht vergeben sind, sei bei einem Männerturnier nicht vorstellbar.

SPD-Medienpolitikerin Raab kritisiert "Profitgier" der FIFA

Auch Heike Raab, Staatssekretärin in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei, kritisierte im Deutschlandfunk den Fußball-Weltverband, aus ihrer Sicht der Hauptschuldige für die Hängepartie bei der Rechtevergabe. Es liege nahe, dass es dem Fußball-Weltverband FIFA um Gewinnmaximierung gehe, sagte Raab, die auch Bevollmächtigte für Europa und Medien ist. Aus Raabs Sicht hätten die Weltmeisterschaften von Männern und Frauen auch wieder gemeinsam vermarktet werden können.
"Die FIFA trägt auch die Verantwortung für den Fußball insgesamt und nicht nur für die eigene Profitgier", sagte Raab und forderte mehr Transparenz bei den Verhandlungen und der Vergabe.
Sie sei Frauenfußball-Fan, erklärte SPD-Medienpolitikerin Heike Raab. Deshalb würde sie sich freuen, wenn es gelänge, einen vernünftigen Vertragsabschluss hinzubekommen. Einen Betrag, den die öffentlich-rechtlichen Sender für das Recht zur Übertragung des Turniers zahlen sollen, wollte sie nicht nennen.

Rechte für FIFA Frauen WM: Kein "koste es was es wolle"

Für ARD und ZDF, die die vergangenen Turniere übertragen haben, zeigte sie Verständnis: Verhandlungen mit dem Riesen FIFA seien sicher nicht einfach. Und es gelte auch nicht "koste es, was es wolle" im Bezug auf die Rechte. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse wirtschaftlich effizient und sparsam arbeiten – unabhängig vom Geschlecht der Sportler.
Außerdem sagte Raab, dass auch andere Sportarten als der Fußball einen ebenso großen Raum bräuchten. Den müssten die Sender ebenfalls bieten.