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Norwegens Verbandspräsidentin
Klaveness kandidiert für den UEFA-Vorstand

Lise Klaveness hat eine Kandidatur für das UEFA-Exekutivkomitee angekündigt. Die Präsidentin des norwegischen Fußballverbands steckt dabei allerdings in einem Dilemma.

Von Chaled Nahar | 19.01.2023
    Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness
    Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness (IMAGO / Bildbyran / IMAGO / VEGARD GRoTT)
    Beim jährlichen UEFA-Kongress stehen am 5. April 2023 in Lissabon wichtige Wahlen auf der Tagesordnung. Die wichtigste ist längst entschieden: Aleksander Ceferin aus Slowenien tritt ohne Gegenkandidat zu seiner dritten und letzten Amtszeit als UEFA-Präsident an. Bei einigen anderen Wahlen ist die Lage weniger eindeutig. Eine davon will die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness gewinnen - doch welche?

    Klaveness - Bewerbung um den Quotenplatz oder nicht?

    Klaveness bestätigte dem norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK, dass sie sich um einen Platz im UEFA-Exekutivkomitee bewirbt. "Nach vielen Diskussionen mit dem Vorstand haben wir uns darauf geeinigt, dass wir es versuchen - auch wenn es schwierig wird", zitiert der Sender Klaveness.
    Beim kommenden UEFA-Kongress werden turnusgemäß acht Plätze im Exekutivkomitee neu gewählt. Doch nicht alle Plätze haben dieselben Voraussetzungen.
    • Sieben Plätze sind gewöhnliche Mitgliedschaften im Exekutivkomitee. Alle Personen, die in einem Mitgliedsverband der UEFA ein Amt als Präsidentin/Präsidentin oder Vize-Präsident/Vize-Präsidentin halten, dürfen sich zur Wahl stellen, also auch Klaveness.
    • Ein Platz ist für eine Frau reserviert, ohne dass eine weitere Voraussetzung gelten würde.
    Klaveness steht nun vor einem Dilemma: Für welchen dieser Plätze soll sie sich bewerben?

    Als Verbandspräsidentin mit Anspruch auf einen der regulären Plätze

    Der per Quote festgelegte Frauenplatz ist möglicherweise recht leicht für Klaveness zu erreichen. Aktuell hält Florence Hardouin aus Frankreich diesen Platz. Doch im Zuge des Skandals um Machtmissbrauch im französischen Verband wurde Hardouin vorsorglich von ihrem Amt als Generaldirektorin suspendiert. Sie erlitt zudem kurz darauf einen Herzinfarkt und ihre Amtszeit in der UEFA endet beim Kongress 2023, über den Quotenplatz wird also abgestimmt. Doch ist das der Sitz, den Klaveness will?
    Als Präsidentin des norwegischen Verbandes will sie auf Augenhöhe mit den anderen Mitgliedern agieren, die ebenfalls Präsidenten oder Vize-Präsidenten ihrer Verbände sind. Aus ihrem Amt heraus ergibt sich der logische Anspruch auf einen der regulären Plätze, die derzeit ausschließlich von Männern besetzt sind. Die Konkurrenz um diese Plätze ist aber ungleich stärker, vor allem ist sie männlich und gut vernetzt. Die Frist für Bewerbungen läuft bis zum 5. Februar.

    UEFA-Exekutivkomitee - 19 Männer und eine Frau

    Das Exekutivkomitee besteht aus den 16 gewählten Mitgliedern mit mindestens einer Frau. Hinzu kommen der UEFA-Präsident sowie zwei Vertreter der Klubvereinigung ECA und ein Vertreter des europäischen Ligenverbands. Auf diese Weise sind 19 der 20 Plätze von Männern belegt.
    Laut NRK reiste Klaveness vergangene Woche nach Slowenien, um mit UEFA-Präsident Ceferin über dessen Sicht der Dinge zu sprechen. "Immerhin leitet er diese Organisation, hat große Unterstützung in Europa und wird wiedergewählt", sagte Klaveness bei NRK. "Es war mir wichtig, mit ihm zu sprechen, bevor ich sage, dass ich für ein Amt kandidiere." Unterstützung des Präsidenten ist hilfreich bei einer solchen Wahl. Ob Ceferin sie bei ihrer Wahl unterstützt oder nicht, habe sie in Slowenien nicht erfahren, sagte sie.

    Skandinavien drängt in die Gremien

    Mit Karl-Erik Nilsson (Schweden) Und Jesper Möller (Dänemark) sitzen bereits zwei skandinavische Vertreter im UEFA-Exekutivkomitee. Möller könnte in Lissabon zur Wiederwahl antreten, Nilsson ist bis 2025 gewählt, wird dann aber wohl abtreten. Mit Ari Lahti (Finnland) fordert ein weiterer Skandinavier den Ungarn Sandor Csanyi um den Posten des europäischen FIFA-Vizepräsidenten heraus.
    Der Schwede Nilsson, der auch 1. Vizepräsident der UEFA ist, kündigte seine Unterstützung für Klaveness an. Doch er dämpfte auch die Erwartungen. "Es ist klar, dass es ein Wettbewerb ist. Es gibt 55 Mitgliedsverbände in der UEFA und eine deutlich geringere Anzahl von Plätzen", sagte er dem schwedischen Portal "Fotbollskanalen". "Daher ist der Wettbewerb hart und es muss auch europaweit ein Gleichgewicht geben. Es gibt jetzt einige von uns aus den nordischen Ländern, die kandidieren. Daher ist klar, dass es einen harten Wettstreit geben wird."

    Eine andere Frau will fernab der Quote in den FIFA-Rat

    Mit Debbie Hewitt, Vorsitzende des englischen Verbands FA, will eine weitere Frau ohne Quotenregelung in ein wichtiges Gremium. Hewitt peilt den Platz als FIFA-Vizepräsidentin an, der für die vier britischen Verbände reserviert ist. Dieser Sitz wird ebenfalls beim UEFA-Kongress vergeben, Hewitt geht in eine Kampfabstimmung gegen David Martin aus Nordirland.
    Aus Deutschland bewerben sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf für den FIFA-Rat und DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke für das UEFA-Exekutivkomitee. Beide treten nur für eine halbe Amtszeit an, nach dem Führungswechsel im DFB stimmten Peter Peters (FIFA-Rat) und Rainer Koch (UEFA-Exekutivkomitee) zu, ihre 2021 erlangten Posten abzugeben.